Der Aufzug öffnet sich, Worte der Begrüßung, gefolgt von einem „Oh wie schön“ hallen durch das Studio. Die Kandidatin mit Einhorn-Haarreif hält stolz ihre von Mutti gestrickten Topflappen in die Kamera und nennt ihren Namen. „Ach die Susanne aus Oberfranken. Wos mochst Du sonnst so in Weismoo?“ entfährt es Fernsehkoch Alexander Herrmann aus Wirsberg auf Fränkisch. „Ich bin Hobyköchin“, sagt Susanne Klippstein.
„Was war der Grund, an der Fernsehsendung ,The Taste – Nur der Geschmack zählt‘ teilzunehmen?“ hakt Zwei-Sterne-Koch Frank Rosin aus Dorsten nach. „Ich will es mir selbst ein bisschen beweisen. Als Hobbyköchin bin ich beim Schneiden nicht so perfekt drauf wie manch anderer. Ich kann aber sehr viel Geschmack auf den Teller bringen“, antwortet die 31-Jährige selbstbewusst.
Die Weismainerin tischt in der Kochshow des Fernsehsenders „SAT 1“ den vier Promiköchen Alexander Herrmann, Frank Rosin, Maria Groß (Erfurt) und Tim Raue (Berlin) Kalbsleber mit Kürbispüree in Rotwein-Balsamico-Soße und mit marinierten Apfelscheiben auf den Probierlöffel. Die Profis lassen sich ihr Gericht auf der Zungen zergehen.
Wechselbad der Gefühle bei der ersten Ausscheidung
Die Teilnahme an der Sendung wird für die Oberfränkin zum emotionalen Parforceritt. „Ich wurde regelrecht in ein Wechselbad der Gefühle getaucht. Vor allem bei der ersten Episode, dem Casting, wo aus 32 Kandidaten 16 ausgewählt wurden.“ Am 2. Oktober erlebten die Fernsehzuschauer, wie schwärmerische Töne („Rosin: „Das Mundgefühl ist sensationell“) und kritische Anmerkungen (Groß: „Visuell war das nicht die Bombe“) hin und her flogen. Sie sei regelrecht auf die Folter gespannt worden, bis dann der erlösende Satz aus dem Munde von Groß gekommen sei: „Ich würde mich freuen!“

Auf den Geschmack gekommen, an ihrer Lieblingssendung teilzunehmen, war die Weismainerin nach einem beruflichen Termin. Es sei eine spontane Aktion gewesen, erinnert sich Klippstein. Die 31-jährige arbeitet als Produktentwicklerin bei der Firma Raps in Kulmbach, die Gewürzmischungen, Saucen und Marinaden herstellt. „Euphorisiert von einer gelungen Verköstigung, bei der ich Burger, Salate und Suppen für einen Kunden zubereiten musste, packte mich der Ehrgeiz, an der Sendung teilzunehmen“, erzählt die Fernsehkandidatin.
Nach dem Ausfüllen von Fragebögen, Telefoninterviews und einem Probekochen in einer Münchner Kochschule stand die selbstbewusste Oberfränkin endlich im Scheinwerferlicht. Im Fernsehstudio schlüpft sie in die Rolle der Botschafterin des guten Geschmacks. Sie liebe es, mit frischen Zutaten am Herd zu stehen und aus dem Bauch heraus etwas Neues auszuprobieren, hebt die Weismainerin hervor.

