Zu einem Online-Vortrag über „Reisen um 1800" hatte der Bezirksheimatpfleger und Vorsitzende des CHW Oberfranken, Professor Günter Dippold am zweiten Weihnachtsfeiertag eingeladen. Es war wieder ein Teilnehmerrekord zu verzeichnen, denn inzwischen sind Interessenten aus ganz Deutschland zugeschaltet.
„Reisen nützet viel und ist für den Geist eine schöne Art der Motivation“, hat der fränkische Schriftsteller Jean Paul (1763 - 1825) über die im 19. Jahrhundert in Mode gekommenen Bildungsreisen geschrieben. Viele Wohlhabende schickten besonders ihre Söhne auf Kavaliersreisen in die weite Welt, damit diese ihren Horizont erweiterten. Italien, Frankreich und England waren die wichtigesten Ziele.
Kavaliersreisen reicher Söhne und Korbmacher auf Verkaufstour
Auch der Güterverkehr nahm zu, und verschiedenste Waren wurden mit Fuhrleuten auf die Reise geschickt. So zogen Korbmacher vom Obermaingebiet mit hoch gepackten Schubkarren nach Norddeutschland oder Schlesien.

Aus dem Frankenwald wurden Holzstämme als Flöße über Rodach und Main bis nach Frankfurt und dann auf dem Rhein in Richtung Norden bis nach Holland verschifft. Bis zur Mündung des Mains in den Rhein war ein Floß über zwei Wochen unterwegs.
Jüdische Hausierer brachten Luxusartikeln von der Leipziger Messe mit einem Holzgestell auf dem Rücken in die Region. Herumziehende Bettler, Kleinkriminelle und Banden, die als Landplage und Landstreicher bezeichnet wurden, zogen durchs Land. Bis 1974 war dies ein Straftatbestand.
Reisende Handwerksgesellen zogen meist in Richtung Böhmen und über Wien und Frankfurt wieder zurück nach Franken. Sie waren meist zu Fuß unterwegs und heuerten auf ihrer Wanderschaft bei Meisterbetrieben an, was auch die heimischen Handwerkszünfte förderte, da die Gesellen unterwegs viele Innovationen kennenlernten.

Weit verbreitet war auch die Wallfahrt, die zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert für das einfache Volk oft die einzige Möglichkeit war, aus ihrem Ort herauszukommen. Ganze Dörfer machten sich auf den Weg. Nach Gößweinstein pilgerten alljährlich 60 Wallfahrten aus Franken. Die damalige Frankenwallfahrt, ein Zusammenschluss aus Würzburg, umfasste sogar 4000 Teilnehmer. Allerdings waren die Wallfahrten in Zeiten der Aufklärung umstritten: Moralische Bedenken beim Übernachten der verschiedenen Geschlechter und auch der Genuss von Alkohol in Gasthäusern waren die Hauptgründe dafür. Und während der Pilgertour fehlten zu Huse die Arbeitskräfte. Ein weiteres Problem war die Unterbringung am Wallfahrtsort. Sogar auf Kirchenbänken schliefen die Pilger.
„Reisen bildet sehr, was den Mut bedeutet, den eigenen Verstand zu benutzen", schrieb Immanuel Kant. Ottokar Reichardt (1751 - 1828) meinte: „Menschen sind wie Blumen und Pflanzen, die nicht immer im selben Boden fortkommen sollten." Man könne kaum ein guter Maler, Tonkünstler, Bildhauer oder Stofffabrikant werden, wenn man Italien oder Frankreich nicht gesehen habe, Geschmack und Kenntnisse würden so ins Vaterland zurückgebracht.

Besucherandrang in Kloster Banz nach Erwähnung bei Friedrich Nicolai
Populär wurden Reisebeschreibungen von Gelehrten. Friedrich Nicolai (1733 - 1798) publizierte den „Autor, der gegeben sein will" nach einer Reise nach Süddeutschland. Das wirkte sich entsprechend aus. Bamberg, das er nie besucht hatte, kam schlecht weg. Kloster Banz erlebte – positiv beschrieben – einen Besucherboom.