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BURGKUNSTADT: Auf den Spuren des Bieres durch Burgkunstadt

BURGKUNSTADT

Auf den Spuren des Bieres durch Burgkunstadt

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    Mit einer Bierprobe im „Rösla – Die Marktplatzkneipe“ Burgkunstadt endete die Veranstaltung.
    Mit einer Bierprobe im „Rösla – Die Marktplatzkneipe“ Burgkunstadt endete die Veranstaltung. Foto: Corinna Tübel

    Auch, wenn so manche alten Fachwerkgebäude längst zu Wohnhäusern umgestaltet wurden, werden bei den Erzählungen von Jürgen Birk Bilder von dampfenden Kesseln und großen Gärtanks lebendig. Der Kulturwissenschaftler hatte am vergangenen Samstag im Rahmen einer Stadtführung mit Bierprobe „Auf den Spuren des Bieres durch Burgkunstadt“ rund 20 Teilnehmer durch die Gassen geführt. Die Frauen und Männer verschiedensten Alters erfuhren von der Verleihung des Braurechtes und des Bierverkaufs in Burgkunstadt und den Dörfern der Umgebung im Jahr 1400.

    Der Kulturwissenschaftler Jürgen Birk führte die Teilnehmenden „auf den Spuren des Bieres“ durch Burgkunstadt: mit Fachwissen und spürbarer Begeisterung für Bier.
    Der Kulturwissenschaftler Jürgen Birk führte die Teilnehmenden „auf den Spuren des Bieres“ durch Burgkunstadt: mit Fachwissen und spürbarer Begeisterung für Bier. Foto: Corinna Tübel

    Dieses Privileg diente den Bürgern als Ausgleich für die Pflicht, die Verteidigungsanlagen in Ordnung zu halten. Den Dörfern des Amtes Burgkunstadt war das Malzen und Brauen – ausgenommen der Haustrunk – verboten. Dies führte zu Auseinandersetzungen, die in den „Bierkriegen“ endeten: 1668 wurde genau festgelegt, welche Ortschaften Burgkunstadter Bier beziehen mussten. „Erfuhr der Burgkunstadter Vogt von einer Zuwiderhandlung, läutete er Sturm und ein bewaffneter Haufen zog los, um den Bierzwang durchzusetzen“, erklärte Jürgen Birk. „Ein Grund für die Teilnahme an einer solchen Fehde: Vor Ort durften die „Biersoldaten“ so viel „illegales Bier“ wie möglich durch Konsum „vernichten“. Der Rest wurde dann konfisziert und nach Burgkunstadt gebracht.“ Die Fehden legten sich erst bei, als diese zu blutig wurden.

    Im Kommunbrauhaus dürfen nur Vollbürger brauen

    Eine der Stationen der Exkursion mit Jürgen Birk (re.) war die Brauerei Günther. Sie braute zunächst im Kommunbrauhaus in Burgkunstadt, später im eigenen Gebäude in der Unterstadt, ehe sie 2007 mit der Produktion in das neue Sudhaus im städtischen Gewerbegebiet zog.
    Eine der Stationen der Exkursion mit Jürgen Birk (re.) war die Brauerei Günther. Sie braute zunächst im Kommunbrauhaus in Burgkunstadt, später im eigenen Gebäude in der Unterstadt, ehe sie 2007 mit der Produktion in das neue Sudhaus im städtischen Gewerbegebiet zog. Foto: Corinna Tübel

    An verschiedenen Stationen, wie etwa dem ehemaligen Kommunbrauhaus, pausierten die Teilnehmer und ließen den historischen Platz im heutigen Brauhausweg auf sich wirken. An diesem Ort sotten um 1800 zunächst 48 Vollbürger mit Grundbesitz in der Oberstadt ihr Bier und brachten es zum Vergären und Reifen in die eigenen Lagerkeller. Damit die einzelnen Wirte nicht zu viel Bier brauten, legte der Rat alljährlich für jeden Brauer eine Art Bierquote fest – aber auch um diese Ausschankzeiten und die Brauhausnutzung gab es oft Zwist. Im Laufe der Zeit errichteten einzelne Brauer eigene Brauhäuser und das Kommunbrauhaus verlor nach und nach an Bedeutung. 1967 wurde der Braubetrieb dort eingestellt.

    An dieser Stelle im Brauhausweg befand sich das ehemalige Kommunbrauhaus.
    An dieser Stelle im Brauhausweg befand sich das ehemalige Kommunbrauhaus. Foto: Corinna Tübel

    Auch die Brauerei Kerling am Kronacher Tor und die Brauerei Günther brauten beide zunächst im Kommunbrauhaus. Während Erstere mit dessen Schließung den eigenen Betrieb ebenfalls beendete, ist die Brauerei Günther bis heute erfolgreich: 1990 erweiterte sie ihr Absatzgebiet bis ins südliche Thüringen. Aufgrund der gesteigerten Nachfrage verlagerte die Brauerei 2005 ihre Produktion in ein neues Sudhaus im städtischen Gewerbegebiet.

    Im „Bermuda-Dreieck“ blieb so mancher Zecher hängen

    Stationen waren auch das „Brauhaus Mühlbach“ und die „Brauerei Hellmuth“: Die „Fraa“ braute in Letzterer zwischen 1920 und 1930 bis zu 28 mal im Jahr. Franz Helmuth baute in den 1960-er Jahren zudem das erste vollautomatische Brauhaus in der Stadt. Nach 44 Jahren Brautätigkeit wurde es jedoch 2007 stillgelegt.

    Großes Erstaunen gab es auch beim Stichwort „Bermuda-Dreieck“, mit dem im Volksmund die drei nahe beieinander liegenden Wirtshäuser Püls, Pfeuffer und Günther in der Kulmbacher Straße gemeint sind. „In dem zwar niemand auf nimmer wiedersehen verschwand, aber dennoch hängen blieb. Zu mindestens solange bis die Ehefrauen der Zecher dem Gelage ein Ende setzten“, verriet der Stadtführer. 1920 soll sogar ein Gast auf dem Nachhauseweg ermordet worden sein.

    Am Polizeirangen gab es eine kleine „Bierpause“: Zwei Gründungsväter der neuen KOMM.1059 Kommunbrauerei Burgkunstadt, Stephan Herold (2. v. li.) und Thomas Klein (3. v. li.), erzählten von ihrem Projekt.
    Am Polizeirangen gab es eine kleine „Bierpause“: Zwei Gründungsväter der neuen KOMM.1059 Kommunbrauerei Burgkunstadt, Stephan Herold (2. v. li.) und Thomas Klein (3. v. li.), erzählten von ihrem Projekt. Foto: Corinna Tübel

    Mit einem großen Schritt in die Zukunft lud zudem die KOMM.1059 Kommunbrauerei Burgkunstadt am Polizeirangen zu einem Schluck Bier ein. Vor dem alten Gebäude, das derzeit renoviert wird, soll möglicherweise schon im Herbst Bier von der rund 150-köpfigen Genossenschaft ausgeschenkt werden, verraten zwei der Gründungsmitglieder Stephan Herold und Thomas Klein. Sie gewährten interessierten Teilnehmenden auch offene Einblicke und Antworten auf ihre Fragen.

    Eine Bierprobe und Anekdoten zum Reinheitsgebot

    Doch natürlich mussten neben so vielen kognitiven und optischen Eindrücken auch die Geschmacksnerven angesprochen werden: Mit einer feinen Bierprobe in der Marktplatzkneipe „Rösla endete die Veranstaltung der Volkshochschule Lichtenfels. So mancher Irrglaube zum „Deutschen Reinheitsgebot“ wurde dabei ebenfalls aufgedeckt. Die Frauen und Männer konnten natürlichen Hopfen sowie verschiedene Biersorten in kleinen Gläsern probieren, unter anderem das neue Hausbrauer Vollbier der Günther Bräu und ein Bier der Brauerei Schroll aus Reckendorf. Bei lockeren Gesprächen und einer Brezel zur Stärkung klang der Abend gebührend aus – doch nicht ohne so manche Anekdote rund um das Bier und seine Wirkung.

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