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WEISMAIN/KULMBACH: CHW-Vortrag: Wie die Markgrafen die Plassenburg ausbauten

WEISMAIN/KULMBACH

CHW-Vortrag: Wie die Markgrafen die Plassenburg ausbauten

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    Kastellan Harald Stark vor der Plassenburg.
    Kastellan Harald Stark vor der Plassenburg. Foto: Andreas Harbach

    Auch die Frühlingssonne hielt knapp 250 Interessierte nicht davon ab, den jüngsten CHW-Vortrag über die Kulmbacher Plassenburg zu verfolgen. Mit den Online-Vorträgen, die seit Dezember angeboten werden, würde aus der Not eine Tugend gemacht, erklärte der CHW-Bezirksvorsitzende und Bezirksheimatpfleger Professor Günter Dippold. Dass es dieses Format auch weiterhin gibt, dafür sorge auf absehbarer Zeit schon die Corona-Pandemie selbst.

    Die Plassenburg und die Stadt Kulmbach um 1560. Anschaulich dargestellt die Straßen und Gebäude.
    Die Plassenburg und die Stadt Kulmbach um 1560. Anschaulich dargestellt die Straßen und Gebäude. Foto: Roland Dietz

    Der Vortrag „Was alte Ansichten über die Plassenburg erzählen“ bot einige Überraschungen. Harald Stark hat als Kastellan ein besonderes Wissen über die Plassenburg zusammengetragen. Schon 30 Jahre lang ist er auf der Burg tätig und wohnt auch dort. „Ich konnte mein Hobby zum Beruf machen und bin darauf sehr stolz“, sagte er anschließend im Gespräch. Da er sich als Historiker mit dem Adelsgeschlecht der Hohenzollern beschäftigte, sei er auch auf die Plassenburg gkommen: „Irgendwann war ich Stammgast.“ Er wurde Burgführer und schließlich Kastellan. Der Begriff Kastellan aus dem 13. Jahrhundert leitet sich vom lateinischen castellum (Burg) ab und bezeichnete im deutschsprachigen Raum Reichsbeamte oder fürstliche Dienstleute, die in der Burg oder Stadt die Gerichtsbarkeit verwalteten. Ab der Renaissance wurde als Kastellan auch der Beschließer einer Burg bezeichnet.

    Harald Stark ist stolz auf diese Bezeichnung. Durch seine Forschungen entdecke er immer wieder Neues zur Geschichte der Burg. Oft bringen ihm auch Besucher Relikte wie eine Frau die Fotos von 1942 mitbrachte.

    Erste Darstellung auf der Ebstorfer Weltkarte von 1240

    Die erste bildliche Darstellung der „Blassenburc“ wurde auf der Ebstorfer Weltkarte von 1240 entdeckt. Rückschlüsse erlaubt die Tatsache, dass auch die Nürnberger Burg oder die Burg Orlamünde eingezeichnet sind. Der älteste Plan der Burganlage aus dem Jahr 1530 st im Stadtarchiv in Nürnberg zu sehen. Der Markgraf von Brandenburg-Ansbach-Kulmbach, Georg der Fromme zu Brandenburg, ließ um 1530 die Plassenburg zu einer Festung ausbauen. In dieser Zeit entstanden die mächtigen Geschützrondelle mit den Artillerie- Basteien. Harald Stark zeigte dies mit einem Holzschnitt von David de Negker (1530-1587) aus der Zeit um 1550, auf der Schlosskirche, Wohnräume, Toilettenerker, der Bergfried sowie Wehranlagen wie die Basteirondelle mit Kanonen zu sehen sind. Weiter ausgebaut wurde die Burg von Markgraf Albrecht Alcibiades zu Brandenburg, der 1541 die Regierung im Fürstentum Brandenburg-Kulmbach übernommen hatte. 1550 beschäftigte er viele Arbeiter und Maurer zum Bau von drei modernen italienische Bastionen in den Burggräben.

    Die Plassenburg ist ein Wahrzeichen für den Bezirk Oberfranken.
    Die Plassenburg ist ein Wahrzeichen für den Bezirk Oberfranken. Foto: Roland Dietz

    Hintergrund der Befestigungen waren die Kriegszüge, die Markgraf Albrecht Alcibiades führte, um eine protestantische Vormachtstellung in Franken auszubauen. Gegner waren die Bischöfe von Bamberg, Würzburg und Eichstätt sowie die Reichsstadt Nürnberg. Im Zuge des Bundesständischen Kriegs wurde die Plassenburg am Konraditag, den 26. November 1553, von den Belagerern sturmreif geschossen. Sieben Monate lang hatten die Söldnern des Markgrafen der Belagerung im zweiten Markgrafenkrieg standgehalten, da die Größe der Burg es ermöglichte, Getreide sowie Trockenfleisch oder Einkochlebensmittel zu lagern, und ein 130 Meter tiefer Brunnen für Wasser sorgte. Der zeitgenössische kolorierte Holzschnitt des Künstlers Hans Glaser aus Nürnberg zeigte die brennende Stadt Kulmbach und die noch unzerstörte Plassenburg.

    Wiederaufbau nach der Zerstörung von 1553 im Renaissancestil

    Die 1554 zerstörte Burg ließ der nächste Markgraf Georg Friedrich vom Baumeister Caspar Vischers ab 1563 wieder aufbauen. Die äußere Ringmauer wurde vollendet. Im Stil der Renaissance entstanden die Gebäude der Hochburg neu, der Schöne Hof wurde in seiner heutigen Form gestaltet. Um 1650 wurden am Burgberg Weinreben angebaut. Das älteste Foto der Plassenburg zeigt die unterhalb um 1840 errichtete Villa Cornelia und den Bau des Zuchthaus-Verwaltungsbaus. In einer Zeichnung von 1866 sieht man beeindruckend das Zellengefängnis.

    1791 ging die Markgrafschaft an Preußen über und 1810 fiel Kulmbach schließlich an Bayern. In der Folgezeit diente die Burg als Zwangsarbeiterhaus, Zuchthaus und Kriegsgefangenenlager. Ab 1929 begann man mit der musealen Nutzung. Inzwischen können vier Museen besichtigt werden.

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