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Leserforum: Wie sollen wir Hausärzte in die Region bekommen, wenn wir ihnen nicht mal ihren Urlaub gönnen?

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Leserforum: Wie sollen wir Hausärzte in die Region bekommen, wenn wir ihnen nicht mal ihren Urlaub gönnen?

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    Wiederholt wurde gerade unsere Praxis mit Bild und großem Artikel negativ dargestellt. Ich möchte dazu Stellung nehmen:

    1. Dem Artikel ist zu entnehmen, dass die Urlaubsplanung der Arztpraxen ohne vorherige Absprache stattfindet. Dies ist falsch. Tatsächlich müssen die Arztpraxen ihren Urlaub der Kassenärztlichen Vereinigung melden und müssen einen Vertreter benennen. Wir haben unseren gesamten Jahresurlaub bereits am 4.1.2015 allen Kollegen, mit Ausnahme von Kollegen Herrn Christopher Kirsten, gemeldet. Die Nachweise hierfür können wir vorlegen. Wir bekamen eine Zusage der Vertretung von Frau Kollegin Dr. med. Hufenbeck sowie Frau Dorjpagma Badam.

    Vier bis fünf Wochen vor Urlaubsbeginn informierte unsere Praxis alle Kollegen nochmals per Fax über die Praxisschließung. Erst fünf Wochen vor Pfingsten berichtete die Praxis von Herrn Farhad Daneschwar und Dr. med. Berit Winter über ihren geplanten Urlaub und Frau Dorjpagma Badam sagte die Vertretung ab. Die Praxis der Kollegen Dr. Müller sicherte die Vertretung für die zweite Pfingstferienwoche zu.

    Unser letzter Praxisurlaub fand vor 12 Wochen statt. Während dieser Zeit haben wir mehr als vier Wochen lang alle Praxen vertreten. Während der Weihnachtsfeiertage hatten wir ebenfalls durchgehend geöffnet.

    2. An dieser Stelle möchte ich mich bei unseren Praxismitarbeiterinnen und unseren ärztlichen Praxiskollegen/-innen sowie insbesondere bei meinem Kollegen Herrn Thomas Mirwald herzlich bedanken, denn es ist unglaublich was diese an Herzblut und Arbeitskraft einbringen. Unser Praxisteam hat sich seinen Urlaub verdient. 3. Hausärztemangel - Licht und Schatten. Was wir hier in aller Deutlichkeit spüren, ist das Ergebnis eines eklatanten Hausärztemangels. Ich habe bereits 2008 die Weiterbildungsinitiative Lichtenfels initiiert, um Hausärzte auszubilden und diese in unsere schöne Heimat zu ziehen. Vielen Dank an die ärztlichen Kollegen und vor allem auch nichtärztlichen Mitarbeitern der Weiterbildungsinitiative Lichtenfels (www.weiterbildungsinitiative-lichtenfels.de). Unser Weiterbildungsverbund war der erste in Bayern und wurde zum Vorbild für alle Weiterbildungsverbünde in Bayern.

    Ein weiterer Lichtblick war die Eröffnung der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung in Burgkunstadt 3/2014. Nach anfänglichen Schwierigkeiten konnte mit Hilfe unseres ehemaligen Bürgermeisters Heinz Petterich und schließlich der Unterstützung unserer Bürgermeisterin Christine Frieß, unseren Stadträten sowie Herrn Bernhard Betz von der Stiftung-Baur sowie Dr. med. Jörg Cuno das Projekt SAPV verwirklicht werden. Die SAPV erbringt eine wirkliche Erleichterung der hausärztlichen Versorgung.

    Ein weiterer Hoffnungsfunke war 2015 die Niederlassung der hausärztlichen Internistin Frau Dorjpagma Badam in Altenkunstadt, die bei mir ihre Ausbildung in unserer Praxis in Altenkunstadt angefangen hatte und die ich schließlich 2014 zur Niederlassung motivieren konnte. Herzlichen Dank der Gemeinde Altenkunstadt und deren Bürgermeister Herrn Robert Hümmer für ihre Unterstützung unserer hausärztlichen Versorgung.

    4. Ganz persönliche Worte: Mir liegt die Versorgung unserer Patienten am Herzen. Wenn unsere Praxis, wie nun wiederholt geschehen, negativ in die Schlagzeilen gerät, trifft mich dies mitten ins Herz – es macht mich traurig. Man stellt sich persönlich in Frage…

    Wir kämpfen mit Budgets, Bürokratiewahnsinn, Regressdrohungen rauf und runter, weil gerade unsere Praxis insbesondere chronische Patienten, schwerstkranke Patienten, Heimpatienten, schwerstbehinderte Patienten und Sterbepatienten versorgt. Wir versorgen Patienten, die – völlig zurecht – sehr viel Zeit in Anspruch nehmen.

    Ich bin Hausarzt hier in meiner Heimat, seit knapp 20 Jahren, aber die immense Arbeitszeitbelastung von über 50 Wochenstunden, Nachtdiensten, etc. bringen mich an ein Limit – mehr kann ich nicht leisten und ein „Noch-mehr“ mute ich unserem Praxisteam nicht zu. Offensichtlich sieht dies die Öffentlichkeit aber anders, die Presse hat nun wiederholt mit Bild, gerade unsere Praxis öffentlich diskreditiert.

    Ich bitte Sie, liebe Patienten, um ihre Unterstützung, denn ohne Ihre Unterstützung stelle ich mein Hausarztdasein mittelfristig in Frage…

    Die Versorgung meiner Patienten liegt mir am Herzen. Wenn jedoch Staat (Bürokratiewahnsinn), Kassen (Hausarztverträge!), KVen (kontinuierliche Regressgefahr bei der Versorgung Schwerstkranker), nun auch noch die Öffentlichkeit dies nicht mehr wünschen bzw. immer mehr Sand ins Getriebe streuen, klebe ich nicht an meinem „Hausarztstuhl“ fest!

    Aber jetzt kommen Sie dran…

    Bitte schreiben sie Ihren Leserbrief!

    Wie sollen wir zusätzliche Hausärzte in unsere Gegend bekommen, um Ihre ärztliche Versorgung zu verbessern, wenn wir denen noch nicht mal ihren Urlaub gönnen?

    Was ist Ihre Meinung? Hat jemand konstruktive Vorschläge?

    Dr. med. Marc Wittmann

    Facharzt für Innere- und Allgemeinmedizin, Notfallmedizin, Sportmedizin, Ernährungsmedizin und Palliativmedizin, Burgkunstadt

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