„Wirklich weit bin ich nicht gekommen,“, sagte Lydia Münch, die Leiterin des Gymnasiums Burgkunstadt, beim Festakt zum 50-jährigen Bestehen der Schule. Der Satz brachte die geladenen Gäste zum Schmunzeln. Dabei meinte die Schulleiterin nicht ihre Karriere, sondern den kurzen Weg vom Wohnhaus ihrer Eltern in der Kirchleiner Straße zum Schulhaus. Bei der Eröffnung des Gymnasiums 1974 war sie eine der ersten Schülerinnen, seit 2019 leitet sie die Schule.

Bei einer Talkrunde in der Obermain-Halle unter dem Motto „Stimmen aus fünf Jahrzehnten“ befragte Eva Al Affash, Mitarbeiterin der Schulleitung, fünf ehemalige und jetzige Lehrerinnen und Lehrer. Im Smalltalk erzählten Dr. Melanie Fischer-Geiger, Professor Stefan Voll, Thomas Hänel, Natascha Lachner und Lydia Münch heitere Anekdoten.
Bilder aus 50 Jahren
70 Personen waren der Einladung zum Festakt „50 Jahre Gymnasium Burgkunstadt“ gefolgt, darunter zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und ehemalige Lehrer, wie der frühere Rektor der Schule, Harald Kobelt. Außerdem verfolgten rund 230 Schüler und Lehrer die abwechslungsreich gestaltete Veranstaltung.

Eine Bilderschau aus 50 Jahren, in der sich ehemalige Schüler und Lehrer wiedererkannten, weckte nostalgische Gefühle. Auch so manch verstorbener Lehrkraft wurde gedacht. „Wenn er für uns sang, dann saßen wir andächtig am Boden“, sagte Tristan Rinker vom Elternbeirat. Obgleich er keinen Namen genannt hatte, wussten alle Eingeweihten sofort: Es handelte sich um den ehemaligen Deutsch- und Geschichtslehrer Hans Pfreundner, der die Schüler auch als Tenor begeistert hatte.
Stellvertretende Schulleiterin Ingelore Dück blickte in ihrer Chronik auf 50 bewegte Schuljahre zurück. Alles begann am 17. September 1974. „147 Schülerinnen und Schüler, verteilt auf zwei fünfte, eine sechste, eine siebte und eine achte Klasse besuchten neugierig und aufgeregt das neue Gymnasium, das zunächst als Progymnasium, das heißt Unterricht nur bis zur zehnten Klasse, angelegt war“, erzählte die Rednerin. Inzwischen seien aus fünf 23 Klassen und zwei Oberstufenjahrgänge geworden. Sie erinnerte an den Ausbau zum Vollgymnasium mit seinem ersten Abiturjahrgang 1993.

Martin Rohde, Ministerialbeauftragter für die Gymnasien in Oberfranken, blickte auf bewegte Zeiten in den 1970-er Jahren zurück, in denen man erkannt habe, dass Bildung einer der wichtigsten Rohstoffe für Deutschland ist. Das habe dazu geführt, dass man Bildungsstätten verstärkt auch im ländlichen Raum geschaffen habe. Rohde zeigte auf, wie sich in den vergangenen 50 Jahren der Schulunterricht verändert habe. Am Ende seiner Ausführungen rief er dazu auf, sich Gedanken darüber zu machen, wie man in den nächsten 25 Jahren Schule gestalte. Einen Gedanken, den die Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner (CSU) aufgriff. Sie will sich dafür einsetzen, dass im Landtag eine Enquete Kommission mit Vertretern aus Politik sowie Sachverständigen aus Wissenschaft und Praxis zu diesem Thema gebildet wird.
„Wir müssen wegkommen von der Bewertung hin zur Wertschätzung. Weg von der Kontrolle hin zum Vertrauen.“
Lydia Münch, Schulleiterin
Konkrete Vorschläge, wie die Schule der Zukunft aussehen könnte, machte Schulleiterin Lydia Münch. Sie empfahl: „Wir müssen wegkommen von der Bewertung hin zur Wertschätzung. Weg vom Fächerkonzept hin zur Komplexität. Weg von der Kontrolle hin zum Vertrauen.“ Nach Ansicht von Schülersprecher Christoph Beck ist das Gymnasium Burgkunstadt nicht nur ein Ort zum Lernen, sondern auch einer, an den man sich wohlfühle.

„Ich wünsche dem Gymnasium, dass es sich nie so alt fühlt, wie es ist, dass es nach vorne schaut, die Herausforderungen anpackt und junge Menschen auf den Weg bringt“, sagte Landrat Christian Meißner (CSU). Bürgermeisterin Christine Frieß (CSU) wünschte allen, die sich der Arbeit am Gymnasium verschrieben haben, Kraft für notwendige Entscheidungen, Selbstbewusstsein bei der Umsetzung neuer Ideen und pädagogische Zuversicht.
Studiendirektor Christian Voll und Oberstudienrätin Melanie Oehl stellten die Festschrift vor, die die P-Seminare Deutsch und Geschichte erstellt hatten. Mit einem Sketch erfreute die Schülermitverwaltung. Die Pianisten Madlen Fischer (7b) und Julian Fischer (9b) gratulierten mit dem Jubiläumswalzer von Manfred Schmitz. Begleitet von Julian am Klavier sang Madlen das zu Herzen gehende Lied „Mögen Engel dich begleiten“.
Jubiläumswalzer
Die Big Band des Gymnasiums unter der Leitung von Musiklehrer Matthias Reuß hatte Alt und Jung schwungvoll mit einem Hit aus dem Geburtsjahr 1974 begrüßt: „Waterloo“ von Abba. Pianist Julian Fischer erfreute mit einem festlichen Beethoven-Potpourri. „Was wär‘n wir ohne unsere Schule, ohne dich du wertes Haus“, sangen die Schüler und Schülerinnen der P-Seminare Deutsch und Geschichte in ihrer Version des Flippers-Schlagers „Wir sagen Dankeschön“, ehe die Big Band mit dem Coldplay-Song „Viva La Vida“ noch einmal das Gymnasium hochleben ließ.