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BURGKUNSTADT: Burgkunstadter Lebensretter als Meisterdedektive

BURGKUNSTADT

Burgkunstadter Lebensretter als Meisterdedektive

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    Herrscht nicht gerade eine Pandemie, ist der technische Leiter der DLRG Burgkunstadt, Thomas Schneider (re.), mit der Ausbildung von Lebensrettern beschäftigt.
    Herrscht nicht gerade eine Pandemie, ist der technische Leiter der DLRG Burgkunstadt, Thomas Schneider (re.), mit der Ausbildung von Lebensrettern beschäftigt. Foto: Roland Dietz

    Vielfältig sind die Einsatzbereiche der Dlrg Burgkunstadt. Dies war im Winter ersichtlich, als die Lebensretter öfters zu Unfällen auf dem Eis ausrückten. Zum Spektrum der Dlrg gehören aber auch immer wieder Sucheinsätze. Die Suche nach vermissten oder möglichen verunglückten Personen sind damit gemeint. Doch jüngst ging es bei den heimischen Lebensrettern um eine Geschichte, die das Leben schrieb.

    So führte eine gefundene Urkunde jetzt zu einer Personensuche der besonderen Art. In Traunstein wurde vor einigen Wochen ein Dlrg-Grundschein (Rettungsschwimmurkunde) von 1959 auf dem Gehweg gefunden. Die Finderin schickte das Dokument kurzerhand per Post zum Landesverband (LV) der Dlrg mit der Bitte, die Urkunde in die richtigen Hände zu geben.

    Vom Landesverband nach Burgkunstadt

    Der in Traunstein gefundene DLRG-Grundschein für Rettungsschwimmer ist auf Rudolf Matt ausgestellt.
    Der in Traunstein gefundene DLRG-Grundschein für Rettungsschwimmer ist auf Rudolf Matt ausgestellt. Foto: Roland Dietz

    Nach kurzer Recherche konnte der LV anhand der Registratur den Grundschein dem Dlrg-Ortsverband Burgkunstadt zuordnen und zuschicken. Damit ging eine Art Detektivarbeit bei der Dlrg Burgkunstadt richtig los. Der Rettungsschein weist einen Rudolf Matt aus Hof an der Saale aus, der am 23. Dezember 1934 geboren wurde. Er hatte die Prüfung für den Grundschein in Burgkunstadt abgelegt. Die Ausstellung des Scheins ist datiert auf den 24. Mai 1959 und wurde gestempelt und unterschrieben von keinem geringeren als Dlrg-Ikone Wilhelm Blenk.

    Der Ortsverband Burgkunstadt wurde 1955 gegründet, das Dokument stammt folglich aus den Anfangsjahren des Bestehens. Leider konnten aber die älteren Mitglieder keine Anhaltspunkte zum Ausweis geben. Lediglich die Adresse - Wohnort Hof - war ein erster Hinweis auf den Passinhaber.

    Ein Anruf beim Dlrg-Ortsverband Hof brachte zwar einen Tipp, aber keinen Durchbruch, da dieser Ortsverband erst 1976 gegründet wurde. „Und trotzdem stellte sich der erste Erfolg bei den Nachforschungen ein“, berichtet der technische Leiter des Ortsverbandes Burgkunstadt Thomas Schneider.

    Abnehmer eines solchen Scheines war der inzwischen verstorbene Wilhelm Blenk.
    Abnehmer eines solchen Scheines war der inzwischen verstorbene Wilhelm Blenk. Foto: Red

    So war die die eingetragene Adresse als Wohnort die dortige Oberfrankenkaserne der Bundeswehr. Bundeswehr und Dlrg, da kam man zwangsläufig zu den Kameraden Xaver Schruhl und Patrick Sinzinger, die in beiden Bereichen tätig sind und nun dankenswerterweise einen Kontakt zur Bundeswehr herstellten. Doch leider war erst einmal wieder Stillstand in den Bemühungen angesagt, da aus den 1950-er Jahren keine Unterlagen mehr verfügbar sind. Auch die Frage nach möglichen Datenschutz erübrigte sich damit.

    Der Gesuchte war ein Wehrpflichtiger

    Es war eigentlich schnell sicher, dass es sich vermutlich um einen damaligen Wehrpflichtigen gehandelt haben muss. Ein Wohnort im Raum Traunstein, wo der Schein gefunden wurde, schien also durchaus plausibel. „Folgerichtig war unsere nächste Anlaufstelle die Kameraden der Dlrg Traunstein/Siegsdorf erklärte“, Thomas Schneider. Dort wurde klar, dass der Passinhaber nach seiner Bundeswehrzeit mit dem Grundschein nicht bei den Lebensrettern „hängen“ geblieben ist. „Wir bekamen den Tipp, es doch mit einer kleinen Veröffentlichung beim Traunsteiner Tagblatt, zu versuchen. Tatsächlich konnten wir dort einen weiteren Hinweis bekommen. Man meinte, den Namen in Verbindung mit einem örtlichen Polizisten bringen zu können. Für uns war es also der nächste Schritt, ehemalige Kollegen bei der Polizei zu fragen, ob ihnen der Name etwas sagt. Und hier wurden wir fündig. Leider erfuhren wir aber dort, dass der Passinhaber seit einigen Jahren verstorben ist.“

    Im Internet nachrecherchiert

    Allerdings erinnerte man sich an die Traueradresse, welche in der Anzeige angegeben war. So konnten die Burgkunstadter mit der Hilfe von Google tatsächlich die Tochter des Grundscheininhabers ausfindig machen. Wie es der Zufall so will, wohnt diese inzwischen in Franken. Eine Email führte letztlich zu einem Telefonat, so dass die Unterlagen nach rund zwei Monaten in die Richtigen Hände gelangten. Diese wurden verschickt, um wegen der Corona-Pandemie von einem möglichen Treffen ab zu sehen. „Vielleicht wird das ja bei einer Verbesserung der jetzigen Situation noch möglich“, resümierte Thomas Schneider. Der eigentliche Grund, dass der passionierte Leichtathlet Rudolf Matt seinen Rettungsschwimmschein in Burgkunstadt abgelegt hatte, ist dann doch relativ einfach nach zu vollziehen. Den Dlrg-Grundschein benötigte er, um Polizeibeamter zu werden. Für die Abnahme waren Dlrg oder Wasserwacht zuständig. Zu dieser Zeit gab es neben einigen Wasserwachtsstellen nur die Dlrg Bamberg und Burgkunstadt.

    Burgkunstadt hatte auch das Freibad mit Sprunganlage, 50 Meter Becken und eine Wassertiefe von 3,60 Metern zu bieten, worauf sich die Prüfungen des damaligen Grundscheins bezogen. Rudolf Matt ist bereits vor vier Jahren verstorben. Nach dem Tode seiner Frau im vergangenen Jahr ging vermutlich die Urkunde beim Ausräumen der Wohnung in Traunstein verloren.

    Dank an alle Beteiligten

    „Nach dieser aufwendigen Recherchearbeit freute sich über diesen Erfolg die ganze Dlrg in Burgkunstadt“, erzählt Thomas Schneider. Diese Freude wurde nochmals erlebbar, als die Tochter des ehemaligen Besitzers den Grundscheines von 1959 dem OV Burgkunstadt für dessen Vereinsarchiv zur Verfügung stellte. Schneider dankte allen für ihre Mühen bei den Nachforschungen. Dank galt auch der Finderin des Scheins der Traunsteiner Bürgerin Heike Mittelegger.

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