Das war ein Schüleraustausch, der es in sich hatte! Acht Jugendliche aus den Klassen 10 bis 12 und zwei Lehrer des Gymnasiums besuchten für mehr als zwei Wochen die Neuseeländische Partnerschule Boys‘ High School in Hamilton. Und in einer Hinsicht gab es keine zwei Meinungen: Es war eine „lifetime experience“, eine Erfahrung fürs Leben.
„Do you come from a land down under?“ – Nicht wenigen Mitteleuropäern kommt beim Gedanken an Australien oder Neuseeland sofort der Reggae-Sound der australischen Band „Men at Work“ aus dem Jahr 1981 ins Ohr. „Down under“ im Sinne von „unterhalb des Äquators“ steht für die beiden großen und zahllose kleinere Inseln im Südpazifik.
Küste, Urwald, Berge
„Und allein schon dorthin zu kommen, ist natürlich ein Abenteuer“, so Sportlehrer Alex Krebs, der am Burgkun-stadter Gymnasium auch das innereuropäische Erasmus+-Austauschprogramm betreut: „Dreimal Fliegen: 6,5 Stunden von München nach Doha, 17 Stunden bis Auckland und noch einmal eineinhalb Stunden mit einer windbedingt extrem holprigen Landung in Wellington, bei der der Landeapplaus echte Dankbarkeit ausdrückte.“ Das ergab mit Zwischenaufenthalten und einer Zeitreise in die Zukunft eine gefühlt fast zweitägige Anreise.
Doch was die Burgkunstadter vor Ort erlebten, entschädigte doppelt und dreifach für alle Reisestrapazen: „Zu sagen, die Natur war überwältigend, wäre glatt untertrieben“, so Alexander Krebs. „Gefühlt wechselt die Vegetation zum Beispiel bei einer Busfahrt alle 15 Minuten: Küste, Urwald, Berge – eigentlich alles außer Wüste.“
Dazu kam ein Kulturprogramm, das keine Wünsche offen ließ und neben den Naturschauspielen auch reichlich Begegnungen mit Land und Leuten bot. Bis in den Nachmittag begleiteten die deutschen Schüler ihre jeweiligen Partner im Unterricht. Beeindruckend auch, mit welcher Mischung aus Strenge und gleichzeitiger pädagogischer Zugewandtheit das Lehrer-Schüler-Miteinander in der riesigen Boys‘ High-School mit ihren rund 2400 Schülern funktioniert.
Rote Felsen und eine Robbe
Die verbleibende Zeit diente dem Besuch der Waitomo Caves, einer Tropfsteinhöhle mit zahllosen Lichtreflexionen durch dort lebende Glühwürmchen sowie des berühmten, 35 Meter hohen Makropafalls. Sogar eine Robbe trafen sie bei den Red Rocks, den roten Felsen, und ein Surfkurs mit zwei Profis brachte weitere unvergessliche Erfahrungen in Sachen neuseeländisches Lebensgefühl. In den Gastfamilien wurden weitere unvergessliche Ausflüge organisiert.
„Neben der Natur waren es aber auch die Menschen mit ihrer offenen, freundlichen Art und ihrem unglaublichen Respekt für die indigene Kultur der Māori, den aus der pazifischen Inselwelt stammenden früheren Einwanderern, die das einstmals unbewohnte Neuseeland lange vor den europäischen Seefahrern besiedelt haben und etwa ein Viertel der neuseeländischen Bevölkerung stellen. Seit 1987 ist ihre Sprache Te Reo Māori als zweite Amtssprache offiziell anerkannt“, so Englischlehrerin Christiane Schütz.
Antonio Salsano der Gastgeber
Und wie kommt man auf die Idee eines Schüleraustauschs mit Neuseeland? Auch das ist eine Geschichte voller Abenteuer. Sie beginnt bei Antonio Salsano, einem Sohn italienischer Einwanderer, der vor der Jahrtausendwende eine Pizzeria in Burgkunstadt betrieb, bereits damals lose Kontakte mit dem Gymnasium pflegte, dann eine Neuseeländerin heiratete und in deren Heimatland auswanderte, um nunmehr als Lehrer für Deutsch und Te Reo Māori die Verbindung aus „down under“ mit Oberfranken wieder anzubahnen.
Im September 2023 weilte Toni mit rund 20 Schülern bereits eine Woche in Burgkunstadt – und nicht nur durch ihren traditionellen Haka-Tanz am Bahnhof und vor dem Lehrerzimmer ist schon damals so etwas wie ein Funke rund um die Weltkugel übergesprungen. Kein Wunder also, dass es schon Pläne gibt für einen erneuten Gegenbesuch in Burgkunstadt. Aktuell laufen die Planungen und es werden hierzu bereits die ersten Gastfamilien in der Schulfamilie gesucht.