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BURGKUNSTADT: Bericht eines ehemaligen Süchtigen am Gymnasium Burgkunstadt

BURGKUNSTADT

Bericht eines ehemaligen Süchtigen am Gymnasium Burgkunstadt

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    Der ehemalige Drogenabhängiger Marco Lau (li.) gab tiefe Einblicke in sein Leben.
    Der ehemalige Drogenabhängiger Marco Lau (li.) gab tiefe Einblicke in sein Leben. Foto: Christian Voll

    Die Schüler der Klassen 9d, 9e und 10a hatten noch lange an dem Vortrag am Gymnasium Burgkunstadt zu kauen. Im Rahmen der Vorbereitung der Berlin-Fahrt gelang es den Oberstudienrätinnen Christina Schott, Michaela Kraus und Melanie Oehl einen Vortragenden zu gewinnen, der nicht nur eine besonders nachdenklich stimmende Seite Berlins präsentierte. Mit dem Film „Berliner Härte – Vom Junkie zum Mesner“ kamen Gefängnisseelsorger Hans Lyer und der Protagonist des Films, Marco Lau, ans Gymnasium Burgkunstadt.

    „Koks macht gefühllos und sehr aggressiv, du verlierst deine eigene Persönlichkeit.“

    Marco Lau, ehemaliger Drogenabhängiger

    Der Film zeichnet die Lebensgeschichte von Marco von seiner Jugend bis hin zum Ausstieg aus dem Drogenmilieu nach und gibt tiefe Einblicke in sein Leben. Suchtprävention wurde hier eindrucksvoll anschaulich und für die Jugendlichen nachdenklich präsentiert.

    Vor knapp 20 Jahren ging es für Marco um Leben und Tod. Hinter dem damals 27-jährigen lagen Jahre der Enttäuschung, Verwahrlosung und des schweren Drogenmissbrauchs. Von seiner Mutter als Kind in einem Kinderheim in der ehemaligen DDR abgegeben, trieb sich Marco nach der Wende regelmäßig am Bahnhof Zoo herum. Auf sich allein gestellt, fand er eine schnell Art Geld zu verdienen, indem er sich prostituierte. „In dieser Welt aus Kriminalität, Gewalt und Prostitution konsumiert man dann auch sehr schnell Drogen, und damit ist der Kreislauf angetreten“, erklärte er in der Fragerunde den Schülern.

    In einer solchen Situation, in der man auch mal im Park schläft und der einzige Freund mit einer Mahlzeit aushilft, suche man die Flucht im Drogenrausch. „Koks macht gefühllos und sehr aggressiv, du verlierst deine eigene Persönlichkeit“, erklärte er. „Man versucht abzuschalten, aber das hat nie geklappt.“ Mit einer Ecstasy-Pille hat es begonnen, am Ende standen Kokain, Heroin und jede Menge Alkohol. Immer wieder stand er auf Hochhausdächern. „Da gibt es dann zwei Möglichkeiten: entweder du genießt die Aussicht oder du springst“ – solche Sätze sagt Marco ganz ohne Pathos, aber dafür umso eindringlicher.

    Gesprungen ist er nicht, sondern nach einem Schlüsselerlebnis, einer Begegnung mit lebensfrohen jungen Menschen, kam es zum Wendepunkt in seinem jungen Leben. Er musste selbst die Spirale der Selbstzerstörung durchbrechen und so ging er in den „kalten Entzug“ und befreite sich von den Drogen. Ganz auf sich gestellt habe er die schlimmsten drei Wochen seines Lebens durchlitten. „Ich hätte da auch draufgehen können, das weiß ich“, erzählt er, doch war er sich sicher, nur so einem Rückfall zu entgehen.

    In Bamberg hat er ein neues Zuhause gefunden

    Sein Weg führt ihn schließlich nach Bamberg, wo er inzwischen ein neues Zuhause gefunden hat. Unterstützt durch die Bekanntschaft mit dem katholischen Seelsorger Hans Lyer findet er allmählich ins Leben zurück und lässt sich sogar taufen. „Ich habe den Schlüssel für eine Kapelle, sperre da auf und zu, und der Pfarrer ist sich sicher, dass ich die Kerzen anzünde und alles vorbereite – das ist der Hammer“. Es hat lange gedauert bis Marco wieder spürte, dass ein Mensch ihm vertraut.

    Der eindrucksvolle Vormittag hat sicher so manchem die Augen geöffnet für die sozialen Abgründe in unserer Gesellschaft. Marco Lau wollte den Schülern sowohl eine Warnung mitgeben, als auch zugleich Mut machen. „Passt auf, was Drogen alles anrichten können, aber vergesst nicht, dass es im Leben immer eine Chance gibt, um die Kurve zu kriegen – man muss sie nur ergreifen!“

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