Am Gymnasium Burgkunstadt wurde ein Abiturjahrgang verabschiedet, den Schulleiterin Lydia Münch als historisch bezeichnete. Die Corona-Pandemie, das Konzept der Mittelstufe plus und eine Schülerin mit einem Notendurchschnitt besser als die Traumnote 1,0 hatten ihm seinen Stempel aufgedrückt. Zu feierlichen Klängen, aber mit gebührendem Abstand zueinander, zogen die frisch gebackenen Abiturienten in die Obermain-Halle ein.
Nele Dumproff aus Schwürbitz kommt auf eine Durchschnitt von 0,7!
Unter ihnen befand sich auch Nele Dumproff. Die 18-jährige aus dem Michelauer Ortsteil Schwürbitz hatte das Kunststück vollbracht besser zu sein, als es der offizielle Notendurchschnitt von 1,0 auf ihrem Zeugnis aussagt. „Wenn man genau nachrechnet, kommt man auf einen Notendurchschnitt von 0,7“, stellte Oberstufen-Koordinator Thomas Hänel voller Stolz bei der Überreichung des Zeugnisses fest. Ein solches Ergebnis ergibt sich immer dann, wenn Schüler in ihren Fächern überwiegend die Note Eins Plus erzielen.

Die Traumnote 1,0 erzielten Lena Rüttinger aus dem Weismainer Ortsteil Görau und Julian Barnickel aus dem Burgkunstadter Ortsteil Mainklein. Dumproff will an der Universität Regensburg molekulare Medizin studieren. „Als neugieriger Mensch möchte ich einmal als Forscher in einem Labor arbeiten“, verriet die Schwürbitzerin im Gespräch mit dieser Zeitung. Gemeinsam mit Yasamin Naderi-Asrami hielt sie die Abiturrede.
Letztere blickte noch einmal auf die elfte Klasse zurück, in der „die Klausuren mit aller Wucht gekommen waren“, und ließ die Sorge, wie man das Geld für den Abiball beschaffen könne, nicht unerwähnt. „Doch dann kam die globale Pandemie, die uns allen den Boden unter den Füßen wegriss, und all diese Probleme schienen plötzlich belanglos“, sagte Naderi-Asrami.
„Plötzlich befand man sich in sozialer Isolation – es gab kein gemeinsames Feiern, Lernen und Treffen mehr. Andererseits konnte man sich aber auch auf den Abiturstoff konzentrieren.““
Schulleiterin Lydia Münch zur Corona-Pandemie und der Schulschließung
Als „einen starken Einschnitt und alles andere als normal“ bezeichnete Lydia Münch die Schulschließung. Was macht sie mit einem jungen Menschen? Eine Antwort darauf gab Dumproff, für die der Lockdown zwei Seiten hatte: „Plötzlich befand man sich in sozialer Isolation – es gab kein gemeinsames Feiern, Lernen und Treffen mehr. Andererseits konnte man sich aber auch auf den Abiturstoff konzentrieren.“ Dumproff und Naderi-Asrami bedankten sich bei den Lehrern, die sie in schwierigen Zeiten bestens auf das Abitur vorbereitet hätten.

Es war eine überschaubare Zahl an Personen, die an der Abschlussfeier teilnahm. Jeder Absolvent durfte nur zwei Begleitpersonen mitbringen – zumeist waren es die Eltern. Auch die Zahl der Abiturienten hatte sich mit 25 in Grenzen gehalten. Während am Lichtenfelser Meranier Gymnasium in drei Blocks verabschiedet werden musste, reichte in Burgkunstadt eine Verabschiedung aus.
Warum es so wenige Absolventen sind, erläuterte die Schulleiterin: „Sie haben sich vor fünf Jahren entschieden, im G8 zu verbleiben und damit unserer Schule und auch ihren damaligen Mitschülerinnen und Mitschülern die Möglichkeit eröffnet, das Projekt ,Mittelstufe Plus‘ zu verwirklichen.“ Es sieht vor, dass Schülerinnen und Schüler die Jahrgangsstufen acht bis zehn statt in drei in vier Jahren durchlaufen können. Dabei wird nach Jahrgangsstufe 9 ein Zusatzjahr („Jahrgangsstufe 9+“) eingeschoben.
In schwierigen Zeiten Nervenstärke bewiesen
Münch ermunterte die jungen Leute neugierig und wissbegierig zu bleiben, denn so die Rednerin: „Nur, wenn ich geistig beweglich bin und mich auf neue Situationen einstellen kann, bin ich für die Zukunft gewappnet.“ Stellvertretender Landrat Helmut Fischer legte ihnen ans Herz, immer Kontakt zu ihrer Heimatregion zu halten, die anspruchsvolle Arbeitsplätze bereithalte. Elternbeiratsvorsitzender Matthias Heppner bescheinigte den Absolventen, in schwierigen Zeiten Nervenstärke bewiesen zu haben, und Konrad Herold, sich das Rüstzeug erarbeitet zu haben, um aus ihrem Leben etwas zu machen.

David Rinker, Benjamin Naderi-Asrami und Thomas Keberlein von der Schülermitverwaltung (SMV) verabschiedeten sich mit Wehmut von einem Jahrgang, in dem jeder fünfte aktives SMV-Mitglied gewesen war. Einen Gedanken von Apple-Gründe Steve Jobs gab Oberstufenkoordinator Thomas Hänel den ehemaligen Gymnasiasten mit auf ihren weiteren Lebensweg: „Bleibt hungrig nach Visionen und bleibt verrückt, sie verwirklichen zu wollen.“ Stephan Stöckel.

Ehrung und Musik Ehrungen: Nicht nur die Schulbesten wurden mit Preisen bedacht, sondern auch Schüler, die sich in bestimmten Fächern, in der Theatergruppe, im Sport oder in der Schülervertretung (SMV) hervorgetan hatten. Für ihr gemeinnütziges Engagement wurde Sophie Krausche aus Altenkunstadt mit dem Preis des Fördervereins geehrt. Musik: Dafür sorgten in diesem Jahr drei Pianisten: Constantin Rinker, Greta Schaible (beide 7b) und Nina Werner (Q11). „Wegen der erhöhten Ansteckungsgefahr, die bei Blasinstrumenten und dem Singen besteht, verzichteten wir in diesem Jahr auf einen Auftritt von Big Band und Chor“, erläuterte Musiklehrer Matthias Reuß.