B urgkunstadt
Die Familie Schaumberg prägte mit ihrem Sitz auf der Altenburg lange Zeit die Entwicklung Burgkunstadts. Der Frage „Waren die von Schaumberg früher reicher Adel?“ ging der Historiker und Sonneberger Kreisheimatpfleger Thomas Schwämmlein bei einem Vortrag nach. Der Einladung von CHW und Kulturgemeinde in die Vogtei waren viele Interessierte gefolgt.
Thomas Schwämmlein ist ein wandelndes Lexikon bei Fragen über dieses Adelsgeschlecht, wie Jutta Löbling, die Vorsitzende der CHW-Bezirksgruppe Altenkunstadt anmerkte.
Wie sich der niedere Adel in Burgkunstadt etablierte erläuterte Thomas Schwämmlein eingangs. Die Ersterwähnung derer von Schaumberg erfolgte 1216 in einer Schenkung an das Kloster Banz, in der Heinrich I. und Otto I. mit dem Stammsitz ihres Geschlechtes auf Burg Schaumberg aufgeführt wurden. Diese Burg Schaumberg im Schalkauer Land wurde 1174 erstmals erwähnt. Die Herren von Schaumberg zählten zunächst unter anderem zur Ministerialität der Grafen von Andechs und späteren Herzöge von Andechs-Meranien und gehörten dem Fränkischen Ritterkreis an.
1349 wird die den Schaumberg zugeordnete Errichtung der Burg Rauenstein als hennebergisches Lehen genannt. 1358 schloss die Familie von Schaumberg einen sogenannten Burghutvertrag mit Bamberg für die Burg Schaumberg. 1434 wurden die von Schaumberg erstmalig in Burgkunstadt erwähnt.
Im Bauernkrieg von 1525 wurden die Altenburg und das Alte Schloss in Burgkunstadt zerstört. Hans Claus von Schaumberg ließ von 1575 bis 1582 das zerstörte Schloss Altenburg in der Burgkunstadter Oberstadt neu im Renaissancestil erbauen.
„Die Oberstadt ist der Punkt, von dem aus Burgkunstadter Stadtgeschichte erzählt wird“, betonte Schwämmlein. Eine Großburg der Markgrafen von Schweinfurt war im 9. Jahrhundert der Ausgangspunkt für die spätere wirtschaftliche Entwicklung. Einen großen Teil der langen Stadtgeschichte haben auch „die Ritter“ bestimmt, die Marschälle von Kunstadt, die Schenken von Siemau – und die Herren von Schaumberg. Deren Adelssitze „belegten“ einen großen Teil der einstigen Großburg.
Sie stellten sogar Bischöfe
Die Schaumberg waren zwischen 1405 und 1848 auf „der Behausung mit dem Turm in der Altenburg“ präsent, als Lehen des Hochstiftes Bamberg. „Altenburg“ war bis ins 19. Jahrhundert auch der Beiname der Burgkunstadter Linie. Die in Franken weit verzweigte Familie besaß lange Zeit auch Güter in der Umgebung in Strössendorf und Kleinziegenfeld. Sie stellte Bischöfe in Bamberg, Augsburg und Eichstätt, war in den Domkapiteln vertreten und bis in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges wirtschaftlich einflussreich.
Doch gab es einen wesentlichen Unterschied. Das Lehensherrensystem basierte auf einem persönlichen Herrschaftssystem. Es war angelegt auf der Grundherrschaft über Menschen auf einem gewissen Grund und Boden in den wachsenden Dörfern und Gemeinschaften. Anbau und Abgaben geschahen also durch Frondienst. Meist hatte es in solchen Orten nur einen Grundherren gegeben. Die Landesherrschaft bezog sich dagegen auf das Gesamt der Flächen wie bei der heutigen Staatlichkeit auch.

Den Lehensherren waren die Ministerialen untertan. Ministeriale waren eine Oberschicht ursprünglich unfreier Dienstleute im Hof-, Verwaltungs- und Kriegsdienst. Sie wurden von ihrem Grundherrn mit einer Funktion betraut, wie etwa der Leitung eines Hofes. Vom Dorf-Vogt bis in das Vorzimmer des Bischofs waren sie tätig und verschmolzen mit den Edelfreien des unteren Adels.
Eine Burg in der Burg
Dennoch stand darüber das Rittertum. Wo ein Ritter saß, hatte er auch das Sagen. Wer Grund und Boden besaß, konnte dort frei schalten und stand nicht so sehr im Blickfeld der geistlichen Obrigkeit. Die Altenburg in Burgkunstadt war ein großes Areal mit Schlossgebäude, Vogtei (noch erhalten) und Redwitzer Haus im Mittelpunkt. Dort konnten drei bis vier Adlige wie die von Schaumberg zusammen leben. Jeder hatte praktisch eine Burg in der Burg. Was sie sich leisten konnten, war eher überschaubar, so Schwämmlein. Daher wurden schon damals Schulden gemacht, da jeder seine Größe repräsentativ zeigen wollte.
Die von Schaumberg hatten wegen ihrer verzweigten Verwandschaft in ganz Franken ein großes Netzwerk, über das sie an verschiedensten Stellen großen Einfluss ausüben konnten. In den letzten 150 Jahren, in denen das Schloss abgerissen wurde, erlosch auch das Geschlecht derer von Schaumberg.