Über das Brauchtum rund um Mariä Lichtmess (2. Februar) sprach die Kunsthistorikerin Annette Schäfer aus Sassanfahrt bei der Bezirksgruppe des Colloquium Historicum Wirsbergense (CHW) Weismain im „Fränkischen Hof“ in Baiersdorf. Über die zahlreichen Zuhörer freute sich der Vorsitzenden Christian Klose.
„Der Lichtmess-Tag war zu früheren Zeiten ein sicherlich bedeutender Tag im Jahresablauf“, sagte er. Dieses Datum sei aus dem kollektiven Bewusstsein nahezu verschwunden, bestätigte Annette Schäfer. Dies sei Grund genug, ihn aus volkskundlicher Sicht näher zu beleuchten. Das Licht habe früher für die Menschen eine größere Bedeutung gehabt. Ende des 4. Jahrhunderts sei das Fest in Jerusalem erstmals bezeugt und ab dem 7. Jahrhundert gehörte in Rom eine Lichterprozession zur Tradition an diesem Tag. Zu Mariä Lichtmess wurde traditionell der Jahresbedarf an Kerzen für die Kirchen geweiht. Die Gläubigen brachten Kerzen für den häuslichen Gebrauch an diesem Tag zur Segnung in den Gottesdienst mit. Verbreitet war der Glauben, dass die gesegneten Kerzen Unheil abwehrten.
In den bäuerlichen Haushalten wurde das Gesinde ausbezahlt
Auch für das öffentliche Leben und die Landwirtschaft hatte der Lichtmesstag seine Bedeutung. So endete die am 12. November beginnende 40-tägige Weihnachts- und Adventszeit des Kirchenjahrs mit dem Lichtmesstag. Seit der Sonnenwende, die dem 21. Dezember zugeordnet wird, sind die Tage wieder deutlich länger geworden. Ene Bedeutung als Feiertag hat Lichtmess zwar nicht mehr, doch gehört der Tag der „Darstellung des Herrn im Tempel“ zum kirchlichen Jahresablauf.
„Es geht nauswärts“ lautete ein Spruch, wenn an einem Sonnentag an Lichtmess die Tageshelligkeit sich wieder um fast eineinhalb Stunden verlängert hatte. In der dunklen Weihnachtszeit wurden früher die Arbeiten gemacht, die in den Wohnhäusern oder Werkstätten möglich waren. Von Textilarbeiten, die am Spinnrad ihren Anfang nahmen, über Seifenziehen bis zu Holzarbeiten für das Handwerkszeug in der Landwirtschaft reichte die Bandbreite.
Mit dem Lichtmesstag wechselten in bäuerlichen Haushalten oft die Dienstboten (Mägde und Knechte) und man begann, sich auf das Frühjahr vorzubereiten. Hier wurden vom 2. bis 5. Februar Arbeitsverträge ausgehandelt und in Schriftform, per Handschlag oder mit Münzwechsel (oder einem niederen Geldbetrag) besiegelt. Wenn dies nicht besiegelt oder der Dienst nicht angetreten wurde, galten Frauen oft als Betrügerin und wurden zur Strafe in die so genannte Standgeige geschlossen. Auch wurde der Jahreslohn der etwa 200 Mark betrug, ausbezahlt, erläuterte Annette Schäfer. Damit ging das Gesinde auf die Märkte, die an diesem Tag stattfanden, oder in die heimische Gastronomie, um sich etwas zu gönnen und zu feiern.
Die Feiern der Dienstboten sah die Obrigkeit nicht gern
Dies wurde von der Obrigkeit nicht gerne gesehen. Es wurden gar Wirtsleute bestraft, die „Spieleute“ über die Maßen auftreten hatten lassen. In Verruf standen im 18. Jahrhundert auch „Reisende und schlenkelnde Handwerkspurschen“. Als „Schlenkeltag“ war Lichtmess ein wichtiger Termin für Dienstboten, die sich endlich etwas gönnen konnten. Die Menschen sollten besser in die Kirche gehen, statt zu feiern und Tanzen, rügte die kirchliche Obrigkeit. Ein Grund war sicherlich auch, dass es nach dem ausgelassenen Feiern auch zu „unzüchtiges Verhalten“ und oft zu ungewolltem Kindersegen kam.
Gesprochen wurden beim Feiern auch über freie Dienststellen. Schließlich waren viele reisende Handwerker auf der Walz. Ein geschickter Zimmerer war auch beim Schlachten in der Winterzeit ein gern gesehener Arbeiter. Ein „Schlachtfest“ um Neujahr dauerte vier Tage und es wurden Schweine mit vier Zentnern Gewicht ohne technische Hilfe verarbeitet, berichtete die Kunsthistorikerin.
In den USA und Kanada wird der Groundhog Day begangen
Der Lichtmesstag war auch ein „Losungstag“ und sollte ein Zeichen sein wie Wetter in diesem Jahr verlaufen könnte. Wetterkerzen sollten vor Gewitter und Stürmen schützen. Diese Bedeutung des Tags spiegelt sich auch in Bauernregeln wie „Lichtmess im Klee, Ostern im Schnee“ oder „Ist's zu Lichtmess mild und rein, wirds ein langer Winter sein“ und „Lichtmess trüb – ist dem Bauern lieb.“
Die USA und Kanada feiern am 2. Februar den Murmeltiertag, Groundhog Day genannt. Das Winterende wird vorhergesagt, indem man einen Murmeltierbau beobachtet. Ist das Wetter wolkig und das Nagetier sieht seinen Schatten nicht, beginnt bald der Frühling. Bei schönem Wetter jedoch sieht das Murmeltier seinen Schatten, erschrickt und setzt den Winterschlaf fort. Dann, so sagt man, dauere der Winter sechs weitere Wochen. Mit dem Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ wurde in den 1990-er Jahren ein weltweiter Kassenschlager gedreht.
Wenig ist vom Lichtmess-Brauchtum geblieben. Kaum jemand glaubt noch, dass an diesem Tag geborene Kinder über hellseherische Fähigkeiten verfügten oder, dass man sich an Lichtmess vor Schretzelein (unfreundliche Hausgeister) in Acht nehmen sollte. Logischer erscheint da schon, dass das Heu für das Vieh erst halb aufgebraucht sein sollte. Geblieben sind der Blasiussegen in katholischen Gegenden und die Faschingszeit.