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BURGKUNSTADT: Großer Meister in der Produzentengalerie Burgkunstadt

BURGKUNSTADT

Großer Meister in der Produzentengalerie Burgkunstadt

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    Vorsitzender Otto Scheid freut sich über die Originale von Klaus Fußmann, die in der Produzentengalerie noch am Samstag und Sonntag gezeigt werden.
    Vorsitzender Otto Scheid freut sich über die Originale von Klaus Fußmann, die in der Produzentengalerie noch am Samstag und Sonntag gezeigt werden. Foto: Tim Birkner

    44 Werke von Klaus Fußmann sind an diesem Wochenende zum letzten Mal in der Produzentengalerie Burgkunstadt zu sehen. Der 87-Jährige übernahm vor über 50 Jahren eine Professur an der Hochschule der Künste in Berlin. Seine Bilder hingen und hängen in New York und Paris, Berlin und Aachen, Dresden und Berlin – und in Burgkunstadt.

    Fußmann war Lehrmeister der Generation an Malern, die heute die „Neuen Wilden“ sind. Einer von ihnen, Christopher Lehmpfuhl, ebnete den Weg für die 44 Werke nach Burgkunstadt. Ein Jahr lang leistete Kuratorin Lucia Scheid-Nam Überzeugungsarbeit, um einen der Hauptvertreter des Neoexpressionismus an den Obermain zu bekommen. Anders als Markus Lüpertz oder Georg Baselitz malt er eher gegenständlich. „Wir zeigen überraschend kleine Formate. Sie zeigen Blumen, Landschaften an der Ostsee oder aus dem Süden“, sagt Scheid-Nam. Sein Werk fasziniert die Kuratorin.

    Pinselzüge verselbständigen sich

    Einige Radierungen und auch Originalwerke konnte der Verein für Gegenwartskunst mit seinem Vorsitzenden Otto Scheid bereits auf der Vernissage verkaufen. „Kunst erfreut einen jeden Tag“, sagt er. Das hat sich inzwischen herumgesprochen. Gäste aus Bayreuth oder Bamberg, Nürnberg oder Würzburg kommen regelmäßig in die kleine Galerie des Vereins.

    Hier hängen überraschend kleinformatige Werke des großen Meisters Fußmann. „Daumesdick und mit breitem Pinsel wird die Ölfarbe auf den Malgrund gebracht – auf kleinformatige Leinwände oder MDF-Platten. Gegenständlichkeit löst sich in gestisch verselbständigte Pinselzüge auf, haptisch und schwer, in einen zähen, pastosen Farb-Brei, und findet am Ende dank des Vorstellungsvermögens des Betrachters, dank seiner Fähigkeit zur ergänzenden Wahrnehmung, zu ihren realweltlichen Motivzusammenhängen zurück“, sagte Kunsthistoriker Matthias Liebel bei der Eröffnung.

    Das ist der Stil, den sein Schüler Christopher Lehmpfuhl weiter entwickelt hat – erst im vergangenen Jahr waren dessen Werke auf der Giechburg zu sehen, ebenfalls eine Ausstellung der Produzentengalerie. Lehmpfuhl schafft seine großformatigen Gemälde mit den bloßen Händen. Dabei greift er in kiloschwer befüllte Farbeimer und klatscht die Farbe zentimeterdick auf die Leinwand, wo er sie in Spontanmischungen schwungvoll mit ihren Nachbarfarben verreibt. Wie ein Bildhauer modelliert er dann seine gegenständlichen Motive.

    Doch unter den 44 Bildern von Fußmann sind auch Aquarelle. „Von ähnlich suggestiver Kraft sind auch die gleichermaßen breitpinslig aufs Papier geworfenen Aquarelle: jetzt in etwas größerem Format, doch noch immer handlich. Auch hier entfaltet der diesmal allerdings überwiegend flüchtige und dünnflüssige Charakter der Farbe ein gestalterisches Eigenleben, das weit über das bloß Abbildhafte hinausgeht“, so Liebel.

    Grenzen des Materials ausloten

    Abseits der Metropolen zeigt die Produzentengalerie einen Querschnitt durch Fußmanns Schaffen – in kleinen Formaten. „In diesem Sinne überraschen die Werke von Klaus Fußmann in der vorliegenden Ausstellung durch werktechnische Vielfalt und gestalterische Raffinessen, durch ein fortwährendes Oszillieren zwischen abbildhafter Repräsentanz des naturweltlich Geschauten und dem Eigenwert der bildnerischen Mittel, man könnte auch sagen: zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion“, findet Kunsthistoriker Liebel.

    Die Kuratorin kombiniert diese Bilder mit Skulpturen von Klaus Rieck. Die Objekte, die er mit nach Burgkunstadt bringt, gehören zu zwei Themen-Kreisen, die ihn seit langem beschäftigen. Gibt es so etwas wie eine Urform? Und was ist die Essenz des Seins? „Wie kann ich beispielsweise das Wesentliche transportieren ohne etwas darzustellen?“, fragt Rieck. Er nähert sich beispielsweise über die Möbius-Schleife den Antworten. Sie ist ein verdrehtes Band, sodass man alle Seiten des Objekts abgeht, folgt man dem Band. „Für mich ist wichtig, dass diese Objekte von allen Seiten betrachtbar sind, sie haben keine Vorder- oder Rückseite“, sagt Rieck. Das Material variiert. Rieck verwendet sowohl Bronze als auch Marmor oder Sandstein.

    In der Bearbeitung von Stein beschäftigen ihn immer wieder Fragen, die das Material betreffen und die Brücke zu seinen Objekten sind. Wo sind die Grenzen? Wie dünn kann ich Stein schneiden? In der Figur „Kleiner Flügel“ ist das zu erleben. „Der Reiz ist, den Stein immer weiter auszudünnen – bis kurz vor dem Zerbrechen“, sagt Rieck. Das schwere Material wird so fragil und leicht. Zu sehen ist das beispielsweise auch bei seinem „Mond“. Wenn er im Gegenlicht steht, wirkt der Stein durchsichtig und scheint wie der Vollmond, der am Nachthimmel steht.

    Die 35ste Ausstellung mit Werken von Klaus Fußmann und Klaus Rieck. Die Werke von Klaus Fußmann sind nur noch am Samstag, 7. Juni, und Sonntag, 8. Juni, in der Produzentengalerie zu sehen, Schönberg 1, Burgkunstadt. Der Eingang in Kunstgarten und Galerie liegt in der Lichtenfelser Straße. Die Öffnungszeiten sind von 14 bis 17 Uhr.

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