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STRÖSSENDORF: Die Familie von Schaumberg und Strössendorf

STRÖSSENDORF

Die Familie von Schaumberg und Strössendorf

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    Immer einen Ausflug wert ist die Kirche St. Katharina in Strössendorf.
    Immer einen Ausflug wert ist die Kirche St. Katharina in Strössendorf. Foto: Roland Dietz

    Es war eine schöne Sache, dass ein Vortrag beim CHW Oberfranken im Kreis Lichtenfels wieder mal als Präsenzveranstaltung abgehalten werden konnte. So war der Austragungsort, die Strössendorfer Kirche Sankt Katharina, gleichzeitig auch Thema des Vortrages „Adliges Selbstbewusstsein und Prestige – Kirche und Gruft in Strössendorf“.

    Die Vorsitzende des CHW Altenkunstadt, Jutta Löbling, konnte dazu fast 80 Besucher begrüßen. Außerdem hieß sie einen Experten der Geschichte des fränkischen Landadelgeschlechts von Schaumberg, den Kreisheimatpfleger und Historiker Thomas Schwämmlein aus Sonneberg, willkommen. Er hatte es schon einmal auf den Punkt gebracht: „Strössendorf ist geschichtlich ein wahres Schatzkästchen.“

    Viele Zeugnisse zwischen Rennsteig und Obermain

    Franken ist anders: Mit dieser Feststellung leitete der Redner seinen Vortrags ein. Über Jahrhunderte habe eine kaum zu überschauende Vielfalt von Herrschaftsrechten, die einander überschnitten, das Frankenland geprägt. Die freie fränkische Ritterschaft, zu der die Herren von Schaumberg gehörten, traf auf Grundherrschaften vom Hochstift Bamberg, dem Kloster Langheim und der Markgrafschaft Brandenburg-Bayreuth. Ein grundsätzliches Miteinander gab es unter diesen Bedingungen nicht, was öfter zu kriegerischen Auseinandersetzungen führte.

    Das Wappen der Adelsfamilie von Schaumberg.
    Das Wappen der Adelsfamilie von Schaumberg. Foto: Roland Dietz

    Die Herren von Schaumberg hätten Zeugnisse zwischen Rennsteig und Obermain hinterlassen, die für viele Menschen heute kaum geschichtlich zusammenzubringen seien. Dabei seien die Bindungen zwischen Rauenstein, wo sich seit dem ausgehenden Mittelalter der familiäre Gesamtbesitz konzentrierte, und dem Obermain, wo die Schaumberg lange Zeit auf nicht wenigen Rittergütern zu finden waren, sehr eng gewesen. Rauenstein und die 1349 dort errichtete Burg könne man als Hauptsitz der Familie betrachten.

    Von der Frühmessstiftung zur Kirche mit evangelischem Gottesdienst

    Ansitze seien in Burgkunstadt die Altenburg gewesen, außerdem das Kleinziegenfelder Schloss und eben der Lehenssitz in Strössendorf. Ein kleines Kirchlein sei sicherlich schon ab 1400 da gewesen. Dies sei mit der Zeit vergrößert und zu einer sogenannten „Frühmessstiftung“ geworden.

    Evangelische Kirchengemeinde mitten im katholischen Oberfranken

    Heimatpfleger und Historiker Thomas Schwämmlein bei seinem Vortrag über die Adelsfamilie von Schaumberg in der Strössendorfer Kirche St. Katharina.
    Heimatpfleger und Historiker Thomas Schwämmlein bei seinem Vortrag über die Adelsfamilie von Schaumberg in der Strössendorfer Kirche St. Katharina.

    Frühmesser oder Frühmessherren seien keine richtige Pfarrer gewesen, erklärte Schwämmlein, sondern als Inhaber einer aus Stiftungserträgen finanzierten Pfründe zum regelmäßigen Zelebrieren der heiligen Messe am frühen Morgen vor Arbeitsbeginn der Bevölkerung verpflichtet. 1532 sei der letzte in Strössendorf tätige gestorben. 1614 bis 1623 sei aus dem vorhandenen Gebäude eine richtige Kirche geworden, in der evangelischer Gottesdienst gefeiert wurde. Die Spendung von Sakramenten sei nur in Absprache mit dem momentanen Pfarrer und den adligen Schaumberg möglich gewesen.

    Zu mancher Zeit, so führte der Historiker aus, durften nur die Herren von Schaumberg und ihre Bediensteten aus dem Schloss an diesen Gottesdiensten teilnehmen. Ein Brautpaar, das nicht zum Schlosspersonal gehörte und trotzdem in Strössendorf heiraten wollte, sei 1651 gar vom Weismainer Vogt fast gewaltsam zur katholischen Trauung nach Altenkunstadt gebracht worden.

    Dass der Ort bis heute Mittelpunkt einer evangelischen Kirchengemeinde im katholischen Oberfranken ist, sei Resultat dieser komplizierten territorialen Verhältnisse. Die von Schaumberg hätten wie andere Angehörige der Ritterschaft frühzeitig die Reformation in ihrem Herrschaftsbereich umgesetzt. Auch als aus familiären Gründen Heinrich Karl von Schamberg 1742 zum katholischen Glauben konvertierte, sei die Kirchengemeinde Strössendorf evangelisch geblieben.

    Kampf gegen die schwindende Bedeutung im bayerischen Franken

    1810 wurde Franken bayerisch, und es folgte eine regelrechte territoriale Flurbereinigung. Viel zu sagen hatte der Landadel nun nicht mehr, erklärte der Referent. Die Legimitation sei ebenso geschwunden wie die Steuereinnahmen, Zehnten und Frohnzahlungen der Untertanen. Adlige Anwesen seien oft regelrecht gestürmt worden.

    Dies und die damit verbundenen Plünderungen seien den Schaumberg in Strössendorf erspart geblieben. Dennoch sei man gegen diese schwindenden Bedeutung vorgegangen, soweit es möglich war. Als Erbkämmerer hätten die Schaumberg wohl um ihren verblassenden Glanz gegen die bayerische Staatsregierung gestritten. Und die als Grabtempel gebaute Familiengruft habe weiterhin ihre besondere Stellung hervorheben sollen.

    „Adliges Selbstbewusstsein und Prestige waren also zu allen Zeiten den Schaumberg wichtig. Kirche und Schloss überragen noch heute das Dorf (...)“

    Thomas Schwämmlein, Historiker

    Zu früheren Zeiten seien mit kunstvollen Epitaphien in Gotteshäusern selbst bekannte Baumeister wie der Nürnberger Peter Vischer beauftragt worden. In dieser Tradition habe die Familie von Schaumberg nun den berühmten Spitzenkünstler Renz bemüht, um das Prestige zu wahren. „Adliges Selbstbewusstsein und Prestige waren also zu allen Zeiten den Schaumberg wichtig. Kirche und Schloss überragen noch heute das Dorf, die Gruft am Ortseingang ist eine wichtige Landmarke in der Kulturlandschaft – die die Herren von Schaumberg in und um Strössendorf hinterlassen haben“, schloss Schwämmlein.

    1858 wurde der letzte Schaumberg Freiherr Ludwig Anton Freiherr von Schaumberg zu Strössendorf in seinem anderen Schloss in Kleinziegenfeld ermordet. Seine Erben verkauften den Strössendorfer Adelssitz an Franz Friedrich Karl Freiherrn von Seckendorff-Aberdar zu Unternzenn und Ebneth. Seine Familie ist bis heute Eigentümer von Schloss Strössendorf.

    Viele Besucher des sehr interessanten Vortrags gingen im Anschluss zur Gruft, um diese zu besichtigen.

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