2500 Jahre vor Christi lebten die Menschen nicht nur in den Tälern des fränkischen Jura, sondern besiedelten auch dessen Hochflächen. Das betonte der Historiker Dr. Timo Seregély vom Institut für Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie der Universität Bamberg bei einem Vortrag des Colloquium Historicum Wirsbergense (CHW) im Weismainer Kastenhof.
„Die Täler und Hochflächen des fränkischen Jura waren zur Bronze- und Eisenzeit vom Ende des dritten bis zum Ende des ersten Jahrtausends vor Christi stark besiedelt. Dies zeigen die Ergebnisse einer Lehr- und Forschungsgrabung der Universität Bamberg ganz deutlich auf“, sagte der Referent.
Naturheilige Orte dokumentiert
So konnten in den vergangenen Jahren mehrere Ritualorte in topografisch herausgehobenen Lagen an sogenannten naturheiligen Orten dokumentiert werden. Als Beispiele nannte der Historiker den Hohlen Stein bei Schwabthal oder die Rothensteine bei Stübig, die von lokalen Siedlungsplätzen aus genutzt worden sein müssen. Diese Siedlungen seien aber bisher nicht bekannt gewesen. „Dass sie existierten, zeigen jüngste Grabungen an einem Siedlungsplatz bei Kaspauer bei Weismain, wo auf einer lediglich 900 Quadratmeter großen Fläche mittel- und jungstein- sowie bronzezeitliche Siedlungsphasen nachgewiesen werden konnten“, so Dr. Seregély.
Hausgrundrisse gefunden
Dort habe man auch Hausgrundrisse gefunden. Daran sehe man, dass man in Tal-Lagen wie dem dortigen Schöpfleinsgraben oder im Kleinziegenfelder Tal mehr Funde haben werde als auf den Hochflächen. „Wir haben die sogenannte Prospektionsmethodik im Zuge von vorbereitenden Feldarbeiten für das Projekt eingesetzt. Dabei konnten anhand von Geländeparametern in der weiteren Umgebung des bekannten Siedlungsplatzes bei Kaspauer potenzielle Plätze identifiziert werden, an denen anschließende Feldbegehungen, Magnetikmessungen und Bohrstocksondagen tatsächlich Hinweise auf prähistorische Siedlungstätigkeit ergaben.“
Ein wesentliches Merkmal seien dabei die Funde von Holzkohlefragmenten. Die Ableitung dafür sei, dass es in den Wäldern zur damaligen Zeit nur Laubbäume wie Eiche, Esche oder Buche gegeben habe. Die Zeit der Nadelhölzer habe sehr viel später begonnen. Der Referent: „Doch auch damals schon wurden Wälder gerodet, das Holz genutzt und die Flächen für landwirtschaftlichen Anbau wie Erbsen, Hirse oder Linsen verwendet.“
Als „erstaunlich“ bezeichnete der Historiker die Grabungen auf dem Hochplateau des Jura. So habe man Steinbefestigungen entdeckt, die ganz klar auf Wegebefestigungen hinweisen würden.
„Haben Menschen schon 1500 vor Christus ihren Wohnort gewechselt von oben nach unten?“ Die Beantwortung dieser Frage werde erschwert durch eine Änderung des Bestattungsrituals zu Totenverbrennungen in der Zeit um 1200 vor Christus.
Erosion erschwert Untersuchungen
Erschwerend sei auch die Erosion auf den Hochebenen. Diese sei im Laufe der letzten Jahrtausende so stark gewesen, dass der Referent davon ausgeht, dass die Bodenschicht 2500 vor Christus einen Meter höher gewesen sei als jetzt.
Insgesamt seien die Forschungen auf dem Jura-Karstboden und Gestein sehr schwierig. Dennoch habe man aus der Bronzezeit Keramik oder Töpferwaren wie Tassen, Schalen oder Krüge gefunden. Insgesamt seien dies Belege für die Besiedlung der Hochflächen.
Welchen Vorteil die damals lebenden Menschen darin sahen, oben statt unten zu siedeln, ist dem Referenten zufolge schwer nachzuvollziehen. Beispielsweise hätte man das Wasser nach oben schaffen müssen, was sicherlich nicht leicht gewesen sei.
Wetter verändert?
Ob ein verändertes Wetter Einfluss gehabt habe, lasse sich auch nicht sicher sagen. „Was sicher ist, dass auf den Höhenlagen des Jura ebenso wie in den Tälern Ansiedlungen entstanden sind“, sagte Dr. Seregéy.