Auf großes Interesse stieß die Auftaktveranstaltung zum Festjahr „900 Jahre Mainroth“. 200 Gäste kamen, die Plätze im Jugendhaus St. Heinrich reichten nicht aus. Besonders herzlich begrüßten die Moderatoren Professor Günter Dippold vom Geschichtsverein Colloquium Historicum Wirsbergens (CHW) als Festredner
„900 Jahre Mainroth: Wenn wir dieses Jubiläum begehen, dann feiern wir nicht etwa die Gründung des Ortes, sondern bloß seine erste Erwähnung – letztlich einen zufälligen Termin“, stellte Günter Dippold fest. Das lässt sich nicht nur am Auffinden von Spuren einer ersten, hölzernen Kirche durch Archäologen festmachen.
Auch die Endung –roth für einen gerodeten Platz weist zurück bis in die Karolingerzeit, also in das 8., spätestens 9. Jahrhundert. Mainroth war um 1120 Gegenstand eines Geschäfts. Käufer war Bischof Otto I. von Bamberg, der das „allodium apud Rotha“ von Konrad von Zähringen erworben und dem Domstift Bamberg übergeben hat.

Das Domstift, auch als Domkapitel bezeichnet, war eine vornehme Körperschaft, jedes Mitglied der maximal zwanzigköpfigen Chorherrengemeinschaft musste adlig sein. Der ranghöchste Domkapitular war der Dompropst. Von 1120 bis 1143 ist ein Dompropst namens Eberhard nachzuweisen. Ihm verdankt die Nachwelt ein Verzeichnis von zehn Einheiten (Villikationen), die dem Domstift angehörten. An siebter Position erscheint „Ruote“, ein Herrnhof, das heißt: ein von einem Verwalter geleiteter Hof mit seinen Zugehörungen. Das bezeichnet in Mainroth einen großen Hof, den ein von Bamberg bestimmter Mann leitete.
Dieses Besitzstandsverzeichnis des Dompropstes Eberhard entstand ab 1120. Hier taucht Mainroth erstmals aus dem Dunkel der Geschichte auf. Es gab in Mainroth natürlich nicht nur den Herrnhof, denn damit ein Großbetrieb funktionierte, brauchte es Menschen, die ihm zugeordnet waren, die auf den herrschaftlichen Feldern und Wiesen arbeiteten. Dafür bekamen sie ein Stück Land für ihren eigenen Lebensunterhalt. Es fehlt eine genaue Angabe der Häuser, aber aus den Angaben zu Gollhofen, lässt es sich ableiten.
Schweine für das Domkapitel
Gollhofen hatte 20 Häuser und schuldete dem Domkapitel 20 Schweine jährlich. Da aus Mainroth 30 Schweine erwartet wurden, dürfte es 30 Häuser gegeben haben.
Es war beträchtlich, was der Herrnhof außerdem noch nach Bamberg zu liefern hatte. Neben den 30 Schweinen waren das 600 Käselaibe, sechs Maßeinheiten Hopfen, vier Maßeinheiten Salz, 30 Hennen, zehn Gänse, 50 Eier, eine Kuh, ein Eber, zwei Ochsen mit Wagen und ein Beil. Insbesondere die große Menge an Käse fällt auf, wohl ein Indiz für eine rege Weidewirtschaft im Maintal.
Die Herrschaft des Dompropstes war vom 12. Jahrhundert bis zur Auflösung des Domkapitels bei der Säkularisation 1803 prägend für das Leben in Mainroth. Im 13. Jahrhundert ging ein grundlegender Umbruch vonstatten, die großen Herrnhöfe wurden nach und nach aufgelöst und Bauernhöfe in unterschiedlicher Größe als Erbzinsleihe an die Menschen gegeben. Die Leute konnten Haus und Hof vererben, auch verkaufen, waren dem Domkapitel als Besitzer aber regelmäßige Abgaben schuldig.
Als das Amt Mainroth entstand
An die Stelle eines Verwalters für den großen Herrnhof trat ein Beamter, ein Vogt, später auch Amtmann genannt. Es entstand das Amt Mainroth, zu dem auch Anwesen in Mainklein, Rothwind, Schimmendorf, Schwarzach und Danndorf gehörten.
Als 1335 der Dompropst Leupold von Egloffstein die Burg Maineck kaufte, wurde der Sitz des Amtmannes nach Maineck verlegt.

Um 1800 hatte der Dompropst in Mainroth sechs ganze und vier halbe Höfe, 15 kleinbäuerliche Einheiten und 21 Tropfhäuser, also Häuser ohne zugehörigen Grundbesitz, hinzu kamen Pfarrhaus, Schulhaus, Jägerhaus, Brauhaus, Schmiede und ein Hirtenhaus. Dem standen sieben künsbergische Anwesen gegenüber. Neben den Künsberg hatten auch die Förtsch, die Redwitz und die Waldenfels Besitz in der Gemarkung.
