Was ist das Leben? Zufall? Witz, oder eben doch nur ein Geschäft? Dieser Frage geht der Kabarettist Andreas Rebers in seinem aktuellen Programm nach. Als „Moralweltmeister“ wurde er wegen seiner scharfen Zunge schon bezeichnet und das kam auch bei den Kultursonntagen in der Alten Vogtei in Burgkunstadt gut an. Bereits Wochen vorher war die Vorstellung der Kulturgemeinde Burgkunstadt und der Friedrich-Baur-Stiftung ausverkauft.
„Kein Bartel, kein Most“
Oft musste man genau überlegen, was der Kabarettist da doppelsinnig vorbrachte. So griff er immer wieder Themen auf, die er schon vorher gestreift hatte, um ihnen eine neue Wendung zu geben. „Geschäfte geschlossen, Pulver verschossen, kein Bartel, kein Most, keine Kneipe, keine Kost“, schilderte er gnadenlos den Niedergang vieler ländlicher Regionen. „Wer hier schon mal war, vergisst nie den Proviant, hier auf dem Land.“ Da gab's auch gnadenlose Spitzen wie „Die Feuerwehr setzte schon selbst Häuser in Brand, dann ist mal wirklich was los auf dem Land.“ Die knappen Pointen saßen und von der humorvollen Art seines Vortrags war das Publikum sehr angetan.
Doch wie sieht es aus mit dem hohen Lebensstandard in Deutschland, auf wessen Kosten geht der? Das war eine der Fragen, die Andreas Rebers in Text und Lied betrachtete. Etwa die Modebranche: „Die Freundin von Klaus ist fesch, ihr Höschen kommt aus Bangladesch, Pulli aus Pakistan, selbst der kleine Push-BH, kommt sogar auch India. Wir ziehen uns an und aus, was nicht gefällt, fliegt raus, und spenden dann aus zweiter Hand, Klamotten für ein Drittweltland.“ Da darf es auch mal ein Kalauer sein, wie auf die Frage, was „Was halten sie von Frauenfußball?“ die Antwort „Ich mag beides.“
Die Deutschen seien nicht weit gekommen, hätten es aber weit gebracht: „Vom Herrenmenschen zum Moralweltmeister“. So frotzelt er, die Grünen kämpften darum, dass ein Syrer Kanzler werden könne, um zu fragen: „Warum kein Portugiese, woher kommt dieser Hass?“. Der politische Diskurs funktioniert inzwischen so, dass Behauptungen widerlegt werden, die niemand aufgestellt hat. Und ein Pole habe keine Chance, Kanzler zu werden: „Die Deutschen von heute werden den Polen niemals verzeihen, was die Deutschen von damals ihnen angetan haben.“ Er habe gedacht, dass die Alliierten die Welt von den Nationalsozialisten befreit haben, doch Alice Weidel behaupte nun, wir hätten den Krieg verloren. So kommt Rebers zum Schluss: „Es ist immer noch das Gleiche: Hass bleibt Hass und Hetze bleibt Hetze, egal von welcher Seite“.
Der Weltkrieg saß mit am Tisch
„Bei mir saß immer der Zweite Weltkrieg am Tisch: Einem fehlte ein Bein, einem das Auge, einem das Ohr und meine Mutter sagte, das ist in Sibirien geblieben“, berichtete er aus seiner Kindheit. Worauf er die Mutter gefragt habe, was denn das Ohr dort mache. Er sei noch anders erzogen worden, als das elfte von acht Kindern.
Es sei immer geschwiegen worden, doch man habe gemerkt, dass da noch was im Raum ist. Wenn er danach fragte, hieß es „Ruhig, ruhig“, so dass er lange gedacht habe, er ich heiße „Ruhig“. Onkel Dolf fehlte kein Körperglied, sondern die Einsicht, meinte seine Mutter. Als ehemaliger Hitlerjunge habe der Onkel ihm seine HJ-Uniform vererbt.

Das Schweigen über die Nazi-Diktatur führte dazu, dass die Kinder in der Schule Hakenkreuze malten und wenn es der Lehrer sah, wurde schnell ein Haus daraus gemalt. „Ich male Stunde null“, habe er gesagt, als der Lehrer ihn fragte, warum er das mache.
Wenn sie getrunken hatten, sangen die Älteren oft das Lied vom guten Kameraden und alle waren ergriffen. „Die Tränen von Opa Schauder bekam ich symbolisch, damit ich nie vergessen sollte, was die Deutschen anderen angetan haben“, kommentierte Rebers. Doch da Tränen nicht gut fürs Geschäft sind, habe er sich auf die Satire verlegt.
Egal ob Umweltschäden, Alkohol, Schlachtabfälle, NS-Zeit oder Inzest – es gibt kein Problemthema, das Rebers nicht mit beißendem Humor karikiert. Auch die Kirche kriegt ihr Fett weg beim Thema Umgang mit Schuld. So zeigten sich im globalen Wirtschaften, im gesellschaftlichen Zusammenleben und in der digitalen Vernetzung durchaus diktatorische Züge.
Zum Finale lief der Kabarettist noch zu großer musikalischer Form auf und spielte auf dem Akkordeon mitreißend alte schlesische Lieder. Beim Publikum kam der oft rabenschwarze Humor sichtlich gut an.