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BURGKUNSTADT: Quaken störte die Herren von Redwitz

BURGKUNSTADT

Quaken störte die Herren von Redwitz

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    Einst als „Scheusal“ gescholten, hat der uralte Taufengel heute wieder seinen angestammten Platz im Gärtenrother Kirchenschiff eingenommen, wie Karl Heinz Goldfuss erläuterte.
    Einst als „Scheusal“ gescholten, hat der uralte Taufengel heute wieder seinen angestammten Platz im Gärtenrother Kirchenschiff eingenommen, wie Karl Heinz Goldfuss erläuterte. Foto: FOTOS: Ingrid Kohles

    Auf die Spuren „derer von Redwitz“ begaben sich über 50 Geschichtsinteressierte mit der Kulturgemeinde Burgkunstadt bei einer Exkursion nach Wildenroth und Gärtenroth. Die Familie von Redwitz ist ein uraltes fränkisches Adelsgeschlecht mit Stammsitz in Redwitz an der Rodach. Der Name taucht 1250 in verschiedenen Schreibvariationen in alten Pergamenten auf. Schloss Wildenroth war ursprünglich ein Wehrbau, erstmals urkundlich als Burg erwähnt im Jahr 1436, wie Kurt Kröner aus Burgkunstadt, ein Nachfahre der Adelsfamilie erläuterte. Am 20. Februar 1437 erhielt Wolfram von Redwitz das Gut samt Zubehör von Markgraf Friedrich I. zu Brandenburg-Bayreuth als Lehensgut.

    Im Bauernkrieg niedergebrannt

    Unter der Führung von Mertheim von Redwitz, der 1438 einen beträchtlichen Anteil des Guts als Lehen erhielt, wurde die damalige Burg 1470 weitgehend durch einen Neubau ersetzt. Sein Nachfolger als brandenburgisch-bayreuthischer Lehensmann auf Wildenroth war Alexander von Redwitz.

    Während der Bauernkriege wurde das Schloss im Mai 1525 gestürmt und niedergebrannt. Der Schaden am Gebäude wurde auf 3300 Gulden beziffert. Im selben Jahr begannen der Sohn des Amtmanns, Fritz von Redwitz und dessen Frau Katharina von Guttenberg mit dem dem Wiederaufbau, der bis 1536 dauerte. Auch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde das Schloss immer wieder aus- und umgebaut. 1877 verkaufte die Familie von Redwitz das Schlossgut. Seit 1978 gehört es Bernhard Kurda, der dort einen Antiquitätenhandel betreibt.

    Die Wildenrother „Fröschpatscher“

    Kern der heutigen Anlage ist der dreigeschossige Hauptbau mit oktogonalem Eckturm, dessen Fachwerkobergeschoss im 18. Jahrhundert aufgesetzt wurde. Der Ostteil des Gebäudes wurde erst im 19. Jahrhundert ergänzt. Über dem Hauptportal befindet sich ein Relief mit dem Wappen derer von Redwitz und der Jahreszahl 1370, das von einem älteren Gebäudeteil stammt. Kurt Kröner erläuterte, dass die Familie von Redwitz hier nur im Sommer logierte. Überliefert ist die Anekdote, dass sich die Herrschaften vom Quaken der Frösche im nahen Weiher gestört fühlten. Deshalb mussten die Wildenrother sie mit langen Stangen am Quaken hindern und erhielten dafür den Spottnamen „Fröschpatscher“.

    Das Schloss hat eine Wohnfläche von etwa 1000 Quadratmetern und verfügt über 20 Zimmer, davon ist aber nur ein kleiner Teil restauriert und möbliert. Freundlicherweise öffnete Bernhard Kurda den Keller, der teilweise in den Felsen geschlagen ist und die Räume im Schloss, die er in den vergangenen Jahren aufwändig restauriert hat. Bestaunt wurden aber nicht nur die historischen Möbel, die aus dem Schloss stammen oder von Kurda ergänzt wurden, sondern auch die unzähligen Stand- und Wanduhren.

    Nach diesen tiefen Eindrücken vom Leben der „Herrschaft“ in früherer Zeit ging die Fahrt weiter nach Gärtenroth zur Kirche. Die Ländereien um Gärtenroth wurden bereits Anfang des 10. Jahrhunderts gerodet, erläuterte Karl-Heinz Goldfuß, der sich bei Ursula Heinlein für die Überlassung der geschichtlichen Daten bedankte. Der ursprüngliche Name „Gerendenrode“ geht wohl auf die Urbachmachung durch einen gewissen Gerend (Gerhard) zurück. Das Siedlerdorf „Gerentenrode“ mit dem Besitzer „Degeno von Gerendenrode“ wurde erstmals genannt, als Bischof Otto von Bamberg dort 1108 die Vorgängerin der heutigen Kirche weihte. Im Jahr 1328 erhielt die Familie von Redwitz die Ortschaft als Lehen.

    Durch die Reformation im Kulmbacher Land wurde die Kirche 1529 adelige Eigenkirche und erhielt mit Georg Marr den ersten evangelischen Pfarrer. Das daneben stehende Pfarrhaus wurde 1707 unter Pfarrer Georg Gottfried Eberlin erbaut. Eine eigene politische Gemeinde war Gärtenroth bis zum 1. Januar 1977 als es im Zuge der Gemeindegebietsreform mit seinen Ortsteilen Wildenroth, Lopphof, Eben und Flurholz in die Stadt Burgkunstadt eingegliedert.

    Beim Eintreten in die Kirche bemerkten die Teilnehmer das Wappen mit der Inschrift des damaligen Patronatsherren Carl Friedrich Philipp von Redwitz von 1753. Über dem Schild mit dem Spangenhelm ist der Kopf eines Einhorns dargestellt. Besondere Aufmerksamkeit in der Kirche verdient ein Grabmal eines Adligen vom Schloss Wildenroth. Weil der Sockelstein mit der Inschrift verloren ging, ist nur aus dem Sterbedatum abzuleiten, dass es das Grabmal von Mertheim Wolf von Redwitz ist. Links daneben unter der Empore finden sich die Grabplatten von Margeta von Redwitz (1540) und Sofia Zoblin (1541), die 1894 im Mittelschiff vor dem Chorraum gefunden wurden.

    Taufengel wieder entdeckt

    Davor hat der hölzerne Taufengel seinen Platz gefunden, der 1859 als „altmodisches Schnitzwerk“ dem Zeitgeist weichen musste und durch einen Taufstein ersetzt wurde. Als er im November 2011 wieder entdeckt wurde, war das eine kleine, historische Sensation. Erneut ans Licht gebracht und restauriert, wird der alte Taufengel aus dem späten 17. Jahrhundert nun wieder wertgeschätzt.

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