Mit dem ganz großen Geschenk zum Geburtstag hat es leider nicht geklappt: Das Grundstück am Görauer Anger bei Zultenberg ist gekauft, die Baugenehmigung ist erteilt. Nur die Finanzierung macht noch Probleme, und so wird sich die neue Bergrettungswache für die Bergwacht Kulmbach in absehbarer Zeit wohl noch nicht realisieren lassen. Gefeiert werden soll dennoch: Am Samstag, 3. Oktober, begeht die Bergwacht im Rahmen des Juraturm-Festes in Wunkendorf ein Jubiläum: 60 Jahre wird die Bereitschaft alt – und präsentiert sich jung und modern.
„Die Bergrettung ist in den letzten Jahren modernisiert worden, unsere Ausrüstung ist gut – und auch wenn es mehr sein könnte: Für Nachwuchs ist gesorgt.“ Das sagt Bereitschaftsleiter Thomas Gremer, der bei seiner Arbeit auf 16 hoch motivierte Einsatzkräfte und drei Anwärter setzen kann, die im Jahr 15 bis 20 Einsätze in einem ausgedehnten Dienstgebiet bewältigen.
„Die Bergrettung ist in den letzten Jahren modernisiert worden, unsere Ausrüstung ist gut – und auch wenn es mehr sein könnte: Für Nachwuchs ist gesorgt.“
Thomas Gremer, Bereitschaftsleiter
Die Geburtsstunde der Bergwachtbereitschaft Kulmbach schlug im Frühling 1955. Der Zweite Weltkrieg war seit zehn Jahren vorüber. Eine Generation wuchs heran, die zunehmend Gefallen fand an der Bewegung in der Natur und am Gefühl der Freiheit, das das Klettern im Fels vermittelte. Auch der nördliche Frankenjura entwickelte sich zum Klettergebiet – und damit stellten sich bald auch Fragen des Naturschutzes und der Bergrettung. Es waren der Kulmbacher Stadtrat Konrad Hetz und der damalige Kulmbacher Oberbürgermeister und Vizepräsident des BRK, Georg Hagen, die die Idee einer eigenen Bergwachtbereitschaft vorantrieben, nachdem Pläne, sich der Bergwacht Bamberg anzuschließen, verworfen worden waren. 16 junge Männer wählten am 31. Mai 1955 bei der Gründungsversammlung Konrad Hetz zum Bereitschaftleiter und Rudolf Krusche zu dessen Stellvertreter.
Auch im Winter an Skiliften im Einsatz
Bereits wenige Monate später demonstrierte die junge Truppe bei einer Schauübung ihre Einsatzbereitschaft. Schon ein Jahr später wurde ein planmäßiger Dienstbetrieb mit dem Schwerpunkt im Kleinziegenfelder Tal und im Bärental aufgenommen. Das Bärental ist heute noch die eigentliche Heimat der Bereitschaft: Bei der Herbstmühle steht die 1962 erbaute Diensthütte, von der aus die Aktiven in den Sommermonaten regelmäßig an den Wochenenden einen Bereitschaftsdienst gewährleisten.
1971 dehnten die Bergwachtler ihre Aktivitäten auch auf die Wintermonate aus: Am Skilift in Römersreuth gab es seither einen Winterrettungsdienst, der aufrecht erhalten wurde, bis der Lift vor einigen Jahren seinen Betrieb einstellte. 1973 folgte für kurze Zeit der Winterrettungsdienst am damals noch neuen Skilift in Zultenberg. Mittlerweile gibt es einen solchen Dienst auch am Skilift in Heinersreuth im Frankenwald.
Die Aktiven der Bergwacht waren gut auf ihren Einsatz vorbereitet: Sommer- und Winterrettung oder Luftrettung waren feste Bestandteile der Ausbildung. Aber auch naturschutzfachliche Fragen gehören dazu.
Kurz nach dem 40. Geburtstag der Bergwacht bahnte sich ein Generationswechsel an: 1997 wurde Thomas „Tom“ Gremer, der schon seit 1993 Bereitschaftsleiter Herbert Löffler unterstützt hatte, zum Bereitschaftsleiter gewählt. Sein Stellvertreter war zunächst Tim Petschke, ab 2002 Christoph Bär und jetzt Thomas Fischer-Feick.
In dieser Zeit hat sich auch der Bergrettungsdienst grundlegend gewandelt: „Wir haben eine zunehmende Professionalisierung“, sagt Bereitschaftsleiter Gremer. „Die Ausbildungsanforderungen sind höher geworden.“ Die Aktiven werden nicht nur vor Ort in Theorie und Praxis geschult, sondern auch im Bergwacht-Zentrum für Sicherheit und Ausbildung, einer hochmodernen Ausbildungsstätte in Bad Tölz.
Modernste Ausrüstung
Die Bereitschaft verfügt über zahlreiche technische Hilfsmittel. Neben einem geländegängigen VW-Amarok, der für den Transport von Helfern und Patienten geeignet und mit allem ausgerüstet ist, was für eine medizinische Erstversorgung nötig ist, gibt es noch ein Quad für die Fortbewegung im weglosen Gelände und einen Audi als Einsatzleiter-Fahrzeug. 16 Frauen und Männer gewährleisten eine Einsatzbereitschaft rund um die Uhr. Drei Anwärter bereiten sich derzeit auf ihren Dienst als aktive Einsatzkräfte vor.
Großes Einsatzgebiet
Das großes Dienstgebiet umfasst den Landkreis Kulmbach, Teile der Landkreise Bayreuth und Kronach und im nördlichen Frankenjura Teile des Landkreises Lichtenfels (vor allem das Kleinziegenfelder Tal und das Bärental). Das ist auch der Grund dafür, dass der Bereitschaft zum 60. Geburtstag eine Neuerung ins Haus steht: Die Umbenennung in Bergwachtbereitschaft Kulmbach-Obermain.
Bergwacht Kulmbach-Obermain
Die Aktiven der Unterorganisation des Roten Kreuzes sind im Sommer in der Hütte im Bärental und im Winter am Skilift in Heinersreuth jeweils an den Wochenenden präsent, um Hilfe zu leisten, wenn Wanderer, Radfahrer, Kletterer oder Skifahrer verunglücken.
Die Helfer sind vor allem dann im Einsatz, wenn es gilt, Verletzte aus unwegsamem Gelände zu retten – dazu gehören auch Gleitschirmflieger, die sich in Bäumen verfangen haben. Sie unterstützen Polizei und Rettungsdienste bei Vermisstensuchen oder versorgen Waldarbeiter, die an Stellen verunglücken, die mit dem Rettungsfahrzeug nicht angefahren werden können. Zu diesem Zweck ist das Einsatzfahrzeug unter anderem mit einer Winde und der sogenannten Gebirgstrage ausgerüstet.
Die Helfer haben eine notfallmedizinische-Ausbildung absolviert und bilden sich regelmäßig etwa in der Hubschrauber-Rettung und der Reanimation fort.
Mehr Informationen – auch für Interessenten an der Ausbildung – gibt es bei der Bergwacht Kulmbach-Obermain, Bergstraße 20, 95326 Kulmbach, Tel. 0171 2688447.