„Was fällt Ihnen zum Namen Maria Ward ein?“, fragt Schwester Beate Neuberth die Zuhörer. Die meisten verbinden damit das Mädchengymnasium in Bamberg. „Ich durfte meine Jugend bei den Maria-Ward-Schwestern verbringen“, erzählt eine Besucherin. Um die Gründerin der Congregatio Jesu, auch als „Englische Fräulein“ bekannt, ging es bei einer Fastenpredigt in der katholischen Pfarrkirche „Mariä Geburt“ in Altenkunstadt.
Wer eine Nonne in Tracht erwartet hatte, wurde enttäuscht. „Auch ohne Ordenskleid kann man Ordensfrau sein“, stellte Beate Neuberth klar. Sie gehört der Congregatio Jesu an, die seit 300 Jahren auch in Bamberg eine Niederlassung hat. „Für die Pfarrei Altenkunstadt ist diese Fastenpredigt eine Premiere“, erklärte Pastoralreferentin Birgit Janson.
„Auch ohne Ordenskleid kann man Ordensfrau sein.“
Beate Neuberth, Congregatio Jesu
Basierend auf einem Abschnitt aus dem Matthäus-Evangelium erzählte Neuberth von einer selbstbewussten, aufrechten, starken, hartnäckigen und schlagfertigen Frau, vor der sich sogar Jesus geschlagen geben muss. Von einer Frau, deren Tochter von einem Dämon befallen ist und die mit Leidenschaft um ihr Kind kämpft. Aber was hat das mit Mary Ward, einer Frau des 17. Jahrhunderts zu tun? „Sie hatte zwar kein krankes Kind, aber dafür war England zu jener Zeit krank“, betonte die Rednerin. Katholiken und Protestanten bekämpften sich, was schließlich zur Gründung einer neuen Kirche mit dem König als Oberhaupt führte. Katholische Christen wurden verfolgt.
„Mary, die 1585 in Yorkshire das Licht der Welt erblickte, kam aus einem Elternhaus, das am katholischen Glauben festhielt. Ihre Großmutter saß deswegen 14 Jahre im Gefängnis“, berichtete die Ordensfrau. Als Mary Ward sich ihrer Ordensberufung bewusst wurde, ging sie nach Flandern, dem heutigen Belgien. Zurück in England stellte sie sich auf die Seite der Schwachen. „Durch eine Vision wurde Mary bewusst, was Jesus von ihr wollte: Die Gründung einer Gemeinschaft für Frauen“, sagte Neuberth. Mit ihrem Vorhaben geriet Mary Ward in Konflikt mit der katholischen Kirche. Sie kam ins Gefängnis und ihre Gemeinschaft wurde aufgehoben.
Zuversicht in Krisenzeiten
„Doch wir sind immer noch da. In der ganzen Welt gibt es Niederlassungen, die sich auf Mary Ward berufen“, betonte Beate Neuberth. Die Gründerin der Congregatio Jesu sei eine im Glauben starke Frau gewesen, die Jesus zu ihrem Lebensmittelpunkt gemacht habe. „Auch wir leben in einer schwierigen, von Krisen geschüttelten Zeit. Viele Menschen verlassen die Kirche, auch in der Erzdiözese Bamberg“, erklärte die Fastenpredigerin. Sie ermunterte die Zuhörer, sich bewusst zu machen, dass in erster Linie der Glaube trägt und nicht allein die Tradition.
Pfarrgemeinderatsvorsitzender Thomas Geldner dankte Schwester Beate Neuberth für die „wunderschöne Stunde der Erbauung“ mit einem Geschenk. Die gemütliche Kaffeerunde nutzten viele Gläubige, um mit der Ordensfrau ins Gespräch zu kommen.