Es war anstrengend, hat den Kindern jedoch sehr gut gefallen. Unter dem Motto „Schlau wie nix für Kids“ hatte die Umweltstation des Landkreises im Rahmen des Jugend-Sommerferien-programms auf den Kordigast eingeladen. Die Kinder genossen die spannenden Entdeckungsreise auf dem gleichnamigen Naturlehrpfad sichtlich.
„Bei diesem abwechslungsreichen Rundweg kann jeder noch etwas über die Region lernen“, hatte Landrat Christian Meißner einmal gesagt. Und so ist es auch. Der Lehrpfad bietet ein großes Themenspektrum und damit Wissenswertes über Natur, Kultur und auch Historie des Altenkunstadter und Weismainer Hausbergs für Kinder ebenso wie für Erwachsene.
Die Exkursion führte von von der Umweltstation im Kastenhof über Giechkröttendorf bis hinauf zum Plateau des Kordigasts. Gut ausgerüstet mit Brotzeit und Getränken, ging es dann mit Jennifer Thiem von der Umweltstation zum Flüsschen Weismain, wo früher viele Mühlen betrieben wurden, um die Wasserkraft für viele Handwerkstätigkeiten zu nutzen.
Die Weismain entspringt im zehn Kilometer entfernten Kleinziegenfeld, was die meisten Kinder wussten. Am Ufer lernten sie, dass sich in dem klaren Wasser Forellen und Mühlkoppen sehr wohlfühlen. In Weismain ist die „Mühlkoppe“ ein Fisch, er immer noch häufig vorkommt. Die Weismainer nennen ihn seit alters her „Kaulhaaz“, was auch der Spitzname der Einwohner ist. Er ist sehr scheu aber bei klarem Wasser und mit gutem Auge am Wasserspielplatz durchaus zu sehen. Forellen schmücken sogar das Stadtwappen und weisen auf den früher reichen Fischbestand hin.

Auf dem Weg nach Giechkröttendorf erfuhren die Kinder, dass Weismain früher ein sehr kleines Städtchen war. Erst durch die Ansiedlung von Gewerbe und dessen Mitarbeitern, die sich niederließen und Häuser bauten, wuchs die Stadt. Ein Relikt dieser Industrialisierung ist das Gebäude einer ehemaligen Polstermöbelfirma. Auch die Kinder erzählten dazu einiges, denn viele Eltern sind bei einer Weismainer Baufirma oder Brauerei beschäftigt.
Beim imposanten Schloss Giechkröttendorf aus dem 16. Jahrhundert erfuhren die Mädchen und Jungs, dass es einst als Rittergut errichtet wurde. Von der Tierzucht kündet das Gutswappen des Adelsgeschlecht der „Giecher“, das Gänse und Scheren zieren. Während die Aufzucht des Geflügels hauptsächlich der Ernährung diente, wurden Schafe auch wegen der Wolle gehalten. Dafür wurden eigens Schafweiden angelegt.
Auf dem Weg rochen die Kindern auch, dass in den Ställen, an denen sie vorbeimarschierten, Pferden oder Rinder gehalten wurden. Spannend wurde es, als sie den Landwirt Manfred Hügerich trafen, der gerade seine freilaufenden Rinder fütterte. Er zieht hier schottische Highlandrinder groß die nicht nur äußerlich sehr robust erscheinen. „Irgendwann führt ihr Weg sie auch zum Metzger, aber hier haben sie ein gutes Leben“, erfuhren die Kinder.
Wiesenknopfbläuling und Pfauenaugen begleiten den Weg
Über Wiesen, Wald und Feld ging es hinauf zum Kordigast. Dabei bemerkten sie anhand der verdorrten Wiesen, wie sich der Wassermangel in diesem Jahr auswirkt. „Das bedeutet im trockenen Wald eine große Waldbrandgefahr“, erklärte Jennifer Thiem. Deshalb dürfen kein
e Zigarettenkippen oder sonstiges leicht brennbares Material weggeworfen werden. Auch die schönen Seiten an der Natur erlebten die Kinder. Sie sahen am Himmel kreisende Vögel, die nach Beute Ausschau hielten, und kleinere Vögel, die Insekten jagten. Beides sei für die Ausgewogenheit in der Natur sehr wichtig, erfuhren sie. Typische Schmetterlinge der Region sind der Wiesenknopfbläuling und das Pfauenauge, die in der warmen Sonne herumflatterten. Auch Käfer und Gräser und Pflanzen gab es zu bestaunen.

Und dann war es geschafft: Sie hatten das Gipfelkreuz des Großen Kordigast erreicht und genossen die wunderbare Aussicht in verschieden Richtungen. Auf dem Plateau machten sie Rast, trugen sich ins Gipfelbuch ein und nahmen ein Gruppenfoto auf. „Damit sie uns unten auch glauben, dass wir da gewesen sind“, meinte Kilian Herold.
Austoben durften sich die Kinder anschließend auf dem Abenteuerspielplatz „Spielwienix.“ Das Gelände auf dem Kordigast ist zu einer Attraktion geworden. Besonders das große Torhaus mit Riesenrutschen hatte es den Kindern angetan. Fröhlich lachend tollten sie über Klettergerüste, Doppelseilbahn sowie Wippen und Schaukeln. Über die „Steinerne Hochzeit“ ging es wieder zurück nach Weismain wo dem einen oder anderen die Anstrengung anzumerken war. „Wir gehen nächstes Mal wieder mit“, betonten die meisten trotzdem.
„Nur in der Natur bekommen die Kinder einen Bezug dazu. Und was man kennt und liebt, das schützt man auch.“
Jennifer Thiem, Umweltstation

Auch Jennifer Thiem zeigte sich sehr zufrieden über diese erste Exkursion. Außer der Wegstrecke war nicht viel geplant. Das sich aus der Umgebung ergebende Erlebnis stand im Mittelpunkt. „Vor allem für Kinder ist es wichtig, Zeit in der Natur zu verbringen und unsere Umgebung mit ihren Insekten, Pflanzen, Vögeln und Tierchen live kennenzulernen“, betonte sie. „Denn nur so bekommen die Kinder einen Bezug dazu. Und was man kennt und liebt, das schützt man auch.“