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WEISMAIN: Die Kulmbacher Pulvermühle explodierte dreimal

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Die Kulmbacher Pulvermühle explodierte dreimal

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    In den Gebäuden der  Limmersmühle wird die  Kommunbräu in Kulmbach betrieben.
    In den Gebäuden der Limmersmühle wird die Kommunbräu in Kulmbach betrieben. Foto: Roland Dietz

    Eine zentrale Rolle in der Wirtschaft spielten Mühlen vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert. So bestanden in Kulmbach einst fünf Mühlen. Unter dem Titel „Es klappert die Mühle am Weißen Main in und um Kulmbach“ berichtete Harald Stark bei einem Online-Vortrag des Colloquium Historicum Wirsbergense (CHW) über dieses spannende Kapitel der Wirtschaftsgeschichte. CHW-Bezirksvorsitzender Professor Günter Dippold freute sich über fast 150 Zuhörer. Er stellte den Referenten als „Hüter und Forscher der Plassenburg“ und Kreisheimatpfleger vor.

    Die Wasserkraft wurde für den Antrieb von Holz verarbeitenden Schneidmühlen und von Getreidemühlen genutzt. Der Beruf eines Müllers war daher wichtig. Voraussetzungen für eine Lehre waren eine eheliche Geburt, ein guter Leumund und das Zahlen von Lehrgeld, erklärte Harald Stark. Dafür erhielt er neben der Ausbildung Kleidung und Essen. Das romantische Lied „Das Wandern ist des Müllers Lust“ erinnert an die Wanderschaft oder „Walz“, die der Müllergeselle nach der Lehre absolvierte, um in Mühlen Arbeit zu finden.

    Ein Lehrling musste ehelich geboren und von gutem Leumund sein

    Ein angehender Müllermeister musste sein Können nicht nur in einer Mühlenart unter Beweis stellen, denn er musste die unterschiedlichen Antriebstechnik beherrschen. „Beherrschte er sein Handwerk schlecht, erzielte aus dem gelieferten Getreide zu wenig Mehl oder traten sonstige Mängel auf, konnte das sogar rechtliche Folgen haben“, erklärte Harald Stark. Um solche Fragen kümmerte sich ab 1714 eine Müllerszunft. Im Mai richtete sie alljährlich einen Zunft-Tag aus. Bis heute besteht die Deutsche Müllerschule in Braunschweig.

    In Kulmbach wurden einst fünf Mühlen vom Wasser des Weißen Mains angetrieben. Das Wasser wurde mit Wehren angestaut, um oberschlächtige Mühlen zu betrieben, bei denen es von oben aufs Mühlrad fiel, eine weitere Technik nutzen unterschlächtige Mühlen, deren Schaufelräder der unten durchlaufende Flusslauf antrieb.

    „Der Main war für die Müller Fluch und Segen zugleich.“

    Harald Stark, Kreisheimatpfleger

    Eine Ansicht der Pulvermühle um das Jahr 1800.
    Eine Ansicht der Pulvermühle um das Jahr 1800. Foto: Roland Dietz

    „Der Main war für die Müller Fluch und Segen zugleich“, sagte Stark. Wenn er nach ergiebigen Regenfällen Hochwasser führte, wurden Wohn- und Arbeitsstätten überflutet, wenn infolge der Trockenheit das Wasser immer weniger wurde, reichte es oft nicht mehr aus, um die Mahlwerke in Gang zu setzen. Argwöhnisch beäugten die Müller einander oder andere Nutzer des Mainwassers und oft kam es zu Streitigkeiten.

    Ein Blick auf die Besitzer zeigt, dass viele der Mühlen nicht in den Händen von Müllern, sondern von markgräflichen Beamten oder des Markgrafen waren, die sie von Pachtmüllern bewirtschaften ließen. Im Lauf der Zeit wechselten sie mehrmals ihren Namen; einige wurden geteilt und hatten verschiedene Besitzer. Oft standen die Müllerfamilien Pate bei der Namensgebung.

    Die Pulvermühle diente zur Herstellung von Schießpulver, das ab 1350 eine immer größere Bedeutung bekam. Markgraf Friedrich I. belehnte dem Feuerwaffenspezialisten Hermann Eulenschmid mit dem Herstellen von Schießpulver und die Einweisung der markgräflichen Truppen in den Gebrauch der neuen Waffen. So entstand 1425 mit der „Mule czu Culmbach, hintter der Burck“ die Pulvermühle. Fein geriebenes Schießpulver wurde eher für Handfeuerwaffen und Büchsen verwendet, grobes für Kanonen. Zu dieser Pulvermühle gehörte ein Trockenhaus als Magazin zum Lagern von Rohmaterialien, ein Wohnhaus, und ein Trockenhaus für das fertige Pulver. Nach einem Wiederaufbau 1586 durch den Pulvermacher Matthes Lang wurde sie bis 1712 in landesherrlicher Regie betrieben. Danach wandelte der Pulverfabrikant Friedrich Christian Püttner seinen Betrieb in eine Zementfabrik und ein Werk zur Verarbeitung von Farbhölzern um. Dreimal kam es zu Explosionen, wobei 1844 zwei Menschen getötet wurden.

    Über die Kulmbacher Mühlen berichtete Kastelan und Heimatpfleger Harald Stark beim CHW.
    Über die Kulmbacher Mühlen berichtete Kastelan und Heimatpfleger Harald Stark beim CHW. Foto: Roland Dietz

    Ein weiterer Betrieb war die Rheinmühle, zuletzt als Fischersmühle bekannt. Die Dyzenmühle wurde 1398 errichtet und später Klostermühle und schließlich Beckenmühle genannt. Die Eichmühle in der Sutte ist in älteren Aufzeichnungen als Sandmühle bekannt war mit der 1398 erwähnten Grefenmühle identisch. Außerdem gab es noch die Wiesenmühle oder Bauernmühle und die Coster- oder Trappersmühle.

    Die Klostermühle kam 1627 in den Besitz des Plassenburger Festungskommandanten Hans Christoph Muffel von Ermreuth. Die Coster- und die Wiesenmühle befanden sich seit 1667 im Besitz des Kulmbacher Orgelmachers Matthias Tretzscher. Später wurde sie Limmersmühle genannt und jetzt wird sie von der Kommunbräu betrieben. Die Fischer oder Rheinmühle ist 1972 stillgelegt worden. Sie stand bis 1982 hinter dem Gebäude der Kulmbacher Polizei und wurde dann abgerissen.

    An der Eichenmühle wurde das Holz aus dem Fichtelgebirge verkauft

    An der Sutte bei der Grünanlage stand die Eichenmühle, wo auch das Holz der aus dem Fichtelgebirge geflößten Bäume verkauft wurde. Dort bestand lange Zeit auch ein markgräflicher Viehhof. Teile des 1986 abgebrochenen Kraftwerks sind noch sichtbar. Im Zuge der Automatisierung wurden die Betriebe oft als Kunstmühle bezeichnet, was jedoch nichts mit kreativen Werken zu tun habe, erklärte Harald Stark abschließend.

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