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WEISMAIN: CHW-Vortrag über das Sechsämterland im Fichtelgebirge

WEISMAIN

CHW-Vortrag über das Sechsämterland im Fichtelgebirge

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    Die Burgruine Thierstein über dem gleichnamigen Ort.
    Die Burgruine Thierstein über dem gleichnamigen Ort. Foto: Roland Dietz

    Über 200 Teilnehmer und Teilnehmerinnen erlebten an ihren Bildschirmen einen sehr interessanten Vortrag über das so genannte „Sechsämterland“ im Mittelalter. Referent bei der Online-Veranstaltung des Colloquium Historicum Wirsbergense (CHW) war Harald Stark, Kastellan der Plassenburg und Kreisheimatpfleger im Landkreis Kulmbach.

    Vor über 1000 Jahren deckte der Radenzgau, eine mittelalterliche Grafschaft, im Wesentlichen das nördliche Oberfranken ab. Im Süden bildeten die Flüsse wie die Regnitz und Pegnitz die natürliche Grenze zum Nordgau. Dort war Anfang des elften Jahrhunderts Diepold II. von Vohburg aus der Familie der Rapotonen Markgraf. Sein Sohn, Markgraf Diepold III. von Vohburg, war ein einflussreicher Gefolgsmann Heinrichs V. 1119 gründete er das Benediktinerkloster Reichenbach im heutigen Landkreis Cham und 1133 das Zisterzienserkloster Waldsassen im heutigen Landkreis Tirschenreuth.

    Vögte von Weida in Konkurrenz mit den Burggrafen von Nürnberg

    Nach und nach entstanden Rittergüter, die Ministerialsitze besaßen. Diese waren aus strategischer Sicht wichtig für weiteren Landerwerb. Die Staufer forcierten den Länderausbau der Region. Die Vögte von Weida hatten um 1200 von den Andechs-Meraniern die Reichsvogtei im Regnitzland (in den Landkreisen Hof und Wunsiedel) erhalten und führten deshalb den Vogtstitel. Nach dem Aussterben der Staufer gelang es ihnen, Besitzrechte an diesem Gebiet zu erlangen.

    Aber auch die Burggrafen von Nürnberg waren daran sehr interessiert. Sie hatten 1248 die angrenzende Herrschaft von Bayreuth von den Andechs-Meraniern geerbt. Damit waren sie in unmittelbare Nachbarschaft des Egerlandes und des bröckelnden Radenzgaus gekommen.

    Unter Friedrich Barbarossa wird die Egerer Burg zur Kaiserburg

    Der Stauferkaiser Friedrich Barbarossa baute die Egerer Burg ab 1180 zu einer Kaiserburg aus. Von Eger aus erfolgte die weitere Erschließung des Landes und die Gründung von Dörfern, Städten, Klöstern, Burgen und Schlössern. Der Waldreichtum des Fichtelgebirges übte dabei eine wirtschaftliche Anziehungskraft aus.

    Um 1100 wurde auch die Burg Waldstein gegründet. Die 1350 erstmals genannte Westburg wurde gebaut, um die ältere Ostburg zu ersetzen, die den Ansprüchen an eine wehrhafte Anlage nicht mehr entsprach. Erbauer und Besitzer waren die Ritter von Sparneck. Waren die Sparnecker zwei Jahrhunderte um Erhalt und Erweiterung ihrer Besitztümer bedacht, zerstörten die Truppen des schwäbischen Bundes 1523 die Burg. So gingen die Ruinen 1563 an Markgraf Georg Friedrich von Kulmbach über.

    König Heinrich VII. gibt die Veste Epprechststein drei Familien als Lehen

    Sehr bedeutend auch die Veste Epprechtstein. In einer Schenkungsurkunde des Herzogs Otto II. von Meranien wurde erstmals 1248 ein „Eberhardus de Eckebretsteine“ urkundlich erwähnt. 1308 belehnte König Heinrich VII. die Brüder Ulrich, Heinrich und Nickel, Säcke genannt, mit der Veste Epprecht-stein, die von Wild wurden Mitbesitzer. 1337 belehnte Kaiser Ludwig der Bayer noch den Vogt Heinrich von Plauen mit einem kleinen Teil der Veste.

