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ALTENKUNSTADT: Beifall für Liedermacher Wolfgang Buck in Altenkunstadt

ALTENKUNSTADT

Beifall für Liedermacher Wolfgang Buck in Altenkunstadt

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    Ein gut aufgelegter Wolfgang Buck bescherte den Altenkunstadter Publikum Glücksmomente, sparte aber auch nicht mit kritischen Gedanken.
    Ein gut aufgelegter Wolfgang Buck bescherte den Altenkunstadter Publikum Glücksmomente, sparte aber auch nicht mit kritischen Gedanken. Foto: Gerda Völk

    Franken hat viel zu bieten. Das gute Essen, sein Bier, eine grandiose Landschaft, aber „die Leid“ (Leute): Wolfgang Buck winkt ab. Sein Publikum in der Turnhalle der Grundschule in Altenkunstadt quittiert die Aussage mit einem wohlwollenden Lachen. Ein bestens aufgelegter Vollblutfranke und Schweinebratenexperte trifft auf ein Publikum, das gewillt ist, sich an einem Sonntagabend mehr als zwei Stunden bestens unterhalten zu lassen.

    Mit seinem neuen Soloprogramm „Des Gwärch und des Meer“ hat der fränkische Mundartpoet, Liedermacher und Vollblutmusiker wieder einmal die kleinen und großen Dinge des fränkischen Lebens aufgespürt, auch jenseits des Klöß-Klischees. Da werden normale Alltagsbeobachtungen (Gwärch) mit Zeitgeschehen und Sehnsuchtsorte (Meer) mit handgemachter Gitarrenmusik zu einem Gesamtkunstwerk verwebt. Dazwischen kommt auch der eine oder andere Titel aus Bucks vorangegangenen elf Programmen zu Gehör. Welche das sind, darüber entscheiden die Würfel.

    Arbeitsfreie Tage, eine milde Sonne und sanft dahinziehende Wolken

    Mit einem 37 Jahre alten Lied, das Buck völlig neu eingespielt hat, beginnt das Konzert. In „Di Sunna douder goud“ (Die Sonne tut dir gut) wird jenes Gefühl von Leichtigkeit beschrieben, wie sie nur arbeitsfreie Tage, eine milde Sonne und die sanft dahinziehenden Wolken bieten können. „Das Unglück vo die Leid kommt daher, dass sie nicht daheim bleiben wollen“, erklärt der Vollblutmusiker. Allerdings wäre dann auch zu seinem Konzert niemand gekommen, selbst er wäre nicht da.

    Wolfgang Buck singt seine Lieder in einem weitgehend verständlichen Dialekt und ergänzt sie mit aufschlussreichen Bemerkungen zu Hintergründen und Entstehungsgeschichte. Es sei schon Wahnsinn, wo wir alle unsere Spuren hinterlassen. Der Mundartpoet hat diese Erkenntnis im Lied mit dem Titel „Alles hinderlässd Schburn“ zusammengefasst. Das Spektrum reicht vom Mobiltelefon über Google und Amazon bis hin zur WhatsApp-Gruppe. Selbst der Kühlschrank weiß über seinen Inhalt Bescheid. Bei allzu viel Ungesundem „verpetzt er dich bei deinem Arzt“, unkt Buck.

    Schäuferla, Gleeß, Wirsching und Soße fast schon auf der Zunge spüren

    Zu den Highlights Buckscher Philosophie zählt unbestritten seine musikalisch-kulinarische Liebeserklärung an die Leibspeise der Franken, den „Schweinebrodn“. Ein Lied, das zwar schon einige Jahre alt ist, vom Publikum aber immer wieder gerne gehört wird. Keinem anderen gelingt es, die fränkische Leibspeise so zu besingen, dass man die krosse Kruste des Schäuferles, die „fasd budderwaachen Gleeß“ (fast butterweiche Klöße), den Wirsching und die dunkle Soße (selbst gemacht, nicht aus einen „Bäggla“) beinahe schon auf der Zunge spürt.

    Eine Kochanleitung gibt es gratis dazu, nicht nur für den Braten, sondern auch für den Wirsing (zur Abrundung etwas Kren). „Das muss ich auch einmal ausprobieren“, sagt am Ende des Konzertes eine Besucherin zu ihrer Begleiterin. Ob allerdings eine Bratwurst zu den halbvegetarischen Genüssen zählt, darf bezweifelt werden.

    „Des Gwärch und des Meer“ heißt das aktuelle Soloprogramm des Liedermachers Wolfgang Buck.
    „Des Gwärch und des Meer“ heißt das aktuelle Soloprogramm des Liedermachers Wolfgang Buck. Foto: Gerda Völk

    Was ist beim Zahnarzt schlimmer: die Angst vor dem Bohrer oder vor dem Monolog des Dentisten, dem man mit Klammer und Watte im Mund wehrlos ausgeliefert ist: „Wenn's weh dud, sohng Sie's fei“ (Sagen sie es, wenn‘s weh tut). Wolfgang Buck spricht den Menschen aus der Seele. „Ideal wäre es, wenn man nicht die Sehnsucht nach Ruhe oder dem Meer hätte, sondern schon beides in sich tragen würde“, sagt er. Doch wie das gehen soll, weiß auch er nicht.

    Man sollte mit dem Essen aufhören, wenn man satt ist. Doch dagegen spricht das mütterliche „Dir schmeckt‘s net“. Beinahe hat man Mitleid mit der gequälten Seele, die sich angesichts zahlreicher Speisen, die aufgetischt wurden, diesen Vorwurf gefallen lassen musste.

    Der Deppenfaktor ist auf alle Altersstufen verteilt

    Auch kritische Töne waren an diesem Abend zu hören. SUVs seien ursprünglich für den Nahostkrieg entwickelt worden. „Ich bin noch nie zwischen Altenkunstadt und Weismain beschossen worden“, giftet Buck. Zu den eher kritischen Liedern gehört auch „Flüchd-lingskinder“ und die Erkenntnis, dass viele Hiesigen die Enkel von Migranten sind, von Egerländern, Russen, Oberschlesiern, Donauschwaben und so weiter. Allerdings stellt Buck fest, dass der Deppenfaktor auf alle Altersstufen verteilt ist.

    „Ideal wäre es, wenn man nicht die Sehnsucht nach Ruhe oder dem Meer hätte, sondern schon beides in sich tragen würde.“

    Wolfgang Buck, Liedermacher

    Offenbar steckt der fränkische Dialekt voller Widersprüche. Oder wie anders lassen sich Ausdrücke wie „gscheid blöd“, „geh zu, bleib da“, „du amoll schnell wardn“ und „schneid amoll des Holz zam“ erklären. Der Franke sei der einzige, der das Holz nicht auseinanderschneidet, sondern zam.

    Drei Zugaben gibt es, dann darf Wolfang Buck die Bühne verlassen, allerdings nicht ohne ein Sechser-Tragerl Steinbier, überreicht samt passendem Krug von Bürgermeister Robert Hümmer.

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