„Da will uns jemand an der Nase herumführen“, war das erste, was Michael Auer durch den Kopf schoss, als er den Zettel an seinem Vespagespann sah. Er konnte nicht glauben, was da geschrieben stand. Unter 3500 Vespas aus über 30 Ländern sollte ihre die schönste sein? Doch es war kein Scherz. Bereits ein paar Tage später rauschte die Nachricht durch den britischen Blätterwald: „Einfach die Besten: Michael und Silke Auer aus Deutschland haben in Belfast den Best of Show Award für ihre Vespa Struzzo gewonnen“.
„Auf dem italienischen Zweirad kann man so richtig entschleunigen und die Landschaft genießen.“
Michael Auer, Maineck
Bei den Vespa World Days, dem wichtigsten Treffen für Liebhaber des italienischen Kultrollers, den Preis für das schönste Gefährt zu erhalten, das kommt in der Szene einem Ritterschlag gleich. „Das ist der Mühe Lohn für die jahrelangen Restaurierungsarbeiten an meiner Vespa P 200 X mit einem Seitenwagen der Firma Globe“, freut sich der 46-jährige Mainecker. Er und seine drei Jahre jüngere Frau gehören zu den Vespafreunden Maineck, die alljährlich Ende September rund um das Radlerheim ein Vespatreffen organisieren. Am Sonntag, 23. September, treffen sich ab 14 Uhr wieder hunderte von Fans des „La Dolce Vita auf zwei Rädern“ in Maineck.
1800-Kilometer-Reise nach Belfast
Ein paar Hausnummern größer sind die Vespa World Days, die in diesem Jahr in der nordirischen Hauptstadt Belfast stattgefunden hatten. Mit ihrem Wohnmobil und einem Anhänger machte sich das Ehepaar aus Oberfranken auf die 1800 Kilometer lange Reise gen Norden.
Dort angekommen, standen sie auf dem Titanic Quartet, auf dem vor über 100 Jahren das berühmte Passagierschiff Titanic erbaut worden war und sich heute das Titanic-Museum befindet. „Die Architektur des Gebäudes ist atemberaubend. In ihr spiegelt sich all das wieder, was die Geschichte des 1912 untergegangenen Passagierschiffes ausmacht: die Kristalle, der Eisberg, der Stern und der Bug“, schwärmt Michael Auer.
Selbstverständlich ließen sich er und seine Frau einen Besuch des Museums nicht entgehen. Warum ihr Zweirad zum schönsten gekürt worden war, das erfuhren die Auers von der Jury nicht.
Aber Michael Auer hat eine Vermutung: „Die verchromten Felgen, der Chromspiegel, die Embleme aus Edelstahl und die Farbgebung ergeben ein stimmiges Gesamtbild, das das Fahrzeug, Baujahr 1982, älter erscheinen lässt. Unsere Vespa sieht in den Augen vieler Betrachter aus, als würde sie aus den 1950-er oder 1960-er Jahren stammen.“
Auer und seine Frau Silke waren zum vierten Mal bei den Vespa World Days. Im nächsten Jahr wollen die zwei nach Ungarn reisen, wo sich die Vespa-Gemeinde in Zanka am Plattensee trifft. „Die Veranstaltung ist zum Pflichtprogramm für uns geworden“, betont der 46-jährige. „Weil man sich mit Gleichgesinnten, die den gleichen Schlag haben wie wir, zu Zweitakt-Gesprächen trifft, und dabei auch noch die Welt kennenlernt.“
Was meint er damit? „Verspa-Liebhaber frönen einem ganz speziellen Hobby. Die weite Anreise kostet schon einiges“, antwortet Auer. Eine italienische Gruppe sei sogar mit einem Lastwagen angereist, auf dem 50 Roller standen. Der Mainecker ist ein leidenschaftlicher Vespa-Fahrer. Für ihn ist das kein normales Alltagsgefährt, sondern eines das gehegt und gepflegt und zu bestimmten Anlässen gefahren wird. „Auf dem italienischen Zweirad kann man so richtig entschleunigen und die Landschaft genießen“, bringt es der Mainecker auf den Punkt.
Das Vespa-Treffen Alle Jahre wieder, wenn sich die Blätter verfärben, knattert in Maineck beim Vespa-Treffen Bella Italia auf zwei Rädern wieder. „Am 23. September ab 14 Uhr lassen Hunderte von Fahrern aus ganz Oberfranken, die meist nur über ein Saisonkennzeichen verfügen, die Zweiradsaison mit einem Aufenthalt in Maineck ausrollern“, erklärt Michael Auer. Im Radlerheim steigt ein italienischer Nachmittag. Heuer wird die Veranstaltung um eine Woche vorverlegt. „Da ist es noch etwas wärmer“, sagt Vorsitzende Sonja Baumann vom Radfahrerverein (RV) Viktoria Maineck. Sie gehört zu den Vespa-Freunden, die aus dem Verein heraus entstanden sind. Die Leidenschaft für die italienische Kultmarke hatte die Mainecker vor sieben Jahren dazu bewogen, ein regelmäßiges Treffen für Vespa-Freunde zu organisieren. In diesem Jahr wird es erstmals einen Stand mit Accessoires rund um den italienischen Kultroller geben. Die Kinder können sich auf dem Spielplatz unweit des Radlerheimes vergnügen oder als Beifahrer Rollerluft schnuppern. Bei schönem Wetter findet die Veranstaltung im Biergarten statt, bei schlechtem in der beheizten Festhalle.