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ALTENKUNSTADT: Müller einst ein „unehrlicher Beruf“

ALTENKUNSTADT

Müller einst ein „unehrlicher Beruf“

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    Wie Perlen an einer Kette sind die fünf Altenkunstadter Mühlen am Mühlbach der Weismain auf der historischen Fischwasserkarte (um 1600) aufgereiht. Im oberen Bereich ist der Galgenberg mit dem Galgen zu sehen, für den die Neumühle und die Steffelmühle das Holz liefern mussten.
    Wie Perlen an einer Kette sind die fünf Altenkunstadter Mühlen am Mühlbach der Weismain auf der historischen Fischwasserkarte (um 1600) aufgereiht. Im oberen Bereich ist der Galgenberg mit dem Galgen zu sehen, für den die Neumühle und die Steffelmühle das Holz liefern mussten. Foto: red

    Ein bekanntes Kinderlied aus der Zeit der Romantik beschreibt die klappernde Mühle am rauschenden Bach. Doch gab es das darin beschriebene romantische Bild der ländlichen Idylle und des Müllerhandwerks wirklich? Seinen zweiten Vortrag zur „Geschichte der Mühlen und der Wasserkraft“ hatte der Diplom-Geograf Christoph Zahalka mit dem Titel „Von harter Arbeit zum romantischen Landschaftsbild“ überschrieben.

    Lange vor den modernen Möglichkeiten der Energiegewinnung nutzte der Mensch die Kraft des Wassers in Form von Mühlen. Die bekannteste dürfte die gewesen sein, in der Getreide zu Mehl vermahlen wurde. Darüber hinaus gab es, wie Zahalka anschaulich berichtete, eine ganze Reihe von weiteren Nutzungsmöglichkeiten. In Lohmühlen wurden Fichten- und Eichenrinden als Grundstoff für die Gerberei zermahlen. Die Wasserkraft trieb auch Stampf- und Hammerwerke an, mit denen das Material zur Glasherstellung verarbeitet wurde. Darüber hinaus dienten sie auch zur Herstellung von Waffen oder Werkzeugen. „Mit den Hammerwerken konnte nicht nur zerschlagen werden, sondern auch gemischt werden“, erläuterte Zahalka. Eine weitere Form der Mühlen waren die sogenannten Walkmühlen, die der Textilherstellung dienten. Das verfilzte Lodenmaterial wurde solange gewalkt, bis die gewünschte Dichte der Fasern erreicht wurde. Schließlich gab es noch die sogenannten Schleifmühlen, die zum Schleifen von Werkstoffen wie Natursteine oder Glas dienten.

    „Mit den Hammerwerken konnte nicht nur zerschlagen, sondern auch gemischt werden.“

    Christoph Zahalka, Diplom-Geograf

    Dass sich mit Mühlen auch Geld verdienen lässt, wollten auch die Grundherren für sich nutzen. Der Mühlenzwang oder –bann sicherte der jeweiligen Mühle das Privileg auf das alleinige Vermahlen des Getreides aller Einwohner des Bannbereichs. Das heißt, die Altenkunstadter Bauern mussten ihr Mehl auch in einer Altenkunstadter Mühle mahlen lassen. Im Jahr 1866 wurde der Mühlenbann abgeschafft.

    Im Mittelalter gehörten die Müller noch zu den „unehrlichen" Berufen, wie beispielsweise Leineweber oder Bader auch. Da sie für die Einhaltung des Mahlzwanges verantwortlich waren und auch eigenes Interesse daran hatten, hat man ihnen auch Unehrlichkeit unterstellt. „Andererseits war der Müller sehr angesehen, weil er rechnen und schreiben konnte“, berichtete Zahalka. Im Mittelalter wurde in der Regel das Müllerhandwerk vom Vater auf den ältesten Sohn vererbt.

    Die ländliche Idylle der Mühle am Bach oder Waldrand hatte auch ihre Schattenseiten. Manch eine Mühle fiel dem Hochwasser zum Opfer, andere wurden ein Raub der Flammen. Gefährlich waren die sogenannten Mehlstaubexplosionen.

    Im weiteren Verlauf seines gut zweistündigen Vortrags ging Zahalka auf die Mühlen im Raum Altenkunstadt ein. Wo sich heute das Schul- und Sportzentrum befindet stand einst die Rohrmühle. Die Mühle wurde erstmals 1180 erwähnt. Der jeweilige Müller musste an genau festgelegten Terminen Steuern und Abgaben an die Langheimer Äbte entrichten. An Weismain hatte er die Steuer für das Fischwasser hinter der Mühle zu zahlen. Nach einem Brand wurde die Rohrmühle 1729 neu aufgebaut. Mehr als 200 Jahre später ist die Mühle erneut ein Opfer der Flammen geworden.

    Die Kienmühle befindet sich am Altenkunstadter Mühlbach, einem Nebenarm der Weismain. Die ehemalige Getreide- und Schneidmühle wurde 1414 erstmals erwähnt. Die im Familienbesitz befindende Mühle wird auch heute noch als Sägewerk geführt. Die Neumühle diente einst als Getreide-, Loh-, Walk- und Schneidmühle. Im Jahr 1390 als „Muenchmuel“ erstmals erwähnt, brannte sie im Dreißigjährigen Krieg nieder. Mit dem Wiederaufbau erhielt die Mühle ihren heutigen Namen „Neumühle“.

    Lieferanten für das Holz des Galgens

    Die Müller der Steffelmühle und der Neumühle mussten gemeinsam das Holz für den Galgen auf dem nahen Galgenberg bei Woffendorf liefern. Im März 1852 endete die über 450-jährige Müllertradition auf der Mühle. Danach waren in ihr eine Spinn- und Tuchfabrik untergebracht, später eine Fabrik für Holzwolle. Die heutigen Eigentümer sind mit der Produktion von Geschenkartikeln mit aufgemalten Städtebildern auf Porzellan erfolgreich.

    Die als Badmühle bezeichnete Mühle wurde einst als Mahl- und Stampfmühle betrieben. Nach der Säkularisation 1803 ging die Mühle aus ehemals Langheimer Besitz in Privatbesitz über. Viele Altenkunstadter dürften sich noch an den Brand im Juli 2008 erinnern, als einige Scheunen hinter der Mühle abbrannten.

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