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ALTENKUNSTADT: Mit Esse und Schmiedehammer

ALTENKUNSTADT

Mit Esse und Schmiedehammer

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    Gerhard Kunze (2. v. li.) zeigt den Jugendlichen, wie man Eisen in einer Esse zum Schmelzen bringt. Um das Schmieden, eines der ältesten Handwerke überhaupt, ging es bei einem siebenstündigen Kreativkurs im Rahmen des Jugend-Sommer-Ferienprogramms.
    Gerhard Kunze (2. v. li.) zeigt den Jugendlichen, wie man Eisen in einer Esse zum Schmelzen bringt. Um das Schmieden, eines der ältesten Handwerke überhaupt, ging es bei einem siebenstündigen Kreativkurs im Rahmen des Jugend-Sommer-Ferienprogramms. Foto: Bernd Kleinert

    Das Sprichwort „Man muss das Eisen schmieden, solange es heiß ist“, kannten Ben, Daniel, Sebastian und Timo bereits. Doch jetzt wissen die Jungs auch, woher es kommt. Bei einem Kreativkurs im Rahmen des Jugend-Sommerferien-Programms beschäftigten sie sich sieben Stunden lang in Theorie und Praxis mit dem Schmieden, einem der ältesten Handwerke überhaupt. Funde in Ägypten und Indien belegen, dass vermutlich schon vor 4000 bis 5000 Jahren „warm geschmiedet“ wurde. Bis in das 20. Jahrhundert hinein hatte fast jedes Dorf seine eigene Schmiede.

    Werkstatt unter freiem Himmel

    Einer Schmiede-Werkstatt unter freiem Himmel gleicht der Garten von Gerhard Kunze im Altenkunstadter Erlenweg. Zumindest für einen Tag. „Die Jungs werden heute garantiert nicht als perfekter Schmied nach Hause gehen. Dieser Kurs dient vielmehr dem Hineinschnuppern und dem Kennenlernen der Grundtechniken“, erklärt Kunze, der früher in seinem Beruf als Metaller auch mit dem Schmiede-Handwerk zu tun hatte. Auf einem Blatt Papier skizzieren die Jugendlichen ein Werkstück, das sie anfertigen möchten. Denn erst, wenn der Kopf das Ziel vorgibt, können die Hände aktiv werden.

    Ben aus Burgkunstadt und sein Cousin Timo aus Seibelsdorf bei Kronach wollen ein Stemmeisen schmieden: „Und wenn wir damit fertig sind, machen wir vielleicht noch ein Messer oder einen Hammer.“ Die Jungs haben sich ja einiges vorgenommen. Mit Schutzbrille und Schutzhandschuhen ausgestattet, machen sie einen geradezu professionellen Eindruck. „Sicherheit ist beim Schmieden das A und O“, gibt Kunze zu bedenken.

    Als Rohmaterial stehen den Teilnehmern Reststücke von Baustahl zur Verfügung. „Für Übungszwecke reicht das völlig“, meint der Kursleiter. Um Eisen nach eigenen Vorstellungen formen zu können, muss es stark erhitzt werden. Dies geschieht in der Esse, die mit einer speziellen Schmiedekohle geschürt wird. Durch die regulierbare Zuführung von Luft-Sauerstoff wird das Schmiedefeuer auf die erforderliche Temperatur gebracht und gehalten.

    Die Jugendlichen verfolgen, wie das Metall allmählich zu glühen und zu schmelzen beginnt. Sie hören erstmals von Fachbegriffen wie Glüh- und Anlassfarben und erfahren, warum sich mit steigender Temperatur die Farbe des schmelzenden Metalls verändert. Bei 550 Grad ist sie dunkelbraun, bei 1300 Grad leuchtet sie gelbweiß.

    Als hätten sie in ihrem Leben nichts anderes gemacht, klemmen die Jungs den glühenden Rohling in eine Zange und bearbeiten ihn auf dem Amboss mit einem Schmiedehammer. Kunze zeigt ihnen, wie man den Hammer führt und Eisen sachgerecht formt. Abgekühlt wird das Werkstück in Wasser. Sebastian möchte sein Stück Metall biegen und bedient sich dafür des Schraubstocks. „Denn heißes Eisen kann man nicht nur mit dem Hammer formen“, erläutert Kunze, der vom Eifer, mit der die Jugendlichen ans Werk gehen, begeistert ist. Eine Arbeit, die Fantasie, Kreativität und handwerkliches Geschick erfordert.

    Begeistert ist auch Zweiter Bürgermeister Georg Deuerling, der Gerhard Kunze für die Bereicherung des Jugend-Sommerferien-Programms dankt. „Ich finde es toll, dass im modernen Computer-Zeitalter junge Leute sich mit einem uralten Handwerk beschäftigen“, freut er sich. Das stellvertretende Gemeindeoberhaupt lässt es sich natürlich nicht nehmen, sich für einige Minuten als Schmied zu betätigen.

    Angesichts des Interesses und der Ausdauer, die die Jugendlichen an den Tag legen, kann sich Gerhard Kunze durchaus vorstellen, auch mal einen Schmiedekurs für Fortgeschrittene anzubieten. Schaden kann es nicht. Denn wie sagte doch einer der Jungs am Ende: „Wenn ich erwachsen bin, werde ich Schmied!“

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