Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Obermain
Icon Pfeil nach unten
Altenkunstadt, Burgkunstadt, Weismain
Icon Pfeil nach unten

BURGKUNSTADT: Altstadt auf Burgsandstein erbaut

BURGKUNSTADT

Altstadt auf Burgsandstein erbaut

    • |
    • |
    Interessante Zeitreise: Über die geologische Beschaffenheit der Felsböschung entlang der Christuskirche informierte Dr. Friedrich Leitz (links) bei einer Exkursion der CHW-Bezirksgruppe.
    Interessante Zeitreise: Über die geologische Beschaffenheit der Felsböschung entlang der Christuskirche informierte Dr. Friedrich Leitz (links) bei einer Exkursion der CHW-Bezirksgruppe. Foto: Fotos: Bernd Kleinert

    „Ich gehe jeden Tag an den Felsen vorbei, ohne von deren geologischer Bedeutung auch nur etwas zu ahnen“, sagt Pfarrer Heinz Geyer. Der Seelsorger der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde ist nicht nur Teilnehmer, sondern auch Co-Referent bei der geologisch-landschaftskundlichen Exkursion, mit der die Bezirksgruppe Burgkunstadt/Altenkunstadt des Colloquium Historicum Wirsbergense ihr Winterprogramm eröffnete. Der eineinhalbstündige Rundgang zum Thema „Die Felsen an der Burgkunstadter Christuskirche“ wurde von Dr. Friedrich Leitz aus Redwitz geleitet.

    „Die gesamte Altstadt von Burgkunstadt ist auf Burgsandstein gebaut“, er-klärte der Geologe. Benannt sei der Burgsandstein allerdings nicht nach der Schuhstadt, sondern nach der Nürnberger Burg. Später sei der Name auf ganz Franken übertragen worden. Der Referent stellte den knapp 50 Teilnehmern die Felsböschung entlang der Christuskirche vor, wo ein Teil des Burgsandsteins freigestellt ist. Auf dieser Teilformation aus der Zeit des fränkischen Keupers vor etwa 215 Millionen Jahren wurde Leitz zufolge die „Obere Stadt“ der Schuhstadt gegründet.

    Das Besondere am Burgsandstein in diesem Bereich sei die Anreicherung durch Dolomit, der hier als Bindemittel diene. Reich an Strukturen ist die Felsböschung. Der Geologe zeigte den Teilnehmern in verschiedene Richtungen verlaufende Schichtfugen und -streifen. An anderen Stellen lassen sich keilförmige Fugen wie auch runde Formen entdecken: „Das ist merkwürdig, denn gute Steine spalten eckig und nicht rundlich.“ Rippen und Spalten ließen darauf schließen, dass hier einst Wasser geflossen sei. Hinzu kämen Strukturen, die durch Erosion und erneute Ablagerungen von Sandbänken, Tonschichten und den sogenannten Caliche-Krusten entstanden sind.

    Imposant die Verwitterungsformen, wie man sie im Weißen Jura der Fränkischen Schweiz findet. Leitz stellte klaffende Spalten in der Felsböschung vor, aus denen sich kleine Höhlen entwickeln können: „Hier zeigen sich die Kräfte der jüngsten Erdgeschichte.“ Anschaulich erläuterte der Geologe, wie Sandstein und Dolomit entstehen. Dieser ist benannt nach dem französischen Geologen Deodat de Dolomieu, als das Gestein vor 200 Jahren als eigenständiges Mineral erkannt wurde.

    Lebensmittel und Bier gelagert

    Thomas Weber informierte über die Felsenkeller in der Rangengasse, auf denen die Christuskirche steht. Die in Fels gehauenen Räume hätten früher der Vorratshaltung und der Kühlung gedient. Neben Naturalien sei dort auch Bier gelagert worden. „Allerdings hat man Keller auch deshalb gegraben, weil der Sand als Baustoff benötigt wurde.“ Die Räume führten teils bis zu 30 Meter in die Tiefe: „Manche verzweigen sich, und aus einem Keller werden zwei.“

    Weißjura-Dolomit aus dem Kleinziegenfelder Tal kam beim Bau der Christuskirche zum Einsatz, über deren Geschichte Pfarrer Heinz Geyer informierte. Während der Reformation war dem Geistlichen zufolge fast ganz Burgkunstadt evangelisch. Dies habe sich im Zuge der Gegenreformation jedoch rasch wieder geändert, und um 1800 soll es in der Schuhstadt nur noch einen protestantischen Bürger gegeben haben. Ende des 19. Jahrhunderts hätten sich wieder etliche evangelische Familien angesiedelt: „Ihr sehnlichster Wunsch war ein eigenes Gotteshaus.“

    Ein Geselligkeitsverein sei gegründet worden, der den Kirchbaugedanken aufgriff. „Der Familie Weber haben wir zu verdanken, dass unsere Christuskirche in der Rangengasse steht“, erklärte Geyer. „Das Gotteshaus sollte ein Pendant zur katholischen Kirche und zur Vogtei bilden.“ Die Einweihung am 20. Oktober 1935 mit mehr als 20 evangelischen Geistlichen wurde dem Pfarrer zufolge zu einem Fest für ganz Burgkunstadt: „Die Glocken der katholischen Pfarrkirche läuteten, und viele Katholiken feierten mit ihren evangelischen Glaubensbrüdern und -schwestern das Ereignis.“

    Seelsorglich betreut wurden die Burgkunstadter Protestanten von der alten Mutter-Kirchengemeinde Strössendorf. „Als nach dem Krieg der evangelische Bevölkerungsanteil stark wuchs, wurde der Wunsch nach einem eigenen Pfarrer laut“, berichtete Geyer. 1955 sei Burgkunstadt zur selbstständigen Pfarrei erhoben worden.

    Weitere CHW-Termine

    CHW-Bezirksgruppen-Vorsitzende Jutta Löbling wies auf die nächste CHW-Veranstaltung am Freitag, 9. Oktober, um 19.30 Uhr im katholischen Pfarrsaal in Burgkunstadt hin. Robert Schäfer aus Hirschaid referiert zum Thema „Burgkunstadt – Kunstgeschichte einer Kleinstadt am Obermain“. Am 23. Oktober ist Professor Ralf Czapla aus Heidelberg bei der CHW-Bezirksgruppe zu Gast. Im Altenkunstadter Pfarrheim Sankt Kilian spricht er zum Thema „Vom Kriegsgefangenen zum Unternehmer – Friedrich Baur, eine Erfolgsgeschichte aus Burgkunstadt“. Unter dem Motto „Kunstwanderer in Franken“ beschäftigt sich Dr. Natalie Gutgesell aus Bad Staffelstein am 20. November im Burgkunstadter Pfarrsaal mit dem Leben und Wirken von Joseph Victor von Scheffel.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden