„My Lady, can you forgive me?“, tönt es geradezu unheimlich durch den Saal. Mit Gänsehaut konnte der Theater-nachmittag der Projektgruppe „In der Heimat wohnen“ zwar nicht dienen, dafür aber mit einem vergnüglichen Lachmuskeltraining. Im Mittelpunkt standen zwei köstliche Einakter, die den Geschmack des altersmäßig bunt gemischten Publikums vollends trafen.
Heimbewohner, Gäste und Freunde des Laienspiels füllten den Speisesaal des Friedrich-Baur-Seniorenzentrums St. Kunigund in Altenkunstadt komplett. „Die Aufführungen der Hochstadter Theatergruppe in unserem Haus in der Vorweihnachtszeit haben bereits Tradition. Dennoch ist dieses Gastspiel heute etwas ganz Besonderes, und das nicht nur von der Jahreszeit her“, stellte Einrichtungsleiterin Michaela Kloppe fest.
Erstmals präsentierten die Mini-Gruppen des 1987 gegründeten Hochstadter Theaterensembles dem Altenkunstadter Publikum Kostproben ihres schauspielerischen Könnens. „Es handelt sich dabei um unsere Nachwuchsakteure. Genauer gesagt um sieben Mädchen und zwei Jungs im Alter von zwölf und 13 Jahren“, erklärte Manja Stöcker, die die jungen Darsteller betreut. An Bühnenerfahrung mangelt es den Kids nicht. Schließlich ist dies bereits die fünfte Saison, in der sie gemeinsam auftreten. „Und sie sind mit Herzblut bei der Sache. Das freut uns am meisten“, lobte Stöcker.
Vier Freundinnen, die gemeinsam etwas unternehmen möchten, standen im Mittelpunkt des Schwanks „Der Urlaub“ aus der Feder von Andreas Kroll. Da die Frauen sich nicht einigen können, wohin die Reise gehen soll, lassen sie den Zufall entscheiden. Und der führt sie auf eine schottische Burg, wo es selbstverständlich spukt. Lord und Lady Albey geistern zu mitternächtlicher Stunde durch das alte Gemäuer in der Hoffnung auf Erlösung. Ein Zustand, der bereits 600 Jahre währt.
Vom schottischen Geist besessen
Gleich in der ersten Nacht ergreift die „Weiße Frau“ Besitz von Frieda, die sich urplötzlich nicht nur frisch und jung fühlt, sondern auch noch perfekt Englisch mit schottischem Akzent spricht. Thea, die ihren Urlaub genießen möchte, passt das überhaupt nicht. Sie entwickelt deshalb einen „Erlösungsplan“, bei dem auch die Freundinnen ein wenig herumgeistern müssen. Der Plan geht auf, Lord und Lady Albey finden endlich zusammen: „Now we can rest in peace“. Felicitas Regele verkörperte die lebensfrohe Thea („Hoffentlich sind ein paar coole Männer im Publikum“), während Leonie Priemer die brave Frieda spielte, die sich ständig Sorgen um ihre Katzen macht. Jana Österreicher gefiel als Martha, Anna-Lena Neder als Mathilda. Toni Stöcker im traditionellen Kilt glänzte als schottischer Burgherr, dem die Frauen gewaltig auf den Geist gehen: „Oh, these crazy German girls!“
Günther Quabus schrieb das Lustspiel „Was macht Herr Übel am Samstagvormittag?“, das die Mini-Gruppen im Anschluss aufführten. Im Mittelpunkt steht besagter Günter Übel, ein fränkisches Original, doch leider extrem arbeitsscheu. Er macht es sich lieber im Wohnzimmer bequem, liest in aller Ruhe die Zeitung und lässt sich von seiner Frau bedienen. Dieser Zustand ändert sich rasch, als eine bildhübsche Dame vor der Tür steht und ihn zu sprechen wünscht. Sie macht eine Umfrage zum Thema „Wie bringen sich Ehemänner in die Hausarbeit ein?“
Plötzlich ein fleißiger Ehemann
Um der Besucherin zu imponieren, schlüpft Herr Übel in die Rolle des fleißigen Ehemannes, der seine Frau unterstützt, wo er nur kann. „Erst Staub wischen, dann Staub saugen. Diese Reihenfolge darf man nicht durcheinander bringen“, erklärt er der beeindruckten Meinungsforscherin.
Sein Imponiergehabe hätte funktionieren können, wäre da nicht die redselige Nachbarin aufgetaucht. Nach einigen Likörchen, die die Zunge noch mehr lockern, ist das Chaos perfekt. Klemens Weiß schlüpfte in die Rolle des Günther Übel, Hannah Löhner spielte seine Gattin. Als trinkfreudige Nachbarin gefiel Julia Hofmann. Lisa Haselmann begeisterte als Besucherin, die viele Fragen stellt. Manja Stöcker und Helena Deuer-ling fungierten bei den beiden Einaktern als Souffleur und halfen bei Bedarf über kleine Textschwierigkeiten hinweg.
Prächtig amüsiert
Das Publikum, das sich prächtig amüsierte, klatschte dankbar Beifall. „Das war einfach großartig“, schwärmte Quartiersmanagerin Angela Lohmüller, die sich namens der Projektgruppe „In der Heimat wohnen“ bei den Hochstadter Akteuren für den vergnüglichen Nachmittag bedankte. „Mit eurer tollen Jugendarbeit unterstützt ihr unsere Bemühungen, junge und alte Menschen zusammenzubringen.“