    1352 erstürmten die Burggrafen von Nürnberg das „Raubschloss“, danach erhielten sie es zu Lehen. 1355/56 kamen sie durch Kauf in den gesamten Besitz der Burg, des Amtes und von Kirchenlamitz. Der Burgturm war Bestandteil der Wartordnung von 1498. 200 Jahre später wurde die Burg durch Truppen des Vogts Heinrich von Plauen zerstört und verfiel.

    Bis 1415 ist der ganze Innenraum des Fichtelgebirges Hollenzollern-Besitz

    Bis zum Zeitpunkt der Verpfändung des Egerlandes im Jahre 1322 hatten sich die hohenzollerischen Burggrafen von Nürnberg im Fichtelgebirge bereits verstreuten Besitz geschaffen. 1385 wurde dieser dem „Burggrafentum ob dem Gebirg“ einverleibt, dieses gliederte sich in das „Land ob dem Gebirg“ mit dem Landstrich um Kulmbach-Bayreuth, das „Regnitzland“ um Hof und in das „Land vor dem (böhmischen) Wald“. Bereits 1389 bestehen die burggräflichen Ämter Weißenstadt-Wunsiedel, Hohenberg und Kirchenlamitz. Bis 1415 befand sich der ganze Innenraum des Fichtelgebirges im Besitz der Hohenzollern.

    1504 wurde das Amt Hohenberg-Wunsiedel geteilt. Ab da ist vom Sechsämterland die Rede, das aus den sechs Ämtern Wunsiedel, Hohenberg, Weißenstadt, Kirchenlamitz, Thierstein und Selb bestand. Eine Sonderstellung nahm Marktredwitz ein, das damals eine Enklave im Sechsämterland war und der Stadt Eger gehörte. Im südöstlichen Sechsämterland herrscht bis heute ein nordbayrischer Dialekt vor, das westliche Gebiet wird vom ostfränkischen Dialekt geprägt.

    Als einzige Anlage intakt geblieben: Burg Hohenberg an der Eger

    Die Burg Hohenberg an der Eger ist die einzige intakt gebliebene Anlage. Erstmals wurde urkundlich 1222 ein Dem reich begüterten Rittergeschlecht gehörte auch die Burg von Wunsiedel und das Burglehen von Eger. Vom Letzten des Geschlechts, Kneußel von Hohenberg, erwarb Burggraf Friedrich III. von Nürnberg 1285 Wunsiedel, wenig später fiel auch Hohenberg an ihn. Hohenberg und Wunsiedel waren damit die ersten Erwerbungen der Hohenzollern im Gebiet der Reichsstadt Eger.

    Die Geschichte von Kirchenlamitz ist auch die der etwa zwei Kilometer südwestlich gelegenen Burg Epprechtstein. 1352 wurden die Burggrafen von Nürnberg mit ihr belehnt und kamen kurze Zeit später in Besitz der gesamten Herrschaft und damit auch des Orts.

    Das Adelsgeschlecht der Selewen ist seit 1135 in Selb nachgewiesen

    Ein Adelsgeschlecht von Selb, das sich „die Selewen“ nannte, ist seit 1135 nachgewiesen. 1281 wurde Selb erstmals urkundlich erwähnt. 1357 wurde die Stadt als Reichslehen an das Geschlecht der Forster übertragen, weil von dort aus der Egerer Reichsforst verwaltet wurde. 1412 wurde Selb an die Burggrafen von Nürnberg verkauft.

    Der Markt Thierstein wurde als Burgsiedlung gegründet und ist 1340 erstmals urkundlich erwähnt. Drei Jahre später belehnte Kaiser Ludwig der Bayer Albrecht Nothaft mit der von diesem errichteten Burg Thierstein. Am Ende des 14. Jahrhunderts verkaufte die Familie Nothafft die Herrschaft Thierstein an den Markgrafen Wilhelm I. von Meißen. Von dessen Erben gelangte sie 1415 an die Burggrafen von Nürnberg.

    Nürnberger Burggrafen erheben Weißenkirchen zur Stadt Weißenstadt

    Weißenstadt hieß ursprünglich Weißenkirchen. Der Ort gehörte zum Herrschaftsbereich der nahe gelegenen Burg Rudolfstein. Beides veräußerte das Kloster Waldsassen 1347 an die Burggrafen Johann II. und Albrecht den Schönen von Nürnberg. Diese erhob den Ort zur Stadt: 1368 wurde die Siedlung erstmals Weißenstadt genannt.

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