Nach 162 Jahren kehrte ein außergewöhnliches Erinnerungsstück aus der Wirtschaftsgeschichte nach Burgkunstadt zurück: ein historisches Gefäß der ehemaligen Essig- und Likör-Fabrik Lindner. Dank gutem Willen, Einfühlungsvermögen und Sinn für Historisches hat es jetzt im Rathaus einen würdigen Platz erhalten.
Die erste Dampfmaschine
Eine bewegte Zeit war es, als Mitte des 19. Jahrhunderts die Industrialisierung auch in Burgkunstadt Einzug hielt und die erste Eisenbahnlinie eröffnet wurde. Die Stadt übernahm das alte Schaumberg-Schloss und auf dem Plan stand noch ein kleines Zollhäuschen, wo Brückenzoll erhoben wurde. Für Schubkarren mussten fünf Pfennig Zoll gezahlt werden, für größere Fahrzeuge zwischen zwölf bis 15 Pfennig. Auch das Vereinswesen entfaltete sich mit der Gründung des Gesangvereins Liederkranz und des Turnverein, wobei letzterer sogar dazu aufrief, auch eine Freiwillig Feuerwehr zu etablieren.

1862 war für die wirtschaftliche Entwicklung der Schuhstadt ein prägendes Jahr, denn 26 Jahre vor der Gründung von Josef Weiermanns erster mechanischer Schuhfabrik eröffnete der Burgkunstadter Bürger Eduard Lindner eine Senfmühle, in die er ein fünf PS starke Dampfkesselanlage einbaute. Allerdings betrachtete der Stadtmagistrat diese „technische Neuerung“ mit Sorge um das Leben der Beschäftigten. Doch da sich der Betrieb am östlichen Stadtrat befand, erhob der Magistrat schließlich keinen Widerspruch. So entstand die Essig-, Liqueur- und Senffabrik der Gebrüder Lindner. Der Sohn Max war zuständig für die Essig- und Senfherstellung, während sein Bruder Oskar die Herstellung der Liköre übernahm.
Ein Relikt aus dieser Epoche ein kunstvoll gestaltetes Essigfass aus Ton, versehen mit dem Firmenschriftzug, das jetzt wieder nach Burgkunstadt zurückkehrte. Was für eine Odyssee mag das schmucke Behältnis der Essig- und Senffabrik der Gebrüder Linder aus dem Jahr 1862 wohl hinter sich haben?
Von Thüringen nach Redwitz
Irgendwann landete es im südthüringischen Ort Neuhaus-Schierschnitz und der Besitzer schenkte es wohl nach der Wende einem Freund aus Redwitz, wo es nochmals den Besitzer wechselte, bis es zu Rosi und Willi Stark kam. Dank der Unterstützung von Karl Heinz Goldfuß gelangte das rund 50 Zentimeter hohe Fass aus graublauem Ton mit hölzernem Zapfhahn wieder nach Burgkunstadt. Dabei wurde auch der Wunsch der Eheleute Stark, dass dieses Gefäß im historischen Raum des Rathauses einen gebührenden Platz erhalten sollte, erfüllt.
Bürgermeisterin Christine Frieß bedankte sich herzlich für diese Zuwendung. Ebenso würdigte sie den Einsatz aller Beteiligten daran, dass dieses historische Exponat für die Nachwelt gesichert werden konnte.