Den Tag des offenen Denkmals nutzten erfreulich viele Pfarreiangehörige und vor allem zahlreiche auswärtige Gäste, um die Pfarrkirche St. Michael in Mainroth zu besichtigen. Ingo Jahn an der Orgel und Sabine Behr (Querflöte und Gesang) untermalten die Begrüßung durch Kirchenpfleger Karlheinz Kohles, der dabei auch einen Überblick über den zeitlichen Ablauf der Sanierungsarbeiten gab.
Bereits Anfang 2012 fanden erste Begehungen mit dem Architekten des Dombauamtes statt. Als dessen Sanierungskonzept vorlag, wurde im Juni 2012 festgestellt, dass neben den Arbeiten an der Dachkonstruktion und Außenfassade vor allem eine Sanierung der wertvollen Stuckdecke und eine komplette Erneuerung der elektrischen Anlagen und der Innenraumbeleuchtung anstehen. Nach langwierigen Vorplanungen konnte endlich im August 2014 mit der Außenrenovierung von St. Michael begonnen werden, die bis Mitte 2015 andauerte, so Kohles.
Einweihungsfeier im nächsten Jahr
Die Innenraumsanierung mit dem Ausbau des Gestühls nahm man im Mai 2015 in Angriff. Sie ist bis auf wenige Restarbeiten in der Elektrik und kleinere Ausbesserungsarbeiten weitgehend abgeschlossen. Dazu kommen noch Arbeiten im Außenbereich, die im Zuge der von der Stadt Burgkunstadt geplanten Kirchplatzneugestaltung erfolgen sollen. Die Pfarrgemeinde konnte zum Tag der ewigen Anbetung am 15. März 2016 wieder in das historische Gotteshaus einziehen. Eine offizielle Einweihungsfeier ist für das nächste Jahr geplant.
Als das wesentlichste Ereignis der gesamten Sanierung bezeichnete Ingrid Kohles, die Chronistin der Pfarrei die Erkenntnis, dass die frühe Geschichte des Gotteshauses nach den archäologischen Untersuchungen im vergangenen Jahr neu geschrieben werden muss. Als man im Jahr 2008 die 700 Jahre zurückliegende erstmalige Erwähnung eines Pfarrers in Mainroth feierte, war man sich durchaus bewusst, dass die Pfarrei bestimmt schon älter ist. Mit den archäologischen Befunden konnte dies jetzt nachgewiesen werden: Als während der Sanierung der Kirche die Kirchenbänke und der Unterbau entfernt wurden, traten sowohl ein Steinfußboden als auch ältere Umfassungsmauern eines Vorgängerbaus zutage. Bei den archäologischen Untersuchungen, die das Landesamt für Denkmalpflege empfohlen hatte, wurde festgestellt, dass es nicht nur eine Vorgängerkirche gab, sondern auch eine wesentlich ältere Holzkirche.
Unterhalb des Fundaments der steinernen Vorgängerkirche stießen Archäologe Andreas Pross und seine Mitarbeiter an der westlichen Außenmauer auf ein Pfostenloch, das ein Hinweis auf einen älteren hölzernen Vorgängerbau ist. Zeitlich ist dieser Kirchenbau auf 800 nach Christus einzuordnen.
Der darüber gesetzte steinerne Vorgängerbau wird aufgrund der Bauausführung und Steinbearbeitung im Steinfußboden und den freigelegten Teilen der alten Umfassungsmauer auf das frühe 12. Jahrhundert bis in die Zeit um 1200 datiert. Auch die Mächtigkeit des Mauerbefundes mit bis zu 130 Zentimeter Wandstärke lässt auf einen romanischen Vorgängerbau schließen. Nach dem Grundriss dieses deutlich kleineren Kirchenraums kann geschlossen werden, dass hierin etwa 60 Personen Platz fanden.
Als die Ortschaft Mainroth im Jahr 1120 erstmals urkundlich erwähnt wurde (Urkunde von Erzbischof Otto I. zur Stiftung der Siedlung Rotha - Mainroth), stand an dieser Stelle also schon eine hölzerne Kirche. Im Jahr 1122 ging die Ortschaft „Rotha“ an Bischof Otto von Bamberg über (Konrad von Zähringen verkaufte Rotha für 300 Pfund Silber und ein Pfund Gold an ihn). Es liegt die Vermutung nahe, dass in der Ära von Bischof Otto I. der romanische Vorgängerbau errichtet wurde.
Die erste urkundliche Erwähnung in Zusammenhang mit einem Pfarrer stammt aus dem Jahr 1308. Aufgrund der Tatsache, dass Mainroth schon seit 1122 eine domstiftische Verwaltungseinheit war, erscheint es logisch, dass mindestens seit 1122 ein Pfarrer eingesetzt war, weil dieser ja als „Statthalter“ des Domstifts fungierte.
„Als die Ortschaft Mainroth im Jahr 1120 erstmals urkundlich erwähnt wurde, stand an dieser Stelle also schon eine hölzerne Kirche.“
Ingrid Kohles, Chronistin der Pfarrei
1632 brannte der Vorgängerbau im Zuge von Plünderungen während des Dreißigjährigen Krieges nieder. Im späten 17. Jahrhundert wurden ab 1680 der zerstörte Kirchturm und der Chorraum wieder aufgebaut. Ihr heutiges Aussehen erhielt die Kirche in den Jahren 1744/45 mit der Vergrößerung des Langhauses. Der Turm und der Chorraum wurden erhöht und damit den neuen Ausmaßen des Kirchenschiffs angepasst. Der Turm erhielt die heutige Form mit der Halbkugel und einem Uhrerker. Die vorhandene „hohe Laterne“ ist nicht mehr zu erkennen, sie wurde bei Bauarbeiten verblendet, schloss Ingrid Kohles ihre Ausführungen.
Turmführungen bis hoch zu den Glocken mit dem Führer Marco Hennemann, eine Bilderfolge über die gesamten Bauarbeiten und weitere mündliche Erläuterungen rundeten den Tag des offenen Denkmals ab. Bei Kuchen, Torten, Kaffee und kalten Getränken verweilten die Besucher gerne. Auch die Patres Kosma Rejmer und Rufus Witt, Architekt Georg Schilling und Zimmerermeister Günther Stenglein suchten das Gespräch mit den geschichtsinteressierten Gästen.