Eine kuriose Geschichte ereignete sich auf dem Burgkunstadter Marktplatz, wo zum Monatsbeginn die Austellung des Maibaums gefeiert wurde: Gegen 20.20 Uhr waren plötzlich zwei Maibäume auf dem Platz. Einer bereits stehend, der andere liegend: Er wurde um diese Zeit mit einem Traktor auf den Platz gefahren.
Doch von vorne. Das Wetter spielte diesmal mit, als um 17.45 Uhr alles gerichtet war. Dieser Umstand und die Ankündigung, dass zur Aufstellung des Maibaums in diesem Jahr wieder Publikum zugelassen sei, hatte sehr viele Besucher und Besucherinnen auf den Marktplatz gelockt. Bratwurstduft und Biergartenatmosphäre pur.
„Nun betrachtet genau und denkt stets daran, dass einer alleine nichts erreichen kann.“
Schusterbub Filips Callens in seiner Begrüßung
Bevor der Maibaum in seine Standvorrichtung versenkt wurde, wurde er mit einem grünen Kranz an seiner Spitze verschönt. Bürgermeisterin Christine Frieß hatte ihn mit bunten Bändern geschmückt. So warteten Bauhofleiter Thomas Kinscher und der Chef des Hebekrans, Stefan Mätzke, mit ihren Mitarbeitern auf den Startschuss zur Aufstellung. 15 Minuten später stand er – und der Musikverein spielte das Frankenlied.
25 Meter Länge misst der in den Frankenfarben Rot und Weiß gestrichene Baum. Er hat etwa 1,7 Festmeterholz und wiegt ungefähr 1,3 Tonnen, erklärte Bauhofleiter Thomas Kinscher.
Die Begrüßung der zahlreichen Gäste übernahm „Schusterbub“ Filips Callens Junior in Gedichtform: „Mein Burgkunstadt, das die Tradition in Ehren hält, hat den Maibaum mit vereinten Kräften heute aufgestellt. Nun betrachtet genau und denkt stets daran, dass einer alleine nichts erreichen kann.“
Der alte Maibaum war in die Jahre gekommen
„Es ist schön, dass das Leben mit solchen Veranstaltungen wieder Fahrt aufnimmt“, freute sich Bürgermeisterin Christine Frieß. Weiter dankte sie den Mitarbeitern von Verwaltung und Bauhof für die Organisation. Lob gab es auch für den Musikverein Burgkunstadt für die musikalische Ausgestaltung und die Bewirtung der Gäste.

Den wenigsten fiel auf, dass der Maibaum sehr neu wirkte. Sein Vorgänger war in die Jahre gekommen und sollte ausrangiert werden. Deshalb war ein neuer Baum vorbereitet worden.
Auch die „Landjugend Obermain“ hatte das nicht gemerkt. Die jungen Leute wollten einen alten Brauch aufleben lassen und der Stadt den Maibaum klauen. Maibaumdiebe sind in aller Regel Vereine oder Organisationen, die nicht die Absicht einer Straftat haben. Vielmehr haben sie eine kulinarische Gegenleistung als Auslöse im Sinn: War der „Diebstahl“ erfolgreich, treten die Parteien in die Rückgabeverhandlungen ein. In der Regel einigt man sich auf Bier und Brotzeit, und es wird gemeinsam gegessen, getrunken und gefeiert.

„Stadt Burgkunstadt, ihr seid erwacht, euer Maibaum verschwand über Nacht.“
kennt sich zum Maibaum-Klau
Auf jeden Fall fand der Bauhofleiter am Mittwoch einen Zettel vor, den die Landjugend am Bauhof hinterlassen hatte: „Stadt Burgkunstadt, ihr seid erwacht, euer Maibaum verschwand über Nacht. Auch das Schloss hat nichts gebracht, doch zur Verhandlung sind wir bereit, ihr habt ja noch ein wenig Zeit.“
„Wir hatten erst einmal ein verwundertes Lächeln auf den Lippen“, erzählte die Bürgermeisterin, der Kinscher den Zettel zeigte. „Denn die Gefahr, dass der Baum entwendet werden würde, wie schon geschehen, war in diesem Jahr eher sehr minimal.“

Am Ende hat die Landjugend die Lacher auf ihrer Seite
Tatsächlich hatte die „Landjugend Obermain“ nicht den neuen Maibaum entwendet, sondern den alten, der noch am Bauhof lagerte, mitgehen lassen. Als sich die Stadt nicht rührte, suchten die Jungs und Mädels das Gespräch und wurden auf ihr Missgeschick aufmerksam. Es wurde schnell klar, dass in diesem Jahr wenig zu holen war. Und so tauchten sie um 20.20 Uhr auf dem Burgkunstadter Marktplatz mit ihrem umsonst entwendeten Maibaum auf und hatten die Lacher natürlich auf ihrer Seite.

Bürgermeisterin Frieß war ob des Versuches, ein Brauchtum aufrecht zu erhalten, so angetan, das sie den erfolglosen Maibaumdieben trotzdem ein Fässchen Bier ausgeben will. Den alten Maibaum versprach die Landjugend Obermain wieder zu seinem Platz am Bauhof zurückzubringen, denn er ist ja immer noch Eigentum der Stadt.