Mitte Oktober haben die Vermessungsarbeiten zur Neuordnung der rund 410 Hektar großen Modschiedeler Flur begonnen. Zu Beginn wurden die Grenzlinien der geplanten Ortsumfahrung westlich des Jura-Dorfs in die Flur übertragen. Langwierige Diskussionen und Verhandlungen über den Trassenverlauf verzögerten die Neuverteilung der landwirtschaftlichen Flurstücke. Die Grundstückseigentümer mussten sich lange gedulden.
Während in den Nachbarorten Fesselsdorf, Weiden und Seubersdorf die Neuverteilung bereits in den Jahren 2015 beziehungsweise 2016 gelang, lag die konkrete Planung der Umgehung von Modschiedel erst im Frühjahr 2017 vor. Dabei wurden viele Vorschläge der Landwirte berücksichtigt, beispielsweise die die südliche Anbindung an die Staatsstraße 2190. Das hierfür benötigte Land (zirka fünf Hektar) stellte die Teilnehmergemeinschaft zur Verfügung.
Grundstücke werden getauscht
Die Teilnehmergemeinschaft findet die Grundeigentümer in der Regel in Land ab. Zudem erhalten sie eine Aufzahlung vom Landkreis Lichtenfels. Der Erwerb der Flurflächen, die für die Straßentrasse benötigt werden, findet dagegen zwischen dem Landkreis und der Teilnehmergemeinschaft statt. Letzteren war es im Vorfeld gelungen, landwirtschaftliche Grundstücke von etwa 22 Hektar zu kaufen. Und es gelang in einem vorgezogenen Tausch, für den bereits erfolgten Neubau des Kindergartens am westlichen Dorfrand das benötigte Land zum Anschluss an den vorhandenen Ringweg zur Verfügung zu stellen.
Im Rahmen der Flurneuordnung müssen fast 300 Grenzpunkte innerhalb kurzer Zeit neu vermarkt, also vermessen und mit Grenzsteinen markiert werden. Zählt man die schon gesetzten Grenzsteine an der Verfahrensgrenze, den neuen Wegen und sonstigen gemeinschaftlichen beziehungsweise öffentlichen Flächen hinzu, erhöht sich die Anzahl der Grenzsteine auf mehrere Tausend Stück.
Edwin Stößlein, Technischer Inspektor am Amt für Ländliche Entwicklung Oberfranken in Bamberg, trifft sich an jedem Arbeitstag mit seinen Helfern aus den Reihen der Landwirte und Grundstückseigentümer und setzt die genaue Lage der neuen Grenzen fest. Selbst der Wintereinbruch ist kein Hindernis.
Mit modernster Technik
Bei der Absteckung wird auch modernste Technik eingesetzt: In freien Flurlagen kommt die Satellitenvermessung (Global Positioning System – GPS) zum Einsatz. Nach Eingabe der abzusteckenden Koordinaten werden Richtung und Entfernung zu der Stelle, an der später die neue Grenze liegt, berechnet und angezeigt. In beengten Lagen erfolgt die Absteckung und Einweisung mittels einer Leica-Totalstation. Nachdem die genaue Position ermittelt ist, kennzeichnet zunächst ein roter Holzpflock die Lage. Die beiden Setztrupps sorgen dafür, dass der Pflock gegen einen Granitgrenzstein ausgetauscht wird. Dem Traktorfahrer mit dem Erdbohrgerät am Heck kommt dabei eine entscheidende Aufgabe zu: Er muss rückwärtsfahrend, manchmal auf engstem Raum, den Erdbohrer exakt absenken, damit der Grenzstein genau an der berechneten Stelle gesetzt werden kann. Die richtige Lage wird abschließend bei der Schlussvermessung mit Tachymeter oder GPS-Messung kontrolliert und gegebenenfalls korrigiert.
Den Antrag für ein Flurneuordnungsverfahren stellte die Stadt Weismain auf Initiative der Landwirte bereits Ende der 1990-er-Jahre beim Amt für Ländliche Entwicklung Oberfranken. Der Grund: Viele Grundstücke sind bisher wegen ihrer Form und geringen Größe schwierig und aufwändig zu bewirtschaften. Dank der neuen Wege sowie den vergrößerten und besser geformten Grundstücken wird die Bewirtschaftung der Flächen deutlich erleichtert. Darüber hinaus werden auch Belange des Natur- und Artenschutzes berücksichtigt. Ziel ist, durch Sicherung und Neuanlage von Lebensräumen die auf der Hochfläche der Fränkischen Alb typischerweise vorkommenden Arten zu schützen und zu erhalten. In Modschiedel brüten – wie in den Nachbarortschaften – Feldlerchen auf Brachstreifen und Rainen zwischen den Feldern. Neuntöter, Dorngrasmücke, Goldammer und andere nutzen die angrenzenden Feldgehölze und Hecken.
Die Umsetzung der arten- und naturschutzfachlichen Belange löste eine breite Diskussion aus. Aufgrund der Erfahrungen aus den Nachbarfluren entschied sich der Vorstand der Teilnehmergemeinschaft letztlich für die Ausweisung stationärer Feldlerchenstreifen. Das Modell der Feldlerchenfenster – jährlich wechselnde, etwa 50 Quadratmeter große unbearbeitete Flecken inmitten von Ackerflächen - hätte einen immensen und kostspieligen Verwaltungsaufwand zur Folge gehabt.
Daten zur Flurneuordnung Modschiedel • Im Jahr 2000 Anordnung des Verfahrens Modschiedel, • 2004: Wegebau, erster Bauabschnitt, und Wertermittlung der Landwirtschaftlichen Flurstücke, • 2006: Beginn der Abmarken und Vermessungsarbeiten am alten Stand, • 2011: Wegebau, zweiter Bauabschnitt, • 2012 bis 2017: Projektierung der Ortsumgehung durch den Landkreis Lichtenfels, • 2013/14: Wunschtermin mit den Grundstückseigentümern, • 2016: Restaurierung von elf Feldkreuzen und Bildstöcken in Dorf und Flur, • 2017: Zwischenverhandlung mit den Grundstückseigentümern und Abstecken der neuen Grenzen; in Kürze werden die Beteiligten in die neuen Grundstücke eingewiesen, • Ab 2019: voraussichtlich Restbaumaßnahmen (Wege etc.), • Kosten: bisher rund 1,15 Millionen Euro • Landerwerb: etwa 22 Hektar für zirka 300 000 Euro.
Daten zur Dorferneuerung • Im Jahr 2004: Sanierung der Gemeindescheune und des Wiegehäuschens, • 2008/09: Sanierung und Umbau des Backhauses, • 2010: Sanierung der Dampferhalle, • 2014: Neubau der eingefallenen alten Backeinheit, • 2016: rückwärtige Erschließung und Anlage von Fußwegen zum neuen Kindergarten, • Kosten: rund 150 000 Euro.