Erst vor 100 Jahren durften in Deutschland die Frauen zur Wahlurne gehen und über die Zusammensetzung des Parlaments der Weimarer Republik entscheiden. Davor gab es einen langen und steinigen Weg, den viele mutige Frauen gingen, um an Ihr Ziel zu kommen. Die Vorsitzende der Frauenunion Burgkunstadt, Stefanie Baier, hatte zu diesem höchst brisanten Vortrag eingeladen und zahlreiche Interessierte kamen.
Den spannenden und auch erschreckenden Werdegang der Frauenbewegung seit der Französischen Revolution und den harten Kampf der Frauen für das Recht auf politische Meinungsäußerung und das Frauenwahlrecht beleuchtete Annette Schäfer, Volkskundlerin und Kreisheimatpflegerin aus Hirschaid. „Was für uns heute selbstverständlich ist, musste von den Frauen aber sehr mühsam erkämpft werden“, gab sie zu bedenken.
Viele meinten, außer einem Ehemann bräuchten sie niemanden zu wählen
Schon 1904 trafen sich Frauen aus 25 verschiedenen Ländern in Berlin. Dort kam es zur Gründung der „International Women's Suffrage Alliance“, dem „internationale Weltbund für Frauenstimmrecht“. Dieser vertritt heute 50 Organisationen weltweit.
Die damalige Meinung der Männer war, Frauen seien zu dumm, zu emotional, und überhaupt sollten sie sich um Kinder und den Haushalt kümmern. Außer einem Ehemann bräuchten sie niemanden zu wählen. Eine Einstellung, bei der sich heute den Frauen der Magen umdreht, so Annette Schäfer.
Dagegen war die Arbeitskraft der Frauen gerade recht, um im und nach dem Krieg die Männer, in allen Berufssparten zu ersetzen. Kamen die Männer zurück vom Krieg, ging es dann wieder „zurück zum Herd“. Gleichberechtigung und gleicher Lohn für gleiche Arbeit war damals schon weit entfernt.
Am 30. November 1918 trat endlich das Frauenwahlrecht in Kraft. Bis dahin wurden die Kämpferinnen für das Wahlrecht, oder auch „Suffragetten“ genannt, getreten, geschlagen, gedemütigt, ins Gefängnis verfrachtet und bei Hungerstreik brutal zwangsernährt.
Die Referentin ging in der Geschichte zurück bis 1791. In Frankreich war es Olympe de Gouges, die ihrer Zeit weit voraus war und wegen ihres Kampfes um Gleichheit von Mann und Frau der „Egalite“ letztendlich auf dem Schafott landete und enthauptet wurde.
Emily Davison war sich aus Verzweiflung vor das Pferd des Königs
Auch in England protestierten viele Frauen. Emmeline Pankhurst gründete 1903 in Manchester die Women?s Social and Political Union. Sie wurde später, während einer Demonstration, verhaftet. Das Bild in den Zeitungen erregte so stark, dass es zu einer massenhaften Protestbewegung kam. Emily Davison warf sich 1913 aus Protest für das Frauenwahlrecht sogar bei einem Derby vor das Pferd des Königs und starb vier Tage später.
Im Januar 1919 konnten die Frauen in Deutschland reichsweit erstmals wählen und gewählt werden. Damals gingen bereits etwa 90 Prozent der Frauen zur Wahl. Die erste Frau, die am 19. Februar 1919 eine Rede in der Nationalversammlung hielt, war Marie Juchacz. Ihre Meinung war „Was diese Regierung getan hat, das war eine Selbstverständlichkeit: Sie hat den Frauen gegeben, was ihnen bis dahin zu Unrecht vorenthalten worden ist“. Elisabeth Schwarzhaupt wurde 1953 die erste Ministerin der Bundesrepublik Deutschland.
Viele der Anwesenden erinnerten sich, dass es noch gar nicht so lange her ist, dass den Frauen vieles verboten war und die Gleichberechtigung von Mann und Frau noch sehr weit. Vorsitzende Steffi Beier dankte der Referentin für den interessanten Vortrag und wünschte sich, dass alle Frauen das hart erkämpfte auch würdigen sollten.