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ALTENKUNSTADT: Schönste Tropfsteinhöhle Thüringens

ALTENKUNSTADT

Schönste Tropfsteinhöhle Thüringens

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    Mutter Natur kreativ: Aus dem Muschelkalk der Schalkauer Platte mit der Bleßberghöhle hat sich im Laufe vieler Jahrtausende im Erdinneren Sinter gebildet. Ursache dafür ist das Wasser, das ins Erdinnere sickert. Zur Veranschaulichung hatte Rolf Babucke einen Sinterklumpen und eine Probe des ursprünglichen Muschelkalks mitgebracht.
    Mutter Natur kreativ: Aus dem Muschelkalk der Schalkauer Platte mit der Bleßberghöhle hat sich im Laufe vieler Jahrtausende im Erdinneren Sinter gebildet. Ursache dafür ist das Wasser, das ins Erdinnere sickert. Zur Veranschaulichung hatte Rolf Babucke einen Sinterklumpen und eine Probe des ursprünglichen Muschelkalks mitgebracht. Foto: Fotos: Bernd Kleinert

    „Als man mich am 1. April 2008 anrief und aufforderte, sofort zum Bleßberg-Tunnel zu kommen, hielt ich das für einen Aprilscherz“, erinnert sich Höhlenforscher Rolf Babucke aus Meschenbach im Landkreis Sonneberg. Doch es war kein Scherz. Im Rahmen des Neubaus der ICE-Strecke Nürnberg-Erfurt-Leipzig hatte man beim Tunnelbau im Trassenabschnitt Ebensfeld – Erfurt eine Höhle entdeckt. „Aber nicht irgendeine, sondern die schönste Tropfsteinhöhle Thüringens.“

    Bei einem Vortrag der Bezirksgruppe Burgkunstadt/Altenkunstadt des Colloquium Historicum Wirsbergense (CHW) im Kulturraum der ehemaligen Synagoge in Altenkunstadt informierte Rolf Babucke, über die Jahrhundertentdeckung. Er untermalte seine Ausführungen mit atemberaubenden Bildern und Videoclips.

    „Am 30. März 2008 stießen die Mineure im Tunnel auf einen Hohlraum unbekannten Umfangs“, berichtete Babucke. Mit etwa 500 Kubikmetern Beton hätten sie versucht, ihn zu verfüllen, doch die Masse sei wirkungslos in der Höhle verschwunden. Daraufhin habe man Höhlenforscher zur Erkundung hinzugezogen. „Am 3. April 2008 durften die Experten für drei Stunden die Höhle erkunden. Dabei entdeckten sie Räume ungeahnten Ausmaßes mit in Deutschland noch nicht gesehenen Versinterungen“, erklärte Babucke, der seit 35 Jahren Höhlen erforscht. Der Zugang zum Höhlensystem sei mit 900 Kubikmetern Beton verschlossen worden. „Die Deutsche Bahn verhängte eine Nachrichtensperre und nach kurzer Unterbrechung wurde der Tunnel-Vortrieb wieder aufgenommen.“ Aber schon nach einigen Metern sei man erneut auf Hohlräume gestoßen. „Jetzt hatte man die Ostteile der Höhle entdeckt.“

    „Es war einfach fantastisch. Sogar weiße Sinter-Gardinen mit Faltenwurf hat Mutter Natur kreiert.“

    Rolf Babucke Höhlenforscher

    Am 12. und 13. April durften jeweils sechs Höhlenforscher zur Erkundung und Vermessung in die Höhle einfahren. Die Ergebnisse habe man dem Landesbergamt und der Deutschen Bahn zur Verfügung gestellt. Am 28. Mai seien im Zuge der Tunnelarbeiten etwa 70 Meter vor dem Südportal erneut Hohlräume angeschnitten worden. Die „Bleßberghöhle Zwei“ war entdeckt: „Nicht ganz so groß, nicht sehr versintert, aber stark verbrochen“. Im Januar 2009 sei der Westteil der Höhle mit einem Volumen von 20 000 Kubikmetern noch einmal vom Tunnel aus zugänglich gemacht worden. „Minister, Bergamt, Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie, Thüringer Höhlenverein, Kommunalpolitiker sowie Presse und Fernsehen durften noch einmal die imposanten Räume und Sintergebilde bestaunen“, erklärte der Referent.

    Besonders faszinierten von der Decke herabwachsende „Makkaroni-Stalaktiten“. Diese dünnen, langen Tropfsteingebilde sind sehr empfindlich. „Die Natur hat hier wahre Kunstwerke geschaffen“. Die Höhlenforscher staunten über einen Schwanenhals, sahen eine sitzende Sphinx und bewunderten eine Harfe. „Es war einfach fantastisch“, schwärmte Babucke. „Sogar weiße Sinter-Gardinen mit Faltenwurf hat Mutter Natur kreiert.“ Kathedralenartige Räume prägen den Westteil der Höhle. 75 Meter lang und neun Meter tief ist der unterirdische See.

    Saueres Wasser löst den Kalk

    Bevor die Bleßberghöhle am 28. Januar 2009 mit einer Plombe geschlossen wurde, hatten Experten ihr Proben und besonders gestaltete Tropfsteine entnommen. Darunter auch die sogenannte „Hochzeitstorte“, ein zweieinhalb Tonnen schwerer, mehrstöckiger Stalagmit, dessen weiße Absonderungen von Calciumcarbonat an Zuckerguss erinnern.

    Der Referent erläuterte auch Topografie und Geologie der Schalkauer Muschelkalkplatte, zu der auch die Bleßberghöhle gehört. Als Hauptursache für die Karsterscheinungen nannte er das Wasser. In sogenannten Bachschwinden versickerten oft ganze Gewässer im Untergrund. Das kohlensäurehaltige Wasser verändere leicht wasserlösliches Gestein, darunter auch Kalk. „Dies führt zur Bildung von Höhlen, Erdfällen und von Versinterungen.“ Der Referent zeigte Aufnahmen von Baustellen entlang der ICE-Strecke Ebensfeld – Erfurt („Ihr haben wir schließlich die Entdeckung der Bleßberghöhle zu verdanken“) sowie von imposanten Bauwerken wie der Froschgrundsee-Brücke und dem Bleßberg-Tunnel. Ein Videofilm mit dem Titel „Abschied vom Ostteil der Bleßberghöhle“ rundete den Abend ab.

    Namens der vielen Zuhörer, die den Kulturraum komplett füllten, bedankte sich Jutta Löbling, Vorsitzende der CHW-Bezirksgruppe, bei Rolf Babucke für die „aufregende Reise in das Innere der Erde“.

    Weitere CHW-Vorträge

    Mit dem Vortrag „Schuhe machen Leute: Eine Literatur- und Kulturgeschichte des Schuhes“ setzt die CHW-Bezirksgruppe Burgkunstadt/Altenkunstadt am Mittwoch, 25. Februar, ihr Veranstaltungsprogramm fort. Es referiert Professor Ralf Georg Czapla aus Heidelberg. Beginn ist um 19 Uhr im Hotel „Gondel“ in Altenkunstadt.

    Mit dem Thema „Emanuel Osmund aus Altenkunstadt – Freund Jean Pauls und erfolgreicher Geschäftsmann“ beschäftigt sich Professor Günter Dippold aus Lichtenfels bei einem Vortragsabend am 20. März um 19.30 Uhr im Kulturraum der ehemaligen Synagoge.

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