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BURGKUNSTADT: Ein Zirkus kämpft in Burgkunstadt ums Überleben

BURGKUNSTADT

Ein Zirkus kämpft in Burgkunstadt ums Überleben

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    Besuch bei den Kamelen: Vorbeikommenden Passanten zeigen Alfredo Solero (Mitte) und seine Frau Corinna Renz-Solero (re.) gerne den Zirkus.
    Besuch bei den Kamelen: Vorbeikommenden Passanten zeigen Alfredo Solero (Mitte) und seine Frau Corinna Renz-Solero (re.) gerne den Zirkus. Foto: Roland Dietz

    Von der Corona-Pandemie ausgebremst, ist der Wanderzirkus Renz auf dem Festplatz in Burgkunstadt gestrandet. Eigentlich wollte die Zirkusfamilie in den Adventswochen ihr Zelt in Erlangen aufstellen. „Wir hatten uns auf den Duft nach Popcorn, Kinderlachen nach Clownsvorstellungen und Applaus für Auftritte mit Tieren von vielen Besuchern“ gefreut, berichtet Corinna Solero-Renz. Stattdessen stehen die großen Wohnwagen des kleinen Zirkusbetriebs ziemlich verloren auf dem Festplatz in Burgkunstadt. Schon von weitem ist zu sehen, dass im Zelt keine Vorstellungen stattfinden.

    Vergebliche Hoffnung auf einen Auftritt in Erlangen

    Die Situation ist so trist wie das Wetter an diesem Tag. Ihre Enttäuschung über die momentane Situation schildert Corinna Solero-Renz. „Für die geplanten Vorstellungen haben wir eine große Werbung aufgezogen, die völlig umsonst war“, berichtet sie. Seit über 20 Monaten habe der Familienzirkus keine geregelten Vorstellungen mehr. Und nun die Hoffnung auf bessere Zeiten zur Adventszeit in Erlangen von Corona wie weggewischt. „Wir sind froh, dass wir hier in Burgkunstadt die Möglichkeit haben, zu bleiben“, sagt ihr Ehemann Alfonso Solero, der gerade dazukommt. „Dafür sind wir der Stadtverwaltung mehr als dankbar.“ Solero stammt aus einer traditionsreichen Zirkusfamilie, doch so etwas hat er noch nie erlebt. Und was ihn bedrückt, ist die Tatsache, dass angesichts steigender Infektionszahlen keine Aussicht auf Besserung beziehungsweise die Möglichkeiten zu Aufführungen besteht.

    Die Familie weiß nicht, wie sie im Januar die Versicherungen zahlen soll

    Nicht nur finanziell ist das kleine Unternehmen ausgeblutet, die ausweglose Lage drückt auch auf die Psyche der siebenköpfigen Zirkusfamilie. „Wohnen in Burgkunstadt ist ein Stück weit Wohnen am Rand der Gesellschaft“, berichtet Corinna Solero-Renz. „Wir sind teilweise 18 Monate lang gar nicht mehr aufgetreten, das macht einem sprachlos.“ Durch das Auf und Ab der Infektionswellen sei eine Hoffnung nach der anderen geplatzt. Und die finanzielle Situation werde für die Zirkusleute immer schwieriger.

    Mit Bauchschmerzen denkt Alfonso Solero an die Zukunft. „Wir haben zu tun, damit wir alles aufrecht erhalten können, sollte es wieder losgehen“, berichtet er. Die Zirkusleute haben während der Corona-Pandemie kaum Einnahmen gehabt, aber die Ausgaben laufen weiter. „Es ist schon jetzt schwierig über die Runden zu kommen, doch was wird, wenn im Januar Versicherungsprämien und Steuern fällig werden?“ Mangels Einnahmen habe er sich von den Artisten trennen müssen „Wir können so gerade Futter und Heu von den heimischen Landwirten erwerben“, sagt er. „Es ist ein Alptraum, von dem man nicht weiß, ob man irgendwann wieder aufwacht.“

    „Zirkus ist Kunst und Kultur auf eine ganz besondere Weise, die für die Gesellschaft schon nötig ist.“

    Alfonso Solero, Direktor Wanderzirkus Renz

    Wann und wie es weitergehen könnte, fragen sich die beiden Zirkusleute nicht nur in schlaflosen Nächten. „Wir sind beide Kinder des Zirkus“, betont Alfonso Solero. „Ich habe nie etwas anderes gemacht, und es gibt uns schon in der siebten Generation. Wir sind tief in dieser Welt verwurzelt und möchten doch nur vernünftig darin leben können.“ Zusammen mit den Kindern ziehen er und seine Frau normalerweise das ganze Jahr quer durch die Lande. Sie bauen in jeder Stadt ihr Zelt auf und nehmen die Gäste mit in eine besondere Welt, die man nur im Zirkus findet. „Es ist Kunst und Kultur auf eine ganz besondere Weise, die für die Gesellschaft schon nötig ist“, betont der Zirkusdirektor.

    Dass man mit einem Zirkus dieser Größenordnung nicht reich werden kann, liege klar auf der Hand. „Es ist halt wie überall, der Unterhalt wird teurer, aber wenn wieder mal was geht, was Vorstellungen betrifft, können wir nicht extrem hohe Eintrittspreise verlangen.“, erklärt Alfonso Solero. „Trotzdem möchten wir weitermachen“, betont er.

    Landwirte spenden Futter, Anwohner Geld und Essen

    Dankbar sind er und seine Frau, dass immer wieder großherzige Menschen den Zirkus unterstützen. Landwirte, die Heu und Stroh für die 20 Tiere zur Verfügung stellten, oder Privatpersonen, die Geld oder Futter spendeten. Anwohner haben im ersten Lockdown sogar Essen vorbeigebracht. Zuwendungen egal in welcher Form nehme die Familie gerne entgegen.

    „Weihnachten werden wir sehr wahrscheinlich in Burgkunstadt verbringen. Verbunden ist dies schon auch mit der Hoffnung dass es nächstes Jahr wieder weitergeht“, meint Alfonso Solero dann doch etwas optimistisch. Und wie auf Kommando kommen die drei Lama-Kamele und schmusen mit Corinna Solero-Renz.

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