In Mainroth gab es Mitte des 19. Jahrhunderts eine hohe Zahl von größeren Höfen. 15 Einwohner nannten mehr als 40 Tagwerk ihr eigen, zehn davon sogar mehr als 60. An der Spitze stand 1854 der Landwirt Johann Bähr mit 118 Tagwerk, gefolgt von Elisabeth Emmert mit 86 Tagwerk und Heinrich Klemenz mit 82 Tagwerk. Was Mainroth von anderen Orten unterschied, war das Braurecht der Einwohner, das jeder Haubesitzer hatte. Dafür stand das gemeindliche Brauhaus zur Verfügung, das in den 1730er Jahren gebaut wurde.
Ein privates Brauhaus mit Gasthof
Ein eigenes, privates Brauhaus hatte der künsbergische Wirt vom Gasthof „Zur goldenen Krone“. Die Mainrother brauten nicht nur für sich, sie verkauften ihr Bier, was den Nachbarstädten Weismain und Burgkunstadt ein Dorn im Auge war, die es als städtisches Vorrecht betrachteten, dass nur sie Bier verkaufen dürften. Den Hopfen bauten die Mainrother selbst an, schon um 1120 ist von Hopfen als Abgabe die Rede.
Auch das örtliche Handwerk konnte sich sehen lassen. Es gab drei Büttner, zwei in der Horlache, einen in der Bachgasse, zwei Bäcker, fünf Schreiner, einen Tuchmacher, einen Schlosser, einen Metzger, einen Wagner, einen Maurer, zwei Schmiede, eine Ziegelhütte. Sogar eine Badstube für die medizinische Versorgung existierte, sie war Eigentum der Kirchenstiftung.
Was Mainroth von den anderen Dörfern ebenfalls abhob, war seine rechtliche Sonderstellung. Es gab ein Gericht, dem der Amtmann als Richter vorstand und das von zwölf Schöffen gebildet wurde. Dreimal im Jahr trat das Gericht zusammen, es war zuständig für leichte Vergehen wie Verstöße gegen Maß und Gewicht und für die Voruntersuchung von Kriminalfällen. Für Verbrechen, die eine Todes- oder schwere Leibesstrafe nach sich zogen, war das Zentgericht Weismain zuständig.
„Die mehr als 900-jährige Geschichte ist Grund genug, gut auf diese alten Denkmäler aufzupassen.“
Günter Dippold, Bezirksheimatpfleger
Mainroth war wohl von Anbeginn an Pfarrsitz, aber erst 1308 wird ein Pfarrer namentlich genannt. Er war zuständig für den Herrnhofbezirk; Die Grenze der Pfarrei bildeten also der Main im Süden, der Häckergrundbach in Mainklein im Westen und der Zentbach bei Schwarzach im Osten. Aus der Zeit des 16. Jahrhunderts sind kaum mehr als die Namen der Pfarrer bekannt. Als 1552 der Markgraf Albrecht Alcibiades Krieg gegen den Bamberger Bischof führte, vertrieb er den Mainrother Pfarrer und setzte einen evangelischen Pfarrer ein.
Bis zum Jahr 1624 blieb Mainroth evangelisch und wäre es wohl auch geblieben, wenn der Dompropst nicht so hart durchgegriffen hätte. Die Mainrother wurden aufgefordert, katholisch zu werden, wer das verweigerte, musste sein Hab und Gut verkaufen und fortziehen.
Im Lauf des 19. Jahrhunderts wandelten sich die gewerblichen Strukturen. 1914 notierte der hiesige Lehrer „Bevölkerung treibt Landwirtschaft, kleine Gewerbetreibende, Handwerker und Taglöhner im Ort, viele gehen in die Fabriken nach Burgkunstadt und Mainleus.“ In Mainroth entstanden die Malzkaffeefabrik Stenglein und „Kohlen“-Stenglein (heute Fuhrunternehmen) in den 1920er Jahren, das Baugeschäft Göhl in den 30er Jahren.
Schmucke Fachwerkbauten im Ortskern
„Der Ort ist schön gelegen“ schrieb 1801 ein Banzer Mönch über Mainroth mit seinen schmucken Fachwerkbauten beidseits der Hauptstraße, bekrönt vom barocken Kirchturm. Obwohl ein Großbrand 1901 schwere Wunden in den alten Baubestand schlug, sind neben Kirche, Pfarrhaus und Brauhaus heute noch neun private Baudenkmäler vorhanden. „Die mehr als 900-jährige Geschichte ist Grund genug, gut auf diese alten Denkmäler aufzupassen“, sagte Professor Dr. Dippold am Schluss eines Vortrages. Denn es reicht ja nicht, Geschichte alle 25 oder 50 Jahre anlässlich von Jubiläen zu beschwören, aber sie sonst zu vergessen. „Aber, da bin ich in Mainroth zuversichtlich, denn hier ist offenkundig Geschichtsbewusstsein vorhanden“, schloss Günter Dippold seine Festrede, wofür er großen Applaus erhielt.
Beim Festabend wurde auch die Ortschronik „900 Jahre Mainroth“ vorgestellt, die Ingrid Kohles zusammengestellt hat. Diese kann zu einem symbolische Preis von fünf Euro bei ihr erworben werden, Tel. (09572) 9958.