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BURGKUNSTADT: Kultursonntag: „Winterreise“ in neuem, musikalischem Gewand

BURGKUNSTADT

Kultursonntag: „Winterreise“ in neuem, musikalischem Gewand

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    Ein eingespieltes und brillantes Trio (v. li.): Hugo Siegmeth am Saxophon und an der Bassklarinette, Stefan Hunstein als Sprecher und Axel Wolf an der Laute und Theorbe.
    Ein eingespieltes und brillantes Trio (v. li.): Hugo Siegmeth am Saxophon und an der Bassklarinette, Stefan Hunstein als Sprecher und Axel Wolf an der Laute und Theorbe. Foto: Corinna Tübel

    Während draußen der Nachtfrost langsam wieder aufzog, nahm der Kultursonntag sein Publikum mit auf eine „Winterreise“ der ganz anderen Art. Denn statt des mehr oder minder bekannten Liederzyklus aus der Feder des Komponisten Franz Schubert erlebten die Gäste eine neue und moderne Auseinandersetzung mit diesem „Klassiker“.

    Starke Gefühle, große Gesten

    Drei Künstler hatten nämlich den Anspruch, ihrem Publikum „eine neue Perspektive“ auf dieses Werk zu eröffnen, dessen Bewunderung in ihrer Begrüßung leise mitschwingt. Es waren dies Axel Wolf an der Laute und Theorbe, Hugo Siegmeth an Saxophon und Bassklarinette und schließlich Stefan Hunstein als Sprecher. Von einer Singstimme fehlt jede Spur. Stattdessen vermochte es der rezitierte Text in bewusst kurzen Einheiten die Gäste mit in die Winterwelt des jungen Wanderers in der Geschichte eintauchen zu lassen – ja, den Text noch bewusster aufzunehmen. So zog die Hauptfigur nach einem Liebeserlebnis aus eigener Entscheidung ohne Ziel und Hoffnung hinaus in die Welt und teilte seine Eindrücke und Begegnungen in musikalischer und wortreicher Form: Die Bandbreite der Emotionen des Wanderers reicht von überschwänglicher Freude über Enttäuschung und Wut bis hin zur Melancholie.

    In jedem Fall sind es starke Stimmungsgegensätze, die Stefan Hunstein auf exzellente Weise in seiner Stimme, Mimik und Gestik vermittelte. Ja, vielleicht ist es sogar die Freiheit dieser weiten Interpretation, die die Geschichte – trotz der altertümlichen Sprache – näher in die Gegenwart trägt. So schreit der Künstler etwa plötzlich mit rauer, nahezu heißerer Stimme seine Verzweiflung heraus: „Es bellen die Hunde, es rasseln die Ketten“ und später: „Ich bin zu Ende mit allen Träumen.“ Sein imitiertes Hundegebell unterstreicht die Hoffnungslosigkeit der Geschichte.

    Ein Blues im Lied „Im Dorf“

    Stefan Hunstein (li.) präsentierte die „Winterreise“ nach Franz Schubert in neuem Gewand- nämlich als Sprecher.
    Stefan Hunstein (li.) präsentierte die „Winterreise“ nach Franz Schubert in neuem Gewand- nämlich als Sprecher. Foto: Corinna Tübel

    Es ist schwer zu sagen, ob die Musik nun die Worte oder die Worte nun die Musik unterstützten. Die Künstler haben mal „fast wörtliche Zitate, mal ein Thema, mal eine freie Interpretation“ arrangiert, so erklärten sie sich. Es sind laute und leise Töne, schnelle und langsame Phasen, altertümlich anmutende neben interessanten, modernen Sequenzen. So klingt etwa Lied Nr. 17 „Im Dorf“ wie ein heutiger Blues. Das Saxophon fängt dabei ausgezeichnet die Grundstimmungen der Winterreise ein. Die Laute begleitet es dabei und schlägt die feinen Töne des Lebens an. Hugo Siegmeth brillierte hier durch enorme Fingerfertigkeit an immerhin elf Saiten des Instruments. Im späteren Verlauf scheinen die Instrumente ihre Rollen zu wechseln.

    Immer wieder klingen bekannte Melodiesequenzen durch. Auch das bekannte Lied „Am Brunnen vor dem Tore“ erhielt ein neues musikalisches Gewand, das ebenso die Aufmerksamkeit des Publikums auf den Text legte, der in seiner Grundidee noch immer aktuell ist. Es geht um menschliche Existenz, Glück und Enttäuschung, um Neubestimmung der eigenen Position in seiner Welt und um Träume vor dem Hintergrund einer Winterlandschaft.

    Am Ende der musikalischen Geschichte trifft der Wanderer auf einen Leiermann, der frierend seine Leier dreht, aber von niemandem gehört wird. Mit der Frage: „Wunderlicher Alter, Soll ich mit dir geh'n? Willst zu meinen Liedern Deine Leier dreh'n?“ endet ein spannender, hochkarätiger Kultursonntag der Kulturgemeinde Burgkunstadt, die von der Friedrich Baur Stiftung unterstützt wird. Und am Ende des Abends in der Alten Vogtei hat wohl so mancher Gast seine ganz eigene Reise ins „traumwandlerische Ich“ angetreten…

    Andreas Rebers ausverkauft

    Der nächste Kultursonntag findet am 4. Februar um 17 Uhr statt. Unter dem Titel „rein geschäftlich - Neues vom Moralweltmeister“ wird der deutsche Kabarettist, Autor, Musiker und Komponist Andreas Rebers sein Soloprogramm präsentieren. Die Veranstaltung ist bereits ausverkauft.

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