„Aus dem Weltraum sieht man nur die Chinesische Mauer und die hochaufragende Alte Vogtei.“ So begann Josef Brustmann den jüngsten Kultursonntag. Schon die Begrüßung ließ erahnen, dass es nicht nur besinnlich werden sollte. „Es heißt ja eigentlich Weihnachtsprogramm, aber zwei Stunden Weihnachten, das halte ich nicht aus – und Sie auch nicht“, ließ er verlauten. Und so begann er den Abend mit Auszügen aus seinem Programm „Das Leben ist kurz – kauf die roten Schuh'“.
Mausoleum der Kandidaten
Und das hatte es durchaus in sich. „Ich komme ja aus Wolfratshausen“, sagte Brustmann. „Das ist das Mausoleum der gescheiterten Kanzlerkandidaten.“ Ein uriger Ort, so Brustmann. Da wäre zum Beispiel der Toni. Seines Zeichens Leichenwäscher und Totengräber in Personalunion. Warum? „Er wollte immer mal was mit Menschen machen.“ Und nebenbei schreibt er Grabsteinsprüche. Wie für den Kaminkehrer. „Er kehrt nie wieder.“ Oder als Auftragsarbeit einen Spruch, den eine Frau ihrem Mann auf den Grabstein meißeln ließ. „Ruhe in Frieden, bis wir uns wiedersehen.“
„Wer Waffen sät, wird Flüchtlinge ernten.“
Ja, Brustmann ist bissig. Und politisch mit Sicherheit nicht unbedingt korrekt. Seine Familie stammt aus Mähren, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg vertrieben und landete ausgerechnet in Wolfratshausen. Wem der Ort bekannt vorkommen sollte, es ist der Drehort für „Hubert und Staller“ bzw. „Hubert ohne Staller.“ Als achtes von neun Kindern war das Leben mit Sicherheit nicht leicht. „Aber wir haben trotzdem viel gelacht“, so Brustmann.
Er lernte Tuba, Kontrabass, Klavier und Cello, spielte an diesem Abend auf der Gitarre, der Zither und dem Akkordeon. Und er erinnert sich. „Meine erste Jeans hab ich 1964 bekommen. Die habe ich dann in der Badewanne angezogen, damit die schön eng saß. Und nie wieder ausgezogen, bis sie eigentlich nur noch in Fetzen hing.“ Und so wanderte sie in die Altkleidersammlung. „Bis meine Kinder die dann für viel Geld als Designer-Jeans in den 90-ern gekauft haben.“
Aber so richtig bissig wird er, wenn es um Politik geht. „Söder ist ja für ein Bayerisches Raumfahrprogramm. Er will auf den Mond. Mir soll es recht sein“, lästerte er und wird etwas später sehr deutlich. „Wer Waffen sät, wird Flüchtlinge ernten. Deutschland hat gut gesät.“ Doch damit nicht genug. „1880 sind sehr viele Deutsche in die USA ausgewandert. Unter anderem der Großvater von Donald Trump. Da haben wir Glück gehabt. Aber Trump ist ein genialer Schauspieler. Dick und Doof in einer Person.“
Nach der Pause sollte es weihnachtlich werden. Sollte. Aber auch in diesem Programmteil wurde Brustmann mitunter bissig. Er erinnerte sich. „Mit acht kam ich in den Kirchenchor.“ Und etwas später zu den Sternsingern. „Am Anfang, da gab es Äpfel und selbst gebackene Kekse an den Türen. Dann kam das Wirtschaftswunder und es gab gekaufte Süßigkeiten und exotische Früchte. Später dann Geld, so ein paar Groschen oder mal 50 Pfennig. Wir haben brav unser Lied gesungen und sind durch die Häuser. Doch eine Weile später gingen die Türen nur einen Spalt auf und man drückte uns einen Zehnmarkschein in die Hand. Das Geld haben wir uns geteilt, Taschengeld gab es ja damals nicht. Bis der Pfarrer das mitbekommen hat. Dann ist er selbst mitgegangen.“
Seitenhiebe auf die Kommerzialisierung und den Termindruck zu Weihnachten konnte er sich nicht verkneifen, auch die Kirche bekam seinen „Segen“. So wie Petrus zu Maria meinte, sie könnten doch auf der Erde mal Urlaub machen. Zuerst wollte Maria nach Palästina, aber Petrus winkte ab: „Da hat man mich schon mal verfolgt.“ Auch Rom fiel aus, denn da habe man ihm den Kopf abgeschlagen. Doch sein Vorschlag mit Lourdes fand bei Maria Zustimmung: „Da war ich noch nie.“
Das Publikum honorierte seine Ausführungen immer wieder mit spontanem Szenenapplaus und ließ ihn ohne Zugaben nicht von der Bühne, die Josef Brustmann auch gerne gab.