Im Vorzimmer seines Büros stapeln sich fein säuberlich nach Jahren geordnet die Urkundenkästen aus sieben Jahrzehnten Notariatsgeschichte. Für den neuen Notar Burgkunstadts, Dr. Fabian Eike Flaßhoff, verbirgt sich darin keineswegs die trockene, angestaubte Materie aus einem Buch mit sieben Siegeln, sondern der Stoff, der ihn täglich immer wieder aufs Neue antreibt, als Dienstleister für seine Mitbürger zu arbeiten.
Diese Materie, dem Laien zugänglich zu machen, dass ist dem frischgebackenen Notar ein Herzensanliegen. „Ich möchte juristisches Kauderwelsch in verständliches Deutsch übersetzen. Wenn ich spüre, dass die Leute es verstehen, dann macht mir das viel Spaß“, sagt Flaßhoff.
Typische Aufgabe eines Notars ist die Beurkundung von Rechtsgeschäften des Grundstücks-, Familien-, Gesellschafts- und Erbrechts. Einfach nur todernst eine Urkunde vorlesen ohne aufzuschauen, das kommt für den 36-Jährigen nicht in Frage. Ihm ist es wichtig, bei seinen Terminen eine fröhliche, lockere Atmosphäre zu schaffen ohne in Clownerie zu verfallen. „Dann hören die Leute auch bei einer ernsten Materie zu“. Für ihn gibt es aber auch Grenzen: „Wenn ich an einem Sterbebett sitze, mache ich keine Späße.“
Wenn Flaßhoff über die Schokoladenseiten seines Berufes berichtet, dann steht ihm nicht nur die Freude ins Gesicht geschrieben, sondern es blitzt auch immer wieder seine Liebe zur Didaktik, zur Vermittlung von theoretischem Wissen, auf. Mit Hingabe erzählt er, wie er in den vergangenen Jahren neben seiner Tätigkeit als Notarassessor an den Landgerichten Schweinfurt und Würzburg an der Ausbildung zukünftiger Richter und Rechtsanwälte mitgewirkt hatte. Am Ende seines Rückblicks steht für ihn die Erkenntnis: „Ich liebe es, Stoff zu vermitteln.“
Freude am Lehren

Seine Ausbildungstätigkeit will er fortsetzen, wenn sich der Stress der Einarbeitungszeit in Burgkunstadt gelegt habe. „Ich brenne für Jura“, sagt Flaßhoff über den Stoff, den andere als langweilig und trocken empfinden. Es bereite ihm Freude, Rechtsprobleme, gedanklich zu sortieren und zu vermitteln, sagt der Vollblutjurist.
In seinem Beruf ist der 36-jährige Coburger angekommen, wie im Gespräch mehr als deutlich wird. Aber auch in Burgkunstadt. „Beim Bäcker werde ich inzwischen erkannt“, sagt der neue Burgkunstadter Notar mit einem Lächeln.
In der Nähe seiner Familie arbeiten zu können, das habe für ihn immer erste Priorität gehabt. Doch das sei nicht so einfach gewesen. Schließlich gebe es 500 Notarstellen im Freistaat und ein kompliziertes Besetzungsverfahren für verwaiste Notariate. Es sei ein Glücksfall gewesen, wohnortnah eine Notarstelle gefunden zu haben: „Ich fühle mich hier fast wie zu Hause.“ Coburg ist derzeit noch sein Wohnort, doch einen Umzug nach Altenkunstadt oder Burgkunstadt will er nicht ausschließen. „Das Maintal ist eine traumhaft schöne Gegend“, schwärmt er.
Der Beruf eines Notars ist mental anstrengend und terminlich gut getaktet. Beim Joggen und bei der Gartenarbeit schafft sich Flaßhoff einen gesundheitlichen Ausgleich zu seiner Büroarbeit. Ein anderes Hobby muss derzeit zurückstecken. Aus der Lese- ist eine Hörbuchratte geworden, die sich auf den Fahrten von Coburg nach Burgkunstadt, im Auto Geschichten vorlesen lässt.
„Ich möchte juristisches Kauderwelsch in verständliches Deutsch übersetzen.“
Der Fachkräftemangel macht auch vor Notariaten nicht Halt. Waren es laut Bundesinstitut für Berufsbildung im Jahre 1998 noch knapp 4200 Personen, die in Deutschland eine Ausbildung zum Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten antraten, waren es 24 Jahre später nur noch 837, was einem Rückgang um mehr als 80 Prozent entspricht. Auch das Notariat in Burgkunstadt, das derzeit sieben Beschäftigte hat, sucht händeringend nach einem achten Mitarbeiter. Fündig ist man bislang noch nicht geworden.
Flaßhoff macht keinen Hehl daraus, dass er gerne ausbilden würde. „Der Ausbildungsberuf ist zu unbekannt, der Berufsstand zu klein“, konstatiert der Notar ernüchtert. Die Bestrebungen, die Weiterbildung zum Notariatsinspektor mit einem Bachelorstudiengang zu verknüpfen, ist für ihn ein Weg in die richtige Richtung.
Ein Umzug steht an

Wie geht es mit dem Burgkunstadter Notariat in der Bahnhofstraße weiter? An der Villa, in der einst die Familie Baur gewohnt hatte und heute das Notariat untergebracht ist, nagt der Zahn der Zeit. Das Haus weist statische Probleme auf und der Balkon ist marode. Kurzum: Das Anwesen, das sich im Besitz der Friedrich-Baur-Stiftung befindet, muss saniert werden. „Für Juni nächsten Jahres ist ein Umzug in das Gebäude Bahnhofstraße 24 angedacht, in dem sich einst eine Schuhfabrik befand“, teilt Flaßhoff mit.
Ob er dort bleiben oder wieder in das sanierte Gebäude zurückkehren wird? Flaßhoff ist noch am Grübeln, wird doch rund um den jetzigen Standort die Bahnhofstraße saniert. „Es entsteht ein schmuckes Umfeld mit einem kleinen Stadtpark, das geradezu einladend für meine Mandanten wäre. Zudem mag ich das Gebäude, weil es mit der Geschichte Burgkunstadts verwoben ist. Aber andererseits wäre eine Rückkehr mit einem zweiten Umzug verbunden“, wägt er Für und Wider ab. Die Entscheidung ist noch offen.
Dr. Fabian Eike Flaßhoff Familienstand: verheiratet, eine Tochter Ausbildung: Abitur am Gymnasium Ernestinum in Coburg (2006) Studium der Rechtswissenschaften an der Georg-August-Universität in Göttingen und der Université Saint-Quentin-en-Yvelines in Versailles, Frankreich (2006 - 2013) Erste juristsche Prüfung in Niedersachsen (2013) Rechtsreferendariat am Landgericht Leipzig (2018 - 2020) Zweite juristische Staatsprüfung in Sachsen (2020) Promotion zum Dr. iur an der Humboldt-Universität zu Berlin (2021); ausgezeichnet mit dem Karlheinz-Quack-Preis 2021 Beruflicher Werdegang: Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Görg Partnerschaft von Rechtsanwälten in Berlin (2012 - 2013) Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin (2013 - 2016), der Humboldt-Universität zu Berlin (2016 - 2018) und der Universtät Leipzig (2018 - 2019) Rechtsanwalt bei CMS Hasche Sigle, Leipzig (2021) Notarassessor in Bayern (2021 - 2023) Ernennung zum Notar auf Lebenszeit mit Amtssitz in Burgkunstadt (seit 1. August 2023)