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WEISMAIN: Herbergsuche ist aktuell geblieben

WEISMAIN

Herbergsuche ist aktuell geblieben

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    Der Chor „Ensemble Vocalis“ aus Ipsheim. FOTOS: Roland Dietz
    Der Chor „Ensemble Vocalis“ aus Ipsheim. FOTOS: Roland Dietz Foto: Roland Dietz

    Eine derartige Ruhe hat es beim Besuch von fast 200 Besuchern in der Stadthalle Weismain wohl selten gegeben. So beeindruckend wird man die Darstellung der „Heiligen Nacht“ des Schriftstellers Ludwig Thoma aber auch selten erleben dürfen, wie durch den aus Neustadt an der Aisch stammenden Walter Beck und den kleinen Chor des „Ensembles Vocalis“ aus Ipsheim.

    Bereits in seiner Einleitung war das Publikum sofort dabei. Die Bühne und der Saal der Weismainer Stadthalle, die in ein warmes Kerzenlicht getaucht waren, taten das Übrige dazu. Zu „Einem besinnlichen Abend im Advent“ hatten der Weismainer Museums und Kulturverein eingeladen.

    „Wenn alle leit so wie ihr wärn, donn wärs schö auf derä Wölt!“

    Josef, in der „Heiligen Nacht“ von Ludwig Thoma zum Stallbesitzer

    Bis zu einem ganz stillen „In sich gehen“ wurde dies durch die Akteure übertroffen. Seine persönliche Verbindung zur Advents und Weihnachtszeit sieht Walter Beck in seinem Glauben zu Gott. Die Herbergsuche sei genauso aktuell wie vor 2000 Jahren. Und selbst vor 100 Jahren, als Ludwig Thoma die Heilige Nacht verfasste, war das Thema „Hilfe für den Nächsten“ ebenfalls da. Ludwig Thoma war ein Satiriker und Schriftsteller, der sich oft mit Obrigkeit, Politikum und dem daraus resultierenden Unrecht auseinander setzte. Sicherlich hat jedoch auch die einzigartige Winterlandschaft im Tegernseer Tal einen gewissen Einfluss auf die Geschichte die er in Mundart schrieb genommen.

    Diese bayerische Mundart ist dem Vorleser Walter Beck und seiner ganzen Person wie auf den Leib geschnitten. Mit seiner angenehm tiefen warmen und ruhigen Stimme erreicht er auch die Zuhörer beim oberbayrischen Dialekt in der letzten Reihe mühelos und zieht sie in seinen Bann. „Der See ruht glitzernd, Schneeflocken treiben, die Stille im Wald ist greifbar.“ Schnell sind die Besucher nicht nur Zuhörer sondern mittendrin und so dabei.

    Nichts, aber auch gar nichts, hat die Geschichte von ihrem eigenwilligen Charme in Mundart verloren. Die Handlung des Lucas-Evangeliums von Christi Geburt versetzt Thoma in die Bergwelt des Voralpenlandes. Die Äußerlichkeiten wirken verträumter aber die Handlung bleibt gleich. Die Liedbeträge zwischen den Vortragkapiteln „Sing ma im Advent a scheene Weis“ oder „Maria durch ein Dornwld ging“ lassen den Besucher der von einer Schneelandschaft in Oberbayern träumt wieder in die heimelige Wohnstube zurückkehren.

    „Nimm dir Zeit für deine Freunde, sonst nimmt dir die Zeit deine Freunde.“

    Walter Beck, Leser der „Heiligen Nacht“ zum Publikum

    Die Sorge um die schwangere Maria, die Herbergssuche, aber auch hier sind die Reichen, ja sogar die Verwandten hartherzig und abweisend: „Die Verwandschaft kimmt mer net neis Haus die frißt alles zam und geht nimmer raus“. Und es sind die Armen, die helfen und dann das Wunder erleben und begreifen.

    Der vorbeikommende Handwerksbursche trägt Maria eines Teil des Weges, obwohl er auch Schwierigkeiten hat und nicht in die Stadt Bethlehem hinein kann.

    Und hier spürt man sofort die Gemeinsamkeit zur Gegenwart. Menschen, die nicht viel besitzen, wird noch davon abgenommen. Und das ist es wohl, das Thomas heilige Nacht so berührt und beeindruckend macht. Man muss Steuern zahlen, obwohl man sich keine Bleibe leisten kann. Das Schöne ist dann wieder der Optimismus, den Maria sich behält. Das Ensemble Vocalis drückt dies mit einem wunderschönen Sologesang des „Ave Maria“ von Paul Arcadelt aus.

    Eine glockenreine Sopranstimme erzeugt bei vielen Gästen eine Gänsehaut. Es stimmt, Weihnacht ist selbst in sich eine Traumwelt. Faszination des nicht für möglich Gehaltenden und knallharte Realität wechseln sich ab. Dann endlich die Ruhe auf Heu und auf Stroh draußen im Stall auf dem Feld.

    Untermalt mit einem Adventjodler aus Südtirol der Sänger. Das Geschehen, das jeder aus dem Lukas-Evangelium kennt nimmt, ebenfalls musikalisch gestaltet seinen Lauf. „Die Zeit is do“ teilt das Ensemble mit.

    Der Stallbesitzer Simmei spürt das jetz was besonderes passiert. Die Hirten kommen, auch der Handwerksbursch ist dabei. Dem Simmei und ihm sagt der Josef den Kern der Weihnachtsbotschaft. „Wenn alle leit so wie ihr wärn, donn wärs schö auf derä Wölt!“.

    An der Reaktion des Publikums ist fest zu stellen dass diese einzigartige Weihnachtserzählung viel mehr ist als nur eine Geschichte. Der Initiator dieser wohl einmaligen Erzählung in Weismain, Alois Dechant, brachte es dann auf den Punkt. „Eine bessere Einstimmung aufs Weihnachtsfest ist nicht möglich.“

    Er und der Vorsitzende des Kultur und Museumsvereins Stefan Barthel dankten den Akteuren für ihre Ausführungen. Der Leser der Geschichte gibt zum Schluss allen noch einen Tipp. „Nimm dir Zeit für deine Freunde, sonst nimmt dir die Zeit deine Freunde“

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