In der Burgkunstadter Stadthalle hatte er 2015 den Sonderorden „Der Goldene Schuh“ erhalten und ein Jahr darauf in Weismain die Krapfen des Weismainer Konditormeisters und Reimeschmieds Franz Besold genossen. Jetzt brachte er Hunderte von Faschingsfans in der Dr.-Stammberger-Halle zum Lachen und Nachdenken. Dr. René Pschierer, der eloquente Fassenachter aus Mainz, machte sich aus den wechselnden Veranstaltungsorten seinen eigenen Reim. „Gibt es Mainleus überhaupt?“, fragte sich der Bajazz mit der Latern‘ augenzwinkernd und das neue Bielefeld vor Augen.

Den erwähnten Franz Besold vermisste er. „Das ist der Nachteil vom Kulturaustausch: Er reimt heute in Mainz.“ Das Besondere am Mainleuser Fasching ist für Pschierer, dass beim MCC eine multiregionale Fastnacht gepflegt werde, die die Atmosphäre von Veitshöchheim übertreffe. Ein Lob, das bei den Zuhörern der kurzweiligen Galaprunksitzung, durch die charmant Christine Friedlein führte, runterging wie Öl. Fünf Stunden lang steppte in der guten Stube Kulmbachs der Faschingsbär.
Pschierer: Die multiregionale Fastnacht des MCC übertrifft Veitshöchheim

Zum Gelingen des Abends trug Adi Guckelsberger, fernseherprobter Nachtwächter („Mainz wie es singt und lacht“) und Reimeschmied aus Mainz, sein Scherflein bei. Die Pappnasen vollendeten mit Hingabe die Reime seiner Geschichten, die ein unerwartetes, zwerchfellerschüttertes Ende nahmen. Der 16. Preisträger des Sonderordens „Der Goldene Schuh“ berichtete von einer Heimfahrt mit Gesellschaftspräsident Wolfgang Hartmann, bei der immer wieder derselbe Polizist nicht zum Pusten, sondern zum Weiterfahren aufforderte. Am Ende erfuhr das Publikum von einem sichtlich genervten Polizisten den Grund: „Fahrt endlich aus dem Kreisverkehr heraus.“
Für einen Überraschungseffekt sorgte der MCC: Hartmann überreichte Guckelsberger nicht nur den Sonderorden, sondern zauberte zur Verblüffung aller auch noch einen Schuh aus seinem Hut.
Das Prinzenpaar des MCC, Karl-Michael I. (Schoberth) aus Kulmbach und seine Prinzessin Eva-Maria I. (Buß) aus Neuenmarkt hatten die Narren eingangs begrüßt, während ihre Schwester Franziska Buß mit Sitzungspräsident Wolfgang Hartman die Hymne des MCC sang.
Der „Baaschdorfer“ gibt Tipps für den Wahlkampf

Der „Baaschdorfer“, Edwin Jungkunz aus Baiersdorf, hatte für alle Kommunalwahlkämpfer jede Menge nicht ernstgemeinte Vorschläge parat. Damit die Tomaten schneller rot werden, sollte man nicht zur Methode „Baaschdorfer“ greifen und nackig durch das Gemüsebeet laufen. Denn dann könne es einem so ergehen wie der Dame, von der der Baaschdörfer erzählte: „Meine Tomaten sind grün, aber die Stangengurken um 12 Zentimeter gewachsen.“
Die „Sumbarcher Waschweiber“ (Doris Motschmann und Silvia Otto) traten zum satirischen Großreinemachen an, der Nölla aus Nöllingen (Wolfgang Baumann) kramte bei seiner Suche nach der perfekten Büttenrede einen Kalauer nach dem anderen aus und Dr. Rene Pschierer fragte sich mit Blick auf das „schräge Spitzenduo der SPD“ Saskia Eskens und Norbert Walter-Borjans: „Zählt das jetzt als Aufbauspritze oder Strukturhilfe?“. Auch sein Sohn Johannes in der Jugendbütt war nicht auf den Mund gefallen.

Atemberaubende Menschenpyramiden, farbenfrohe Kostüme, tollkühne Sprünge oder zackige Bewegungen, die zahlreichen Tanzformationen aus nah und fern zeigten, dass ein Reigen im Fasching mehr ist als nur ein „Beinchen-Hoch-Tanz“. Dazu zählten auch die Tanzgruppen des MCC und Tanzmariechen Melissa Freitag aus Marktzeuln, die von der Lichtenfelser Ballettmeisterin Doris Diroll trainiert werden.

Letztere schoss mit ihrem Solodarbietung den Vogel ab: Ihre Mischung aus Tanz und Pantomime, begleitet von ruhigen Pianoklängen von Prinz Karl-Michael I. geriet zu einer faszinierenden Oase der Ruhe inmitten des Faschingstrubels. Für die musikalische Unterhaltung sorgten der Musikverein Mainleus sowie Bernd Kern und Peter Birk vom Duo „Franken-Top“.