Herbert Kunzelmann und seine Frau Klara stapfen über den weichen Waldboden unweit des Weismainer Ortsteiles Weiden. Das Totholz knirscht leise unter ihren Stiefeln. Der Wald öffnet sich, und eine kahle Fläche kommt zum Vorschein. Der Borkenkäfer hat ganze Arbeit geleistet.
„Hier standen 100 Jahre alte Fichtenbäume. Als sie gefällt wurden, blutete mir regelrecht das Herz“, gesteht der Waldbauer und Vollerwerbslandwirt aus Weiden. Bei genauem Hinsehen erkennt man, dass hier schon wieder die Kinderstube des Waldes heranreift. Kunzelmann bückt sich und streicht mit seiner Hand über eine Douglasie. „Sie ist schön buschig“, schwärmt er.
Kalamitätsbekämpfung und professionelle Waldbewirtschaftung
Nicht nur das Schadinsekt hat ganze Arbeit geleistet, sondern auch Herbert Kunzelmann. Der 58-Jährige erhielt für seinen unermüdlichen Einsatz bei der Kalamitätsbekämpfung und seine professionelle Waldbewirtschaftung der Kahlflächen den Waldpreis „Die Goldene Hepppe“, den die Waldbesitzervereinigung (WBV) Lichtenfels Staffelstein und das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) alljährlich verleihen.

Rückblende. Im Herbst 2020 entdeckt der heute 58-Jährige bei seinem Verpächter und bei anderen Waldbesitzern in Weiden und Umgebung Käferbefall. Schnelles Handeln ist gefragt. Wie es der Zufall will, trifft Kunzelmann bei einer Fahrt mit seinem Schlepper auf Matthias Durst, der mit seinem Harvester gerade Bäume fällt. Der Unternehmer aus dem mittelfränkischen Alfershausen, der Forstarbeiten ausführt, lässt sich nicht zweimal bitten, das Käferholz aus den Wäldern rund um Weiden maschinell zu entfernen.
145 000 Festmeter Käferholz bei 26 Waldbesitzern
Durst, Kunzelmann und die Waldbesitzervereinigung tun sich zusammen, um die Kalamitäten unter Kontrolle zu bringen. 2500 Festmeter Holz werden eingeschlagen. Kunzelmann wiederum arbeitet 1000 Festmeter Käferholz in Eigenregie auf. Doch es sollte noch schlimmer kommen: In zwei Arbeitsrunden mussten im vergangenen Jahr von Sommer bis Spätherbst 145 000 Festmeter Käferholz bei 26 Waldbesitzern eingeschlagen werden.
Klara Kunzelmann zückt ihr Handy. Bilder und Videos erscheinen auf dem Display. „Der Holzstapel meines Mannes war 65 Meter lang und sechs Meter hoch. 35 Transporter waren nötig, um sein Holz zum Sägewerk zu transportieren.“ Herbert Kunzelmann hätte sich nie träumen lassen, dass einmal der Borkenkäfer in seinen Beständen so wüten würde.
Gegen den Rat des Revierförsters wieder Fichten gepflanzt

2003 hatte er entgegen dem Rat des ehemaligen Revierförsters Ludwig Winkler mit Fichten aufgeforstet. Diese stehen im Unterschied zu seinen älteren Fichtenbäumen, denen der Schädling den Garaus gemacht hat, noch wie eine Eins. Die Hitze und Trockenheit der vergangenen Jahre hatte auch auf dem Jura viele Fichtenmonokulturen geschwächt und die explosionsartige Vermehrung des Borkenkäfers begünstigt.
Mit einem klimatoleranten Mischwald wäre ihm das nicht passiert. „Im Nachhinein habe ich erkannt, dass das die bessere Alternative gewesen wäre“, räumt Kunzelmann seinen Fehler offen ein. Die Waldbauern auf dem Jura haben ihre Lehren daraus gezogen und mit der Aufbau eines klimatoleranten Mischwaldes begonnen.
„Für das Holz meiner alten, stolzen Bäume erhielt ich wenig Geld und musste auch noch draufzahlen für das maschinelle Ernten.“
Herbert Kunzelmann, Waldbesitzer

Im Herbst und Winter 2021/22 wurden von einem Trupp der Firma Durst 66 000 neue Pflanzen gesetzt. Im Herbst dieses Jahres sollen 30 000 weitere Bäume angepflanzt werden. Kunzelmann zählt die Baumarten auf, die sich zu einem stattlichen Mischwald entwickeln sollen: „Berg- und Spitzahorn, Buche, Douglasie, Elsbeere, Kirsche und Weißtanne.“

Derzeit liegt der Preis für Käferholz mit 82 Euro für den Festmeter auf einem hohen Niveau. Darüber freuen kann sich Kunzelmann allerdings nicht. Im Jahr 2020 lagen die Preise mit 23 Euro pro Festmeter noch im Keller. „Ich wurde damals doppelt bestraft. Für das Holz meiner alten, stolzen Bäume erhielt ich wenig Geld und musste auch noch draufzahlen für das maschinelle Ernten.“
Das Anpflanzen der neuen Bäume lässt Kunzelmann positiv in die Zukunft blicken. Er ist zuversichtlich, dass ein idyllischer Wald heranreift, in dem das Spazierengehen wieder Freude bereitet.