Ruhig ist es beim Musikverein in Geutenreuth wegen der Corona-Pandemie geworden. Während die Musiker sonst beim Fasching den Ton angaben, dürfen sie jetzt nicht auftreten. Auf eine Rückkehr zur Normalität hofft auch der rührige Vorsitzende Hans Will. Dem 69-Jährigen fehlt die Musik sehr. Schließlich spielt er bei der Weismainer Blasmusik seit der Wiedergründung im Jahre 1963 mit. Er ist der letzte aktive Musiker, der seit der Wiedergründung dabei ist.
„Das Besondere ist halt auch: Der Hans ist halt immer da, wenn er benötigt wird“, lobt Dirigentin Marion Müller-Eitzenberger. Wenn bei einem Festzug ein Musiker gesucht wird, der mit den Becken oder der großen Trommel den Marschrhythmus vorgibt, lässt sich Hans Will nicht zweimal bitten. „Außerdem ist er ein gutes Bindeglied zwischen Alt und Jung in der Kapelle und ein Vorbild“, sagt sie.
„Bei uns kann man sich halt ganz einfach wohlfühlen.“
Hans Will, Vorsitzender des Musikvereins

Seit den 1960-er Jahren spielt Hans Will auch in seinem Heimatort Geutenreuth beim Musikverein. „Wir sind in Geutenreuth kein klassischer Ausbildungsverein, auch wenn da schon einiges geschieht“, berichtet der 69-Jährige. „Es war für mich immer wichtig, dass in Geutenreuth bei Festivitäten eine eigene Musik dabei ist.“ Die Geselligkeit und die Freude an der Musik sind das verbindende Element. Das ist bei Auftritten wie dem „Kerwesrumspielen“ zu spüren.
Die 22 Musiker stammen nicht alle aus Geutenreuth, sondern kommen aus acht Stammkapellen und vier Landkreisen. Andreas Hübner wohnt in Großziegenfeld, Manfred Nüsslein in Veitlahm, Rainer Macht in Kasendorf, Reiner Ender in Hochstadt, Alfred Herold in Modschiedel oder Musikurgestein Michael Will in Motschenbach.
Dass der Kontakt auch in Corona-Zeiten erhalten bleibt, dafür sorgt 2. Vorsitzender Alexander Hofmann, der bei der Nutzung der neuen Medien unverzichtbar ist. Er hat eine Whatsapp-Gruppe für den Musikverein eingerichtet. „Viele haben zur Weihnachtszeit angerufen, um die besten Wünsche zu überbringen oder einfach, um sich mal eine halbe Stunde am Telefon auszutauschen“, freut sich Hans Will.
Beim Weihnachtsgottesdienst wenigstens vor der Kirche gespielt

Alle Auftrittsmöglichkeiten, die die Infektionsschutzmaßnahmen erlaubten, haben die Musiker im verganenen Jahr genutzt. So haben sie den „Kerwagottesdienst“ ausgestaltet und geprobt. Zusammen mit Alexander Hofmann spiele Hans Will beim Weihnachtsgottesdienst zwar nicht in der Kirche St. Erhardt, aber zumindest davor – natürlich in gebührendem Abstand.
„Der Verein ist solide aufgestellt“, betont Hans Will. Das sei auch den Dirigenten, wie dem unvergessenen Herbert Maiwald (1965 bis 1993), Udo Dauer (1994 bis 2008) und seitdem Gerhard Mager zu verdanken. Kontinuität bestimmte auch die Vereinsführung. So hat Hans Will das Amt des Vorsitzenden vor sechs Jahren vom inzwischen verstorbenen Siegfried Haselmann übernommen, der fast 30 Jahre lang an der Spitze des Vereins stand. Vor ihm hatte Werner Hümmer 13 Jahre lang das Amt inne.

Bauen kann der Verein auch auf die Treue der Mitglieder, die ihn nicht nur mit ihrem Beitrag unterstützen, sondern auch als Begleiter und Zuhörer bei Auftritten. Beeindruckend ist die Zahl von 135 Mitgliedern bei 136 Einwohnern. „Bei uns kann man sich halt ganz einfach wohlfühlen“, schwärmt Hans Will.
Beim Hochwasser hilft er mit dem Traktor

Neben der Musik engagiert er sich in vielen Ehrenämtern für seinen Heimatort. Vom 15. bis zum 65. Geburtstag leistete er Dienst bei der Freiwilligen Feuerwehr Geutenreuth und war 25 Jahre lang deren Schatzmeister. Gerne hilft er auch bei Arbeiten für die Dorfgemeinschaft mit seinem Traktor, wie jüngst beim Hochwasser, als ein Sturzbach durch den Ort schoss. Als gläubigem Christ liegt Hans Will die Kirche St. Erhardt am Herzen. 15 Jahre lang hat er sich als Kirchenpfleger engagiert und unterstützt seine Frau bei ihrem Einsatz als Messnerin. Seit fast 60 Jahren pilgert er mit der Weismainer Vierzehnheiligenwallfahrt alljährlich zur Basilika. Meist mit seinem Bariton, mit dem er gerne auch in anderen Vereinen oder Formation bei Bedarf mitspielt.
Gerne bearbeitet er seine Ackerflächen, auch wenn das im Vergleich zur früher betriebenen Schweinezucht inzwischen eher ein Hobby sei. Seit 20 Jahren ist er Jagdvorsteherm zwölf Jahre lang war er bei der Jagdgenossenschaft Schriftführer, seit 35 Jahren ist er BBV-Ortsobmann und fungiert immer noch als Feldgeschworener. Obwohl er diese Ehrenämter gerne versieht, wünscht er sich: „Wenn Jüngere da sind, sollen sie schon Aufgaben übernehmen, die in unserer schönen Dorfgemeinschaft wichtig sind.“
Auch wenn er gern reist und bereits in Südamerika, China und den USA war, fühlt sich Hans Will in heimatlichen Gefilden am wohlsten. Als heuer Schnee fiel, nutzt er die Gelegenheit für Touren auf seinen Landlaufskiern zwischen Geutenreuth und Niesten.
Auch der frühere Baur-Chef Albert Klein bei Proben
Als stellvertretender Gruppenleiter beim Baur Versand lernte er den früheren Vorsitzenden der Geschäftsführung Albert Klein kennen. Beide verbindet die Liebe zur Musik. Und so kam es, dass der Klarinettist Albert Klein bei Proben in Geutenreuth zugegen war. „Jeder ist bei uns willkommen, das war so und wird auch weiterhin so bleiben“, betont Hans Will. Und er hofft, dass die Musiker bald wieder auftreten und anschließend noch bei einem Bier zusammensitzen können.