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BURGKUNSTADT: Friedrich-Baur-Stiftung verleiht Publikationsstipendium

BURGKUNSTADT

Friedrich-Baur-Stiftung verleiht Publikationsstipendium

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    Das mit 10.000 Euro dotierte Chamisso-Publikationsstipendium der Friedrich-Baur-Stiftung überreichte Geschäftsführer Dr. Otmar Fugmann (2. v. re.) der afghanischen Dichterin Mariam Meetra. Darüber freuten sich auch ihr Mentor Michael Krüger (li.) und Ali Abdullahi, der ihre Texte ins Deutsche übersetzt hatte.
    Das mit 10.000 Euro dotierte Chamisso-Publikationsstipendium der Friedrich-Baur-Stiftung überreichte Geschäftsführer Dr. Otmar Fugmann (2. v. re.) der afghanischen Dichterin Mariam Meetra. Darüber freuten sich auch ihr Mentor Michael Krüger (li.) und Ali Abdullahi, der ihre Texte ins Deutsche übersetzt hatte. Foto: Stephan Stöckel

    In ihrer Lyrik thematisiert Mariam Meetra immer wieder das Leid und den Schrecken von jahrzehntelangem Krieg und Terror in ihrem Heimatland Afghanistan. In der Alten Vogtei in Burgkunstadt ließ das am Sonntagabend niemanden unberührt. „In meinen Gedanken dauert der Krieg fort… Wo immer ich stehe, wo immer ich gehe, wo immer ich mich verberge, er tritt mir entgegen und spricht mit mir“, heißt es in ihrem Gedicht „Frauen im Krieg“. Dem Zuhörer kam unwillkürlich die Frage in den Sinn: Ist das Schreiben für die Schriftstellerin eine Art Traumabewältigung?

    „Selbstverständlich“, antwortet die Dichterin, die 1992 in Baghlan im Norden Afghanistans geboren wurde. Wenn man als Kind Krieg erlebt habe und dann im Fernsehen die Bilder aus der Ukraine sehe, dann lasse sie das nicht unberührt. Meetra empfindet Mitgefühl mit all jenen, die in Kriegen ihre Liebsten oder ihre Heimat verloren hätten. In solchen Momenten stellten sich aber auch Gefühle wie Unsicherheit oder Unruhe bei ihr ein.

    Sorge wegen Taliban in Köln

    Wie empfindet sie es, dass ein Taliban-Funktionär in einer Moschee in Köln gesprochen hat? „Dass ein Terrorist durch Deutschland reist und redet macht mir Angst.“ Von der Bundesregierung fordert sie Aufklärung, wie es dazu kommen konnte.

    Die afghanische Poetin, die seit 2015 in Deutschland lebt, erhielt das mit 10.000 Euro dotierte Chamisso-Publikationsstipendium der Friedrich-Baur-Stiftung. Der Preis wird alljährlich an einen Schriftsteller nichtdeutscher Herkunft verliehen. Geschäftsführer Dr. Otmar Fugmann von der Friedrich-Baur-GmbH überreichte ihr die Auszeichnung.

    Pianistin Margarita Kranovska umrahmte die Veranstaltung mit Werken von Chopin und Liszt.
    Pianistin Margarita Kranovska umrahmte die Veranstaltung mit Werken von Chopin und Liszt. Foto: Stephan Stöckel

    Mit dem Preisgeld wurde die Veröffentlichung ihres im Wallstein-Verlag erschienen Gedichtbandes „Ich habe den Zorn des Windes gesehen“ ermöglicht. In dem Buch sind ihre Gedichte im persischen Original und in deutscher Übersetzung abgedruckt. Der Iranische Lyriker Ali Abdullahi, der vor zwei Jahren das Stipendium erhalten hatte, hat die Gedichte aus dem Persischen ins Deutsche übersetzt.

    Unterstützt wird die Dichterin von einem Mentor, den die Bayerische Akademie der Schönen Künste bestimmt hatte.

    Das mit 10.000 Euro dotierte Chamisso-Publikationsstipendium ging in diesem Jahr an die afghanische Dichterin Mariam Meetra. Darüber freut sich auch ihr Mentor Michael Krüger.
    Das mit 10.000 Euro dotierte Chamisso-Publikationsstipendium ging in diesem Jahr an die afghanische Dichterin Mariam Meetra. Darüber freut sich auch ihr Mentor Michael Krüger. Foto: Stephan Stöckel

    Es handelt sich um Michael Krüger, Schriftsteller, Übersetzer, langjähriger Leiter des Carl-Hanser Literaturverlags und ehemaliger Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, der ebenfalls an der Preisverleihung teilgenommen hatte.

    „In meiner Heimat könnte ich derzeit keine Gedichte schreiben.“

    Ungute Erinnerungen verbindet Meetra mit ihrer Kindheit während der ersten Taliban-Herrschaft zwischen 1996 und 2001, wie sie im Gespräch mit dieser Zeitung verriet. „Die ersten drei Jahre verbrachte ich in einer Untergrundschule, weil es Mädchen verboten war, zur Schule zu gehen. Erst nach dem Einmarsch der USA im Jahre 2001 konnte ich wieder eine normale Schule besuchen. Meiner Mutter durfte damals unter den Taliban nicht als Lehrerin arbeiten.“

    Ali Abdollahi wies darauf hin, dass es in Afghanistan bereits vor 1200 Jahren eine Dichterin und über Jahrhunderte hinweg eine reiche poetische Tradition gegeben habe. Wie es unter der Herrschaft der Taliban um die Dichtkunst bestellt sei, wollte Krüger von Meetra wissen. „Es gibt keine Meinungsfreiheit und kulturelle Aktivitäten sind nicht erlaubt. In meiner Heimat könnte ich derzeit keine Gedichte schreiben.“

    Wie ist es um die Kultur in Afghanistan bestellt? Darüber sprach die Dichterin Mariam Meetra mit ihrem Mentor Michael Krüger (li.) und Ali Abdullahi, der ihre Texte ins Deutsche übersetzt hatte.
    Wie ist es um die Kultur in Afghanistan bestellt? Darüber sprach die Dichterin Mariam Meetra mit ihrem Mentor Michael Krüger (li.) und Ali Abdullahi, der ihre Texte ins Deutsche übersetzt hatte. Foto: Stephan Stöckel

    Die Hoffnung, dass in Afghanistan wieder bessere Zeiten anbrechen werden und aus dem Gottesstaat wieder eine Demokratie wird, hat die 31-Jährige, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Leipzig arbeitet, nicht aufgegeben. Ihr ist klar, dass das ohne internationale Unterstützung und einen politischen Plan nicht gelingen werde. Für die junge Afghanin steht fest: „Ohne Kultur kann ein Land nicht leben, weil sie ein wichtiger Teil der Identität eines Volkes ist.“

    Pianistin Margarita Kranovska aus der Ukraine verlieh der festlichen Veranstaltung mit ihren Interpretationen von Werken aus der Feder Frédéric Chopins und Franz Liszts musikalischen Glanz.

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