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ALTENKUNSTADT: Liedermacher Wolfgang Buck begeistert in Altenkunstadt

ALTENKUNSTADT

Liedermacher Wolfgang Buck begeistert in Altenkunstadt

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    Der fränkische Liedermacher Wolfgang Buck schenkte den Zuhörern bei seinem Auftritt in der ehemaligen Altenkunstadter Synagoge Lieder zum Genießen, Lachen und Nachdenken.
    Der fränkische Liedermacher Wolfgang Buck schenkte den Zuhörern bei seinem Auftritt in der ehemaligen Altenkunstadter Synagoge Lieder zum Genießen, Lachen und Nachdenken. Foto: Stephan Stöckel

    Dieser Zahnarztbesuch tat nicht weh. Das „Ahaha“ glich eher einer Ode an die Schadenfreude als einem schmerzerfüllten Schreien. In der ausverkauften ehemaligen Synagoge in Altenkunstadt, die ein Lied lang zum Behandlungsraum geworden war, erklang am Samstagabend erstere aus 77 Kehlen. Wolfgang Buck als Patient auf der Bühne machte mit, was viele Zuhörer aus eigener Erfahrung kennen. „Den Buhrer haldi logger aus, doch etz fängder oh zum Redn“, sang der Liedermacher aus Erlau bei Bamberg, den der Kulturverein Altenkunstadt eingeladen hatte.

    Seinen Fans fiel es dabei wie Schuppen von den Augen: In diesem unangenehmen Momenten hat man wirklich keinen Nerv für einen Doktor, „der dich vollschmarrt“, wie es der Sänger wörtlich formulierte. Aus Bucks Munde war mitunter nur ein Gestammel zu hören, das eindrucksvoll verdeutlichte, dass man mit „Absauchchlauch im offenem Munde“ einem Arzt, der in dem Stück auch noch über „die große Lüüch vom Klimawandl“ doziert, wahrlich kein Paroli bieten kann

    Nur elf Namen sind geblieben

    Der Sänger und Gitarrist schenkte den Zuhören Liedern zum Genießen, Lachen und Nachdenken. Aufrüttelnd war die Weise „Elf Nama“, die von elf Trabelsdorfer Juden handelt, „verschollen in Minsk, Auschwitz oder ercherdwu“, wie Buck sang. Die Namen hatte er in einem Verzeichnis mit den Namen jüdischer NS-Opfer aufgespürt, das sich im jüdischen Museum der Altenkunstadter Synagoge befindet. Ein Lied wider das Vergessen, das an diesem Sommerabend keinen kalt ließ. Weder die Zuhörer, noch den Autor selbst, der im Gespräch mit dieser Zeitung einräumte: „Mir wären fast die Tränen gekommen.“

    Tränen ganz anderer Art, nämlich Freudentränen, lachte man bei Bucks urkomischem Sprechgesang „Des vom Schweinebraten.“ Wie ein Wasserfall ergossen sich die Vokabeln der fränkischen Genüsse, „die Schwaddn vo di Sau, der greene durchdrehde Wirsching oder a Zwerchla vom Fässla“ über das Publikum. So sinnlich beschrieben, dass einem allein schon beim Zuhören das Wasser im Munde zusammenlief.

    „Besuffne Männer lassn sich vo ihre nachtblinden Fraue hamfahrn.“

    Auch auf seine Oma Kuni kam Buck zu sprechen, die er als einfache Frau beschrieb, die einwandfrei Fremdsprachen beherrschte. „Statt Geldbeutel sagte sie Portemonnai, der Bürgersteig war das Trottoir. Und die Uhr gegenüber am Bahnhof hing dort Vis-a-Vis.“ Oder eben „Visäwie“, wie der Franke sagen würde. So heißt auch eine ruhige, entspannte Ballade auf Bucks aktuellem Album „Visäwie“, in der er aufzählt, was man so alles gegenüber erlebt oder sieht.

    Wenn der Erlauer zu erzählten beginnt, dann flimmert das wahre Leben vor dem geistigen Auge des Zuhörers vorüber. Das ist eine von Bucks großen Stärken. Zum Beispiel die Sendung „Franken kehrt“, in der am Samstagnachmittag die Dorfratschn ihren großen Auftritt hat. Wer kennt sie nicht die besserwisserischen Beifahrer? Buck besang den weiblichen Typus in dem Song „Besuffne Männer lassn sich vo ihre nachtblinden Fraue hamfahrn“, der einem ironischen Parforceritt glich, bei dem sich die Akkorde auf seiner akustischen Gitarre fast schon überschlugen.

    Fränkische Lebensweisheiten

    Der fränkische Barde hatte auch jede Menge Ratschläge parat. Im Leben sollte man der Reihe nach agieren oder „aans nach dem annern“, wie der Franke sagen würde. Und eine Handvoll Zugaben. Bei der letzten nahm er das Publikum, das nach einem tollen Konzert begeistert Beifall geklatscht hatte, schon gedanklich mit auf seine bevorstehende Heimreise nach Erlau. Bei den Zuhörern stellte sich nach dem anregenden Konzertabend ebenfalls das von ihm besungene Gefühl ein, das da lautete: „Ich bin leichd und frei und bin daham“.

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