Sie bezeichnet sich als Genussmensch. Sie wolle nicht nur sich selbst verwöhnen, sondern auch andere Menschen dazu bewegen, genussvoll zu kochen. Gerne bekocht sie Freunde und Verwandte. „Bei mir gibt es dann – anders als im Fernsehen – keine Blindverkostungen mit dem Probierlöffel und auch kein filigranes Anrichten auf dem Teller. Auf dem Tisch stehen Töpfe und Schüsseln, und es werden Schöpflöffel gereicht“, schmunzelt sie.
„Wenn einem auch noch andauernd die Kamera im Nacken sitzt, dann braucht man schon stärkere Nerven als beim Kochen in den eigenen vier Wänden oder in der Firma.“
Susanne Klippstein, Koch-Kandidatin aus Weismain
Susanne Klippstein wird im Fernsehstudio auf eine harte Probe gestellt. Anders als am heimischen Herd, muss sie während der 60-Minuten-Kochzeit auch die Fragen einer Redakteurin beantworten. „Wenn einem auch noch andauernd die Kamera im Nacken sitzt, dann braucht man schon stärkere Nerven als beim Kochen in den eigenen vier Wänden oder in der Firma.“ Wenn im Studio etwas schief gehe, dann laufe es schief. Fehler zu korrigieren, erlaube das Reglement der Sendung nicht, so Klippstein.
Eine Minute hat sie Zeit, eine Kostprobe ihres Leber-Menüs auf einem Probierlöffel anzurichten. Was folgt, sind bange Minuten des Wartens, bis die Jury ihr Urteil gefällt hat. „Das war Anspannung pur!“ Die Weismainerin, die über sich selbst sagt „Ich habe mit meiner Vorliebe für Glitzer und Punk das Mädchen in mir bewahrt“, fühlt sich im Team der Thüringer Fernsehköchin Maria Groß pudelwohl. „Ich liege mit ihr auf einer Wellenlänge. Auch sie ist ein spontaner, witziger Typ.“ Bis in die dritte Runde hat es die Oberfränkin bereits geschafft.
Was die Kandidatin mit der Siegprämie von 50 000 Euro vorhat

Gedreht wurde im Mai und Juni. Welche Hobby- oder Berufsköche beim großen Finale, das am Mittwoch, 27. November, um 20.15 Uhr ausgestrahlt wird, die Nase vorne haben, will Klippstein nicht. Sonst wäre die Spannung für die Zuschauer dahin. Der Gewinner erhält eine Siegprämie von 50 000 Euro. Was sie damit machen würde, darüber hat sich die 31-Jährige schon vor der Sendung Gedanken gemacht: „Ich würde gerne eine Party schmeißen, verreisen und den Rest auf die Seite legen.“ Und was, wenn es nicht klappen sollte? Als Kandidatin, die mit leeren Händen dasteht, sieht sich die Weismainerin nicht: „Ich nehme ganz viel mit. Ich habe in der Fernsehsendung wahnsinnig viele tolle neue Freunde kennengelernt, erfahren wie es hinter den Kulissen einer TV-Show zugeht und jede Menge Tipps von Profiköchen erhalten.“
Die Kochshow Ausgestrahlt wird „The Taste – nur der Geschmack zählt“ mittwochs um 20.15 auf dem Fernsehsender SAT 1. Ziel ist es, durch einen Ausscheidungswettkampf den besten Koch Deutschlands zu ermitteln. Er erhält eine Siegprämie. Als Teilnehmer treten sowohl Berufs- als auch Hobbyköche auf. Zu Beginn hat jeder Kandidat eine Stunde Zeit, um ein selbst gewähltes Gericht zu kochen. Den Juroren wird das Gericht auf Probierlöffeln serviert, ohne zu wissen, wer der Koch ist. Daraufhin entscheiden sie sich, ob der Kandidat so gut war, dass er für den weiteren Verlauf der Sendung in ihrem Team soll. Sollte der Kandidat mehrere Juroren überzeugt haben, kann er sich entscheiden, in wessen Team er möchte. Die Kandidaten werden von ihrem Mentor gecoacht und müssen Gerichte zu vorgegebenen Themen kochen. Nach jedem Kochdurchgang entscheiden die Juroren in einer Blindverkostung, wer der schlechteste Koch war. Der scheidet aus, wenn er sich nicht bei einer Relegationschance bewährt.