„Anfang der 1960-er Jahre war die Fastnacht nicht nur in Mainz eine reine Männerveranstaltung. Ich war die allererste Frau, die auf einer Narrenbühne stand. Ich war quasi die Vorprescherin für unsere Damenwelt. Ich war keine Emanze, aber durch mich fand ein Umdenken in den Vereinen statt“, sagt Margit Sponheimer selbstbewusst und froh gelaunt am Telefon. Eine Premiere feiert die Karnevalsikone, die einem Millionenpublikum aus der Fernsehsendung „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“ bekannt ist, auch in Weismain: Sie ist die erste Frau, die vom Mainleuser Carnevalsclub (MCC) mit dem Sonderorden „Der Goldene Schuh“ ausgezeichnet wird. Über die Bühne geht die Preisverleihung am Samstag, 9. Januar 2016, um 19.46 Uhr, bei der Prunksitzung des Faschingsvereins in der Weismainer Stadthalle.
Doch bevor die Prunksitzung stattfinden kann, muss erst einmal die Proklamation des neuen Prinzenpaares über die Bühne gehen. Sie findet am Samstag, 7. November, um 19.46 Uhr in der Schwarzacher Mehrzweckhalle statt. Wie alle Jahre wieder stellen sich Narren aus nah und fern die Frage: „Wer wird es denn?“ Gesellschaftspräsident Wolfgang Hartmann will nicht zu viel verraten, lässt aber durchblicken: „Nachdem sich das Kulmbacher Faschingskomitee aufgelöst hat, könnten die neuen Tollitäten aus der Bierstadt kommen.“
„Als ich dabei die Freude spürte, mit der in Franken Fasching gefeiert wird, habe ich gedacht: 'Da biste richtig!‘“
Margit Sponheimer, Karnevals-Ikone
Weismain genießt bei Pappnasen einen guten Ruf. Das verdankt die Stadt am Tor zur Fränkischen Schweiz dem Gaudiwurm, dem Kaulhaazn-Fieber im Rathauskeller und dem Weiberfasching. Nun kommt mit der Prunksitzung des MCC unter dem Motto „Fastnacht in Franken“ noch eine weitere hochkarätige Veranstaltung hinzu, die die Jurastadt endgültig zum Nabel der Narrenwelt machen soll. Was hat den MCC zum Umzug von Burgkunstadt nach Weismain bewogen? Hartmann gibt zu: „Die Halle in Weismain ist kostengünstiger“. Aber auch kleiner. Zukünftig gibt es statt 500 nur noch 250 Sitzplätze. Davon verspricht sich Hartmann einen Stimmungsschub: „Der Funke des Frohsinns kann dann besser auf das Publikum überspringen.“
Margit Sponheimer hat schon viele Auszeichnungen erhalten, darunter den renommierten Saumagenorden der Schifferstadter Karneval- und Tanzsportgesellschaft Schlotte, mit dem so illustre Persönlichkeiten, wie Altkanzler Helmut Kohl oder Fernsehkoch Horst Lichter dekoriert wurden. Jetzt kommt der „Goldene Schuh“ hinzu, zu dem die Sängerin aus der Winzergemeinde Ober-Olm in Rheinhessen wie die Jungfrau zum Kinde kam. Schmackhaft gemacht hatte ihr den Auftritt in Weismain, Dr. René Pschierer, der Bajazz mit der Laterne vom Mainzer Carneval Verein 1838, dem auch Sponheimer angehört. „Er hat mir vorgeschwärmt von seiner Preisverleihung in Burgkunstadt. Die Menschen am Obermain seien so herzlich und nett gewesen. Als mich dann auch noch Herr Hartmann mit seinem Gefolge mit einem Besuch überraschte und ich dabei die Freude spürte, mit der in Franken Fasching gefeiert wird, habe ich gedacht: 'Da biste richtig!‘“ Pschierer wird auch die Laudatio auf die Preisträgerin halten.
Seit 1998 widmet sich Sponheimer (Infobox) verstärkt der Schauspielerei und dem Chanson. Doch die Liebe zum Karneval ist nicht erkaltet. „Denn Freude zu geben, heißt für mich Freude zu erleben. Deshalb freue ich mich ganz toll darauf, in Weismain wieder einmal Karnevalsluft schnuppern zu dürfen.“
Narretei und Frohsinn bei Proklamation und Prunksitzung
Ein buntes Programm umrahmt die Inthronisation des neuen Prinzenpaares. Mit feurigen Tänzen unterhalten die Marschtanzgarde des MCC, trainiert vom Ballettstudio Doris Diroll aus Lichtenfels, und eine Tanzgruppe der Faschingsgesellschaft Hirschaid.
Elferrat Franz Besold und Edwin Jungkunz, besser bekannt als „Baaschdorfer“, glänzen mit humoristischen Einlagen. Das Lied vom MCC singen im Duett Franziska Boss aus Neuenmarkt und Gesellschaftspräsident Wolfgang Hartmann. Sitzungspräsidentin Christine Friedlein hat sich rund um das neue Prinzenpaar ein witziges Fragespiel ausgedacht. Außerdem stehen Ehrungen durch den Fastnachtsverband Franken auf dem Programm.
Kartenvorverkauf für die Prunksitzung: Er beginnt am 7. November. Tickets sind erhältlich bei der Proklamation in der Schwarzacher Mehrzweckhalle am Samstag, den 7. November, (Beginn: 19.46 Uhr), beim Cafe Besold in Weismain, Am Markt 12, Tel. (09575) 288, der Tourist-Information Weismain im Kastenhof, Tel. (09575) 92 13 29, und der Buchhandlung Friedrich in Kulmbach, Grabenstraße 4, Tel. (09221) 4776.
Margit Sponheimer: Ihre Gassenhauer, wie „Am Rosenmontag bin ich geboren“ oder „Gell, du hast mich gelle gern“, waren in den 1960-er und 1870-er Jahren Millionenerfolge. Eng befreundet war Sponheimer mit dem Fernsehmoderator und Sänger Heinz Schenk („Der Blaue Bock“), mit dem sie oft auf Tournee war. In jüngster Zeit hat sich die am 7. Februar 1943 in Frankfurt am Main geborene Künstlerin, auch als Schauspielerin und Chansonsängerin einen Namen gemacht. So stand sie als Miss Sophie in der hessischen Version von „Dinner For One“ vor den Fernsehkameras.