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BURGKUNSTADT: Bayerische Geschichten beim Kultursonntag in Burgkunstadt

BURGKUNSTADT

Bayerische Geschichten beim Kultursonntag in Burgkunstadt

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    Die Schauspielerin Monika Manz las beim Kultursonntag in der Alten Vogtei nicht nur die Geschichten von Oskar Maria Graf, sie machte sie lebendig.
    Die Schauspielerin Monika Manz las beim Kultursonntag in der Alten Vogtei nicht nur die Geschichten von Oskar Maria Graf, sie machte sie lebendig. Foto: Corinna Tübel

    Wer hört wohl nicht gerne Geschichten? Wenn diese jedoch musikalisch umrahmt werden und vor Witz und Wonne sprühen, gleich jedoch in Komik und Sentimentalität wechseln, dann eröffnet sich ein besonderer Hörgenuss. So ist es jüngst beim letzten Kultursonntag der Kulturgemeinde Burgkunstadt, unterstützt von der Friedrich-Baur-Stiftung, in diesem Jahr in der Alten Vogtei geschehen. Unter dem Titel „Weihnachten mit Oskar“ präsentierten Monika Manz als Erzählerin und Susanne Weinhöppel an der Harfe bayerische Weihnachtsgeschichten einmal ganz anders.

    Wenn Gefühle spürbar werden: Von der Panik auf der Eisscholle

    Dass „Oskar“, gemeint ist der oberbayerische Volksschriftsteller Oskar Maria Graf, nicht mehr in den Räumen der Alten Vogtei zugegegen sein konnte, tat der wunderbaren Lesung keinen Abbruch. Im Mittelpunkt: Das frühe 20. Jahrhundert. Monika Manz verstand es, die Geschichten rund um den harten Alltag der Bäcker vor Weihnachten oder der bratfertigen Weihnachtsgans, die den Kirchgängern gerupft aus heiterem Himmel vor die Füße fällt, lebendig werden zu lassen.

    Die aus Niederbayern stammende Schauspielerin beherrscht nicht nur den entsprechenden Dialekt, sondern schlüpfte auch gekonnt in alle Rollen und Stimmlagen der Akteure. Besonders beeindruckend war etwa der schnelle Wechsel der Imitation des jüngsten Bruders Oskar, der voller Panik mit seinen Brüdern, die zunächst harsch, später ebenso verängstigt, auf einer Eisscholle trieben. Spannung und Erleichterung schienen beinahe greifbar im Raum zu stehen, nachdem die Rettung in der Geschichte geglückt war. Die Erzählung „Die Eisscholle“ ist autobiografisch angehaucht und so erhielt das Publikum auf diese Weise auch einen Eindruck von der mitunter harten Kindheit des Oskar Maria Graf.

    Mit Harfe und Stimme: „Schlaflied für den kleinen Jesus.“

    Beruhigend, begleitend und anregend wirkte nach solchen Episoden die Harfenmusik von Susanne Weinhöppel als der Weihnachtsengel, der forterzählt. Mit einer grandiosen Fingerfertigkeit und wiegenden Bewegungen entlockte sie dem großen Instrument sowohl laute, als auch leise Töne – allesamt in ganz eigenen Melodien. Die Überraschung war groß, als die Musikerin aus München auch verschiedene Stücke mit kraftvoller Stimme sang, etwa einen „Feierlichen Landler“ oder das „Schlaflied für den kleinen Jesus.“ Auch hier vermittelt der bairische Dialekt Heimeligkeit, jedoch nicht ohne edle und zauberhafte Nuancen.

    Ein Stammtisch in New York: Autobiografisches aus dem Exil

    In „Der glückliche Brauch“ aus „Der große Bauernspiegel“ stellte Monika Manz die betitelte urwüchsige Welt mit allen sozialen und politischen Problemen und einer sehr authentischen Komik dar. Obwohl der Zeitpunkt seiner Entstehung sehr weit zurückliegt, könnte der ein oder andere Hinweis auch ein versteckter Spiegel für die heutige Zeit sein.

    Einen jähen Ortswechsel erlebte das Publikum schließlich in der Erzählung „New Yorker Weihnacht“ aus „Die Flucht ins Mittelmäßige“ aus dem Jahr 1959. Ab Juli 1938 lebte der ausgebürgerte Oskar Maria Graf im Exil in New York. Später gründete er mit anderen Mitstreitern einen noch heute bestehenden Stammtisch für deutschsprachige Auswanderer.

    Anrührend, witzig, manchmal auch sperrig – in jedem Fall aber etwas Besonderes sind die Geschichten von Oskar Maria Graf. Die musikalische Lesung „Weihnachten mit Oskar“ in der Alten Vogtei bot ein Hörerlebnis, das gerade in der Weihnachtszeit herrlich erfrischend war und auch zum Nachdenken anregte.

    So konnten die Frauen und Männer im Publikum, zumindest den lächelnden Gesichtern nach zu urteilen, die anstehenden Weihnachtseinkäufe, -pläne und -vorbereitungen ein Stück weit vergessen. So hatte es Verena Beck, 2. Vorsitzende der Kulturgemeinde Burgkunstadt, bei ihrer Begrüßung gewünscht.

    Der nächste Kultursonntag findet am 8. Januar 2023 um 17 Uhr statt: „Anthoff liest... Geschichten zur Winterzeit“. Weitere Informationen unter baur-stiftung.de/kultursonntage.html.

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