„Ob die wohl früher wohl auch schon ihre Zuhörer so zu begeistern wussten?“, fragte ein Zuhörer des Jubiläumskonzerts der Weismainer Blasmusik. Auch nach 280 Jahre hat die Musik nichts von ihrer Faszination verloren, wie bei der gelungenen Darbietung am Sonntag deutlich wurde. Es war ein Geschenk für die Bürger anlässlich des 280-jährigen Bestehens der Blasmusik und ihrer Wiedergründung vor 60 Jahren. Auch der Patenverein aus Johannistal und die befreundeten Musiker aus Pödeldorf waren dabei.
Ein kurzweiliges Konzert hatten die Verantwortlichen auf die Beine gestellt. So wurden auf einer Leinwand Bilder aus den vergangenen 60 Jahren gezeigt wurden. Viele schöne Erinnerungen, oft humorvoll dargestellt, wurden so wieder lebendig. Auch die Vorstellung der Musikerinnen und Musiker auf dieser Art und Weise sowie die Moderation durch 2. Vorsitzende Bianka Bähr gefielen.

In seiner Chronik erinnerte Ehrenvorsitzender Norbert Müller an eine wechselvolle Entwicklung der Weismainer Blasmusik. Besonders ging der auf abgehaltene und besuchte Bezirksmusikfeste, die Arbeit von Dirigenten wie Herbert Maiwald und Ludwig Will oder Vorsitzende wie Ludwig Eitzenberger oder Paul Lawatsch ein.
Norbert Müller und Hans Will spielen seit 60 Jahren mit
Außerdem wurden Musiker, die 60 Jahre in der Kapelle gespielt haben, vom Bezirksvorsitzenden des Nordbayerischen Musikbundes Thomas Kolb und Kreisvorsitzendem Horst Sünkel ausgezeichnet. Dieses außergewöhnliche Engagement würdigte auch Vorsitzender Jörg Daschner. Norbert Müller und Hans Will sind seit 60 Jahren immer da gewesen, wenn sie gebraucht wurden. Ebenso Klaus Beßlein in seiner 50-jährigen Mitgliedschaft. Sie haben ihr Hobby mit Begeisterung gelebt und somit die jüngeren Generationen inspiriert.

Die Kapellen der Weismainer Blasmusik präsentierten sich hervorragend. „Weismain kann ich zu seiner Blaskapelle nur beglückwünschen“, betonte Thomas Kolb. Die zusätzlichen Übungseinheiten, sogar mit dem Ludwigschorgaster Musikprofi Rainer Streit als Dozent, hatten sich mehr als bezahlt gemacht. Und Dirigentin Marion Müller-Eitzenberger hatte ein ebenso anspruchsvolles wie unterhaltendes Programm zusammengestellt.
Viel Beifall erntete die kleine Jugendkapelle. Die Kids wurden von den altgedienten Musikern Georg Herrmann und Gerhard Mager unterstützt. Und mit der Gründung einer Bläserklasse kamen Hans-Jürgen Steeger und Roland Säum mit ihren Trompeten dazu. Wie gut Alt und Jung harmonieren, zeigten sie mit den Stücken „Linus und Lucy“ sowie „Latin Fire“. Der elfjährige Nachwuchsschlagzeuger Leon Eitzenberger gab gekonnt die Rhythmik vor und der große Beifall war der kleinen Truppe sicher.

Klanggemälde über die Lebensalter und schmelzende Gletscher
Mit zwei beim Wertungsspiel gemeldeten Kompositionen zeigte sich die Hauptkapelle in sehr guter Form. Wie eine große Hymne begann die „Celebrations-Ouvertüre“ sehr klangschön. Die Komposition von Kees Vlak über die Entwicklungen im menschlichen Leben interpretierten die 27 Musiker eindrucksvoll. Die schöne lockere Melodie klang wie ein modernes Intro zu einer Show. Ein zartes Flügelhornsolo führte zu einem rockigen Thema und einem festlichen Finale.
„Schmelzende Riesen“ von Armin Kofler beschreibt klangmalerisch das Verschwinden der Gletscher. Die musikalische Bildbeschreibung schildert mit schönen Klangfarben die Erhabenheit der Gletscher. Es folgte eine Fahrt mit Schlittenhunden durch die Arktis, wobei die spielerische Einleitung durch Flöten und Klarinetten durch den impulsiven Vortrag der anderen Musikgruppen fortgesetzt wird. Das Ausmaß der Klimaänderung wird mit einem Mal ersichtlich, wenn die bewegende Musik abrupt endet und in eine Art Klagelied mündet. Erst zum Schluss keim wieder Hoffnung auf eine bessere Zukunft durch die nächsten Generationen, wunderschön träumerisch durch zahrtes Querflöten-Spiel symbolisiert, mit dem, wie auch schon bei Übergängen Dr. Angelika Nothum und ihre Tochter Elisabeth glänzten. Ein Pianissimo, dass im Nichts endete.
Munter ging es weiter mit „Lausbubenspäße“, einer schwungvoll und melodisch dargebotenen Polka aus dem Repertoire der Blasmusik „Lublaska“ aus der Schweiz. Was für ein toller Musiker er schon in jungen Jahren ist, bewies Felix Eitzenberger an der Posaune. Mit voll klingender Tonqualität in der Einleitung startete er den Welthit „Matrimony“ von Gilbert O'Sullivan, begleitet von Birgit Langer und Gerhard Mager. In Südtiroler Marschtradition brachten sie den „Kaiserin-Sissi-Marsch“ klangvoll zu Gehör.
Eine gelungene Premiere feierte das erstmals zusammen auftretende Gesangsduo Marion Müller-Eitzenberger und Alexander Hofmann mit der Polka „Grüß Gott ihr Freunde, aus nah und fern“. Viele Zuhörer hätten gerne mehr von ihnen gehört. Dass das Blasorchester auch höheren Ansprüchen genügt, zeigte es beim Militärmarsch „Jubelklänge“. Mit dem Welthit „Downtown“ von Petula Clarke hatte die Dirigentin ein klasse Arrangement für Blasmusik gefunden. Mit dieser Hommage an die Stadt New York brachten die Musikern das Publikum zum mitwippen. Es folgten die volkstümliche Bodensee-Polka, der Walzer „Liebe auf den ersten Ton“ und „Meine Polka“. Besonders im Zusammenspiel zeigten die Weismainer, dass sie diese Art von Musik gerade im Intonationsbereich sehr gut beherrschen.

Beim „Frankenliedmarsch“ singen alle mit
Heiter wurde es bei „The Bare Necessities“, dem Hit „Probier´s doch mit Gemütlichkeit“ aus dem Film „Dschungelbuch“. Jede Musikgruppe spielte das Thema an, doch am eindrucksvollsten gelang das Jörg Daschner auf der Tuba. Mit „So schön ist Blasmusik“ als einer Hommage an sich selbst klang ein besonderer Abend der Weismainer Blasmusik aus. Mit Ovationen im Stehen forderten die Zuhörer noch Zugaben. Bei der Blasmusikhymne „Böhmischer Traum“ und dem „Frankenlied-Marsches“ sangen alle kräftig mit.
„Es war schön mit den großen Musikern einen ganzen Abend zu musizieren“, betonte Nachwuchsmusikerin Emma Eitzenberger. Sie werde auch weiter üben, um wieder dabei sein zu können, sagte sie und schon war sie im Pulk ihrer den Abend feiernden Musikerkollegen verschwunden.