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KLEINZIEGENFELD: CHW-Vortrag: Bluttat im Kleinziegenfelder Jägerhaus

KLEINZIEGENFELD

CHW-Vortrag: Bluttat im Kleinziegenfelder Jägerhaus

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    Die Wappen der Schaumbergs (li.) und das gemehrte Wappen der Familie (Kleinziegenfeld, re).
    Die Wappen der Schaumbergs (li.) und das gemehrte Wappen der Familie (Kleinziegenfeld, re). Foto: Roland Dietz

    Eine Bluttat rückte Kleinziegenfeld im Oktober 1858 in den Fokus der überregionalen Tagespresse. Der Rittergutsbesitzer Ludwig Anton Freiherr von Schaumberg war von einem „ehemaligen Forstgehilfen und Jäger Münch“ erstochen worden. Der Freiherr hatte ihn wegen Unzuverlässigkeit entlassen, worauf dieser gedroht hatte, den „Bluthund von Edelmann“ umzubringen. Neue Erkenntnisse über das fränkisch-thüringische Adelsgeschlecht derer von Schaumberg und damit ein Stück Heimatgeschichte arbeitete der Sonneberger Kreisheimatpfleger Thomas Schwämmlein in seinem Vortrag beim Colloquium Historicum Wirsbergense (CHW) am Freitagabend auf.

    Trotz der Ankündigung der Bluttat plädierte das königliche Gericht in Bayreuth auf Totschlag, was damals eine Zuchthausstrafe, also nicht wie bei Mord die Todesstrafe zur Folge hatte. Anton Freiherr von Schaumberg wurde in Strössendorf beigesetzt. Damit endete vor 160 Jahren nicht nur die Geschichte des Rauensteiner Zweigs dieser Adelsfamilie, sondern auch die Schaumbergische Geschichte in Kleinziegenfeld. Zwischen 1668 und 1858, 190 Jahre lang, hatten die Herren von Schaumberg die Geschicke des Dorfes geprägt. Der Ort im Frankenjura war damit auch mit der Geschichte des hoch verschuldeten Schaumbergischen Gesamtbesitzes in Rauenstein verbunden.

    Die Herkunft der Herren von Schaumberg ist erstmals um 1200 mit einer Burg Schaumberg belegt. Am südlichen Rand des Thüringer Schiefergebirges etablierten sich diese niederadligen Herren von Schaumberg mit eigenen Herrschaften. 1216 nannten sie sich erstmals „von Schaumberg“ nach ihrer neu erworbenen Burg in Schalkau. Die Besitzungen der Herren von Schaumberg umfassten Reichslehen, die von Schalkau bis zum Rennsteig reichten. Nach dem Aussterben der mit ihnen verwandten Herren von Sonneberg 1310 erweiterten sie ihre Besitzungen auch um die Burg Sonneberg und die umliegenden Anwesen. 1315 wurden sie mit der Stammburg, der Burg Schaumberg bei Schalkau, belehnt. Diese Burg wurde 1349 als „Ruhestein“ (Rauenstein) erbaut und erstmals urkundlich genannt.

    Schulden: Aufstand der Untertanen

    Die sogenannte Lehenspflicht war eine Verpflichtung gegenüber den Rittergutsbesitzern zur Bearbeitung der Ländereien. In diesem Lehenssystem waren Bauern nicht als Person verpflichtet, sondern wegen ihres Landsitzes oder Gehöfts. Mit den Lehnsherren und Ritterkreisen entstanden „Ritterkantone“. 1632 tauchten in Burgkunstadt und Strössendorf erstmals die Namen von Schaumberg auf. Dieses Adelsgeschlecht hatte sich über den Ritterkanton „Gebürg“ etabliert und auch in den geistlichen Hochstiften Einzug gehalten. Bischöfe waren sie in Augsburg, in Eichstätt (Martin von Schaumberg), Würzburg und Bamberg, und Peter von Schaumberg hatte es zum Kardinal gebracht.

    In Kleinziegenfeld wurde die Burg nach einer teilweisen Zerstörung 1430 wieder aufgebaut. Von Außseß und von Waldenfels kamen in den nächsten Jahrhunderten die Besitzer. Das Jägerhaus, heute landläufig als Kleinziegenfelder Schloss bezeichnet, wurde 1571 errichtet. 1668 erwarb Georg Dietrich von Schaumberg das Rittergut in Kleinziegenfeld und belehnte damit Pankratz Büttel zu Modschiedel. Unter den Freiherren von Schaumberg wurde die Anlage um 1730 zum Schloss ausgebaut, um einen standesgemäßen Lebensstil zu ermöglichen. Jedoch führten Schulden dazu, dass die „Unterthanen von Ziegenfeld gegen ihre Herren rebellierten und sogar Verjagten“. Sogar Warenlieferungen aus Bamberg wurden zehn Jahre lang nicht beglichen. Die Rebellen wurden von Fürst Peter Philipp von Bamberg und dem Markgrafen Christian Ernst von Brandenburg wieder zur Ordnung gebracht. 1764 ging es mit neuen Untertanen, die in den Ort geholt wurden, wieder etwas aufwärts. Sie wohnten in Häusern ohne Hof, sogenannten Tropfhäusern, bei denen die Rinnen des vom Dach abtropfenden Regenwassers die Grenze bedeutenden. Daher stammt die Bezeichnung „Armer Tropf“ für die Bewohner.

    Doch weiterhin plagten die Landadeligen von Kleinziegenfeld wirtschaftliche Probleme. Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth beschrieb sie so: „Von ihren Gesichtern, ihrer Kleidung und Benehmen her hätte man sie auch für Bauern halten können“.

    „Von ihren Gesichtern, ihrer Kleidung und Benehmen her hätte man sie auch für Bauern halten können.“

    Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth über den Kleinziegenfelder Adel

    Eine kleine Blütezeit erlebte Kleinziegenfeld unter Karl Franz von Schaumberg 1804, der den Ort förderte und, um die Wirtschaftlichkeit zu verbessern, die Bienleins- und Schrepfersmühle errichten ließ. Doch die beginnende Industrialisierung hatte keinen Aufschwung mehr zugelassen. 1842 verkaufte Ludwig Anton Ferdinand von Schaumberg die inzwischen vermutlich bereits ruinösen Reste des Schlosses, behielt aber seinen Wohnsitz im Jägerhaus sowie die Ländereien.

    Nach dem Tod von Ludwig Anton Ferdinand von Schaumberg wurde das Jägerhaus an Franz Friedrich Karl Freiherr von Seckendorff verkauft. Das Adelsgeschlecht von Schaumberg gilt seit 1998 als ausgestorben.

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