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KRONACH/KIRCHLEIN: In der Bar statt auf der Straße

KRONACH/KIRCHLEIN

In der Bar statt auf der Straße

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    Mit spritzigem Akustik-Pop begeisterte Sänger und Gitarrist Sebastian Descartes. Paul Kretschmer aus Bayreuth begleitete ihn an der „Kistentrommel“ Cajon.
    Mit spritzigem Akustik-Pop begeisterte Sänger und Gitarrist Sebastian Descartes. Paul Kretschmer aus Bayreuth begleitete ihn an der „Kistentrommel“ Cajon. Foto: Stephan Stöckel

    Ob Musikant, Poet, Rapper oder Komödiant – sie alle tun es. Sie schnappen sich in der Eckkneipe ein Mikrofon und legen los. „Open Mic“ – „Mikrofon für jedermann“ – nennt sich das simple Konzept. Am Samstagabend fand in der gut besuchten Kronacher „Karibikbar“ eine „Open Mic Night“ statt.

    In der heimeligen Kneipe des Malers Martin Ludwig trafen Musiker mit unterschiedlichem Hintergrund aufeinander: der feurige Straßenmusikant, die junge Singer-Songwriterin, die schon Fernseherfahrung gesammelt hat, der schottische Gärtner, der sich in seiner Freizeit zum Liedermacher mit Tiefgang verwandelt, und der Senior, der gefühlvolle Melodien und seine Mundharmonika liebt.

    Sebastian Descartes aus Kirchlein fühlte sich dort zwar auch wohl, doch sein eigentliches Revier sind die Fußgängerzonen. Dort tritt der Sänger und Gitarrist zusammen mit seinem Freund Paul Kretschmer aus Bayreuth, der ihn auf der spanischen Kistentrommel „Cajon“ begleitet, auf. „Ich liebe die sozialen Kontakte, die sich beim Spiel auf der Straße ergeben. Zudem bestimmt die Tageszeit den musikalischen Rhythmus. In der Früh spielt man Lieder, die die Zuhörer rhythmisch gut mitnehmen, am Abend verzaubert man sie mit ruhigeren Melodien.“

    „Ich liebe die sozialen Kontakte, die sich beim Spiel auf der Straße ergeben.“

    Sebastian Descartes, Straßenmusiker

    Ob auf der Straße oder in der Eckkneipe – hier wurde schon so mancher Star geboren. Der junge Mann, der Lehramt studiert, spekuliert nicht auf die große Karriere: „Ich bin Realist, kein Träumer.“ Schließlich weiß er, dass die Musikbranche ein Haifischbecken ist. „Mir ist der Spaß an der Musik viel wichtiger“, sagt er. Damit steht er an diesem Abend nicht allein da – auch den anderen Nachwuchstalenten geht es um die Freude an der Musik und das Ausleben der eigenen Kreativität.

    Isabel Cortez aus Zwickau, die es der Liebe wegen nach Kronach verschlagen hat, möchte nach zwei Jahren Babypause wieder einmal Bühnenluft schnuppern. Eine Castingshow im Erzgebirge („Erzistar“) bescherte ihr einen Auftritt in einer Fernsehshow mit Schlagerstar Stefanie Hertel. Doch als Sternchen der heilen Schlager-Welt sieht sich die 29-Jährige nicht. „Ich bin eine Singer-Songwriterin mit Tiefgang“, betonte sie. Mit ihrem Auftritt stellte sie das eindrucksvoll unter Beweis.

    Aus Edinburgh und Stockheim

    David MacKay aus Edinburgh, der in Wilhelmsthal eine zweite Heimat gefunden hat, säuselt seine tiefgründigen, gesellschaftskritischen Botschaften nicht nur ins Mikrofon, sondern verleiht ihnen auch mal mit krächzender Stimme Nachdruck. Bei Michael Heinlein saß nicht jeder Ton auf Anhieb, aber der 66-Jährige aus Stockheim spielte sich selbstbewusst und unverdrossen in die Herzen der Zuhörer. Sein auf der Mundharmonika intoniertes „Hallelujah“ ging den Zuhörern zu Herzen, und bei „Oh Susanna“ klatschten Alt und Jung begeistert mit. Sie kamen, sahen und siegten: Sebastian Descartes und sein Freund Paul Kretschmer kamen plötzlich hereingeschneit, packten ihre Instrumente aus und musizierten los. Ihr Lied „Lucifer“ machte als teuflisch gutes Stück akustischer Popmusik seinem Namen alle Ehre und wühlte die Zuhörer regelrecht auf. „Mr. Filigrano“ rief Heinlein seinem Musikerkollegen Descartes bewundernd zu.

    Ein musikalischer Abend neigte sich dem Ende zu, der dem Zuhörer eindrucksvoll vor Augen führte, dass auch in der Provinz musikalische Talente blühen und gedeihen